Ruhrgebietschronist trifft Kulturlegende: Eine foto_grafische BegegnungVon Petra Grünendahl
„Wir freuen uns, unsere beiden Künstler hier zusammen präsentieren zu können“, erklärte Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt. Die beiden Oberhausener Künstler haben viele Berührungspunkte: Rauchende Schlote und Industriewüsten, streikende Arbeiter – zahlreiche Themen des Ruhrgebiets finden und begegnen sich in der Fotografie von Rudolf Holtappel (1923–2013) und in der Malerei und Grafik von Walter Kurowski (1939–2017). Diese werden hier in der Ausstellung teilweise gegenübergestellt in ihren unterschiedlichen Stilen: Die Fotografien scheinbar objektiv, die Illustrationen und speziell die Karikaturen sehr politisch. „Ich finde, sie ergänzen sich“, so Vogt. Was besonders dort deutlich wird, wo ein Werk des einen in der Monografie des anderen hängt. Obwohl beide in Oberhausen lebten, blickten sie auch immer wieder künstlerisch zum südwestlichen Nachbarn nach Duisburg.
Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen präsentiert Fotografien des Oberhausener „Ruhrgebietschronisten“ Rudolf Holtappel zusammen mit Malerei, Plakaten, Illustrationen und Karikaturen des Oberhausener Zeichners Walter Kurowski. Die Direktorin der Ludwiggalerie stellte die Sonderausstellung gemeinsam mit den Kuratorinnen Miriam Hüning (Holtappel) und Kerrin Postert (Kurowski) im Pressegespräch vor. Die Kuratorinnen haben als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen die beiden künstlerischen Nachlässe, die seit 2017 die Sammlung der Ludwiggalerie bereichern, aufgearbeitet und erschlossen. Sie wurden retrospektiv bereits einzeln präsentiert und stehen sich nun erstmalig in einer gemeinsamen Ausstellung direkt gegenüber. In eigenen monografischen Räumen werden zusätzlich die zentralen Themenschwerpunkte der beiden Künstler gezeigt. Die gesamte künstlerische Breite Rudolf Holtappels wird durch die Motive der Warenhausfotografie, Theateraufnahmen und Industriekulissen präsentiert. Malerei, Plakate, Karikaturen und Zeichnungen demonstrieren die Vielfalt im Schaffen von Walter Kurowski. Die Ausstellung ist ab Sonntag, 23. Januar, für das Publikum geöffnet.
Echte Oberhausener Kulturschätze
Rudolf Holtappels Nachlass mit etwa 360.000 Negativen in Schwarz-Weiß und Farbe, mehr als 6.000 Fotoabzügen und über 600 Diapositivbögen wurde 2017 von der Stadt Oberhausen angekauft. Im gleichen Jahr wird der Nachlass Walter Kurowskis mit über 3.000 Werken erworben. Dank der Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) konnten die Nachlässe wissenschaftlich und konservatorisch aufgearbeitet werden. Die Ausstellung in der Ludwiggalerie würdigt mit über 250 fotografischen Arbeiten von Rudolf Holtappel und über 150 Exponaten von Walter Kurowski diese wichtigen Oberhausener Protagonisten. Kulturpartner ist WDR 3. Den Flyer zur Ausstellung gibt es hier zum Download.
Biografien und Kataloge zur Ausstellung
Der Ruhrgebietschronist RUDOLF HOLTAPPEL (1923–2013), arbeitet nach seiner Meisterprüfung in der Fotografie 1950 als freier Bildjournalist und Fotograf. Der Wahl-Oberhausener prägt mit seiner Bildsprache jahrzehntelang das visuelle Erscheinungsbild des Warenhauskonzerns Karstadt (1964–1995) sowie zahlreicher Industrieunternehmen an Rhein und Ruhr, darunter Henkel (1974–2002). Seine Aufnahmen beeinflussen das Bild des Theater Oberhausens in der Ära Büch (1961–1970) und Ära Weise (1992–2003) sowie der Stadtbildbände namhafter Verlage (Carl Lange Verlag/Mercator-Verlag).
RUDOLF HOLTAPPEL – Die Zukunft hat schon begonnen. Ruhrgebietschronist Theaterdokumentarist Warenhausfotograf. Eine fotografische Werkschau von 1950–2013; herausgegeben von Miriam Hüning und Christine Vogt, 2. Auflage, 272 Seiten, Verlag Kettler, 29,80 Euro (ISBN 978-3-86206-815-9). Diese Ausstellung hatten wir 2020 besucht: Unser Bericht.
WALTER KUROWSKI (1939–2017) bewegt als Kulturlegende und einziger Oberhausener Stadtkünstler über 50 Jahre lang die künstlerische und musikalische Szene der Stadt und malt und zeichnet sich so in ihr Gedächtnis. Der prämierte Absolvent der Folkwangschule kämpft mit seiner Kunst als einer der deutschlandweit wichtigsten Karikaturisten in den 1970er und 1980er Jahren an der Seite der Arbeiter für Frieden und Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung und Ausbeutung. Als Plakatgestalter erhält er jahrzehntelang Aufträge für Kulturveranstaltungen, politische Organisationen und Gewerkschaften.
WALTER KUROWSKI – Künstler Karikaturist Kulturlegende. Eine Werkschau von 1956–2015; herausgegeben von Kerrin Postert und Christine Vogt, 160 Seiten, 29,80 Euro (ISBN 978-3-932236-45-7).
Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl
Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen
Die Sonderausstellung im Großen Schloss läuft bis zum 8. Mai 2022. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. Montags ist Ruhetag, feiertags sowie Oster- und Pfingstmontag ist jedoch geöffnet. Geschlossen ist am 24., 25. und 31. Dezember sowie 1. Januar. Der Eintritt kostet 8,00 Euro (ermäßigt 4,00 Euro, Familien mit zwei Erwachsenen plus Kindern 12,00 Euro). Außerdem gibt es ein Kombiticket mit dem Gasometer Oberhausen für 14,00 Euro.
Öffentliche Führungen finden im Großen Schloss sonn- und feiertags um 11.30 Uhr statt. Zudem gibt es Kuratorinnenführungen (mit Miriam Hüning und Kerrin Postert, jeweils sonntags: am 6. Februar, 6. März und 4. März, jeweils um 15 Uhr) und Direktorinnenführungen mit Dr. Christine Vogt (jeweils mittwochs: am 9. Februar und 27. April, jeweils um 16 Uhr). Alle Führungen sind im Museumseintritt inklusive. Details zum Rahmenprogramm zu den Ausstellungen – hier sind es mehrere Lesungen, eine Podiumsdiskussion sowie das Jazz-Karusssell als Gast – sowie zum museumspädagogischen Angebot gibt es hier. Tagesaktuelle Informationen zu den Corona-Regeln auf gibt es auf der Website.
Ebenfalls bis zum 8. Mai 2022 zeigt die Ludwiggalerie in einer Ein-Raum-Ausstellung „VINYL! Die Comic-Cover“ ausgewählte Exemplare von Comic-Plattencovern aus der Sammlung von Eckart Sackmann als Präsentation in Verbindung mit einer Videoinstallation und der entsprechenden musikalischen Untermalung. Hier mehr …
Ab 6. Februar 2022 zeigt die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen im Kleinen Schloss „ausgelöst“, Fotografien von 1968 bis heute von Manfred Vollmer (bis 15. Mai 2022).
Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen ist eines der 21 RuhrKunstMuseen. Sie befindet sich an der Konrad-Adenauer-Allee 46 in 46049 Oberhausen. Anfahrt am besten über die A42, Abfahrt Oberhausen-Zentrum. Weitere Infos: ludwiggalerie.de.
© 2022 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
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