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Niederrheinische IHK: Jahresempfang in der Mercatorhalle mit Christian Lindner

Trotz wirtschaftlicher Sorgen eine Rückkehr zu etwas Normalität
Von Petra Grünendahl

Ihk-Präsident Burkhard Landers war digital zugeschaltet beim Jahresempfang der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl.
„Wir hatten nach zwei Jahren der Pandemie gehofft, mit den wärmeren Tagen wieder aufatmen zu dürfen. Aber nun herrscht in Europa wieder Krieg“, sagte IHK-Präsident Burkhard Landers. „Putin schert sich nicht um das Völkerrecht, ihn interessieren weder Leben, Freiheit noch Menschenwürde.“ Wirtschaftlichen Folgen träfen auch die Unternehmen, die alle Sanktionen vom ersten Tag an aus Überzeugung unterstützt hätten. Das habe massiv gestörte Lieferketten zu Folge, einen gebremsten internationalen Handel und eine hohe Inflation. Landers wandte sich gegen Krieg und Gewalt, mahnte aber: Auch die Pandemie sei noch nicht vorbei.
Gastredner Christian Lindner beim Jahresempfang der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl.
Die Zukunft der Innenstädte, Kampf gegen Leerstände, Digitalisierung und Fachkräftemangel stünden weiterhin auf der Agenda, während man sich Gedanken mache, wie man aus fatalen Abhängigkeiten (z. B. vom russischen Gas) raus komme. „Wir können uns in Deutschland im weltweiten Wettbewerb der Systeme nur behaupten, wenn wir entschlossen und gemeinsam handeln“, so der IHK-Präsident. Die Zukunft der Industrie stehe dabei an erster Stelle. Mit der CO2-neutralen Stahlproduktion und der Versorgung von energie-intensiven Industrien stünde man vor großen Herausforderungen, die man nur gemeinsam meistern könne: „Wenn uns diese gemeinsame Strategie nicht rasch und zuverlässig gelingt, laufen wir Gefahr, unsere Industrie schleichend zu verlieren.“ Und: „Woran wir gemeinsam arbeiten müssen, ist ein breites, auch bürgerschaftliches Bekenntnis zu Wirtschaft, Wertschöpfung und Investitionen. Unser Wohlstand ist keine Selbstverständlichkeit.“

 

IHK-Vizepräsident Werner Schauerte-Küppers begrüßte die Gäste beim Jahresempfang der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl
Die Niederrheinische IHK hatte zum Jahresempfang, der in Vor-Corona-Zeiten zum Jahresbeginn Tradition hatte, in die Mercatorhalle eingeladen. Gut besucht war die Veranstaltung, auch wenn es etwas weniger Gäste waren als bei den Neujahrsempfängen: Manch einer hatte wohl wegen Corona Bedenken und sah von einer Teilnahme ab. Dank 2G+ plus zusätzlichem Coronatest bot die Veranstaltung fast schon einen Hauch von Normalität, die viele Gäste nach zwei Jahren Einschränkungen als sehr wohltuend empfanden. IHK-Vizepräsident Werner Schauerte-Küppers vertrat bei der Begrüßung den IHK-Präsidenten Burkhard Landers, der wegen einer Corona-Erkrankung seine Rede digital hielt – aus seinem Arbeitszimmer in Wesel übertragen. Geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Institutionen trafen sich nach den Reden von Burkhard Landers und Gastredner Bundesfinanzminister Christian Lindner im Foyer des großen Saals bei einem Imbiss zum entspannten Networking. Dass diese Veranstaltung so stattfinde, sei gut, sagte Lindner: „Wir müssen verantwortbare Schritte zurück zur Normalität gehen.“

 

 
Russland, aber auch China: Abhängigkeiten der deutschen Wirtschaft reduzieren

Gastredner Christian Lindner beim Jahresempfang der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl.
Sowohl die verabschiedeten Entlastungspakete als auch die Investitionen in die Bundeswehr seien notwendig, so Bundesfinanzminister Christian Lindner, eine „Investition in unsere Freiheit“. Er verteidigte die Sanktionen gegen Russland, aber auch den Verzicht auf ein Embargo auf russisches Gas: „Die Sanktionen sollen Putin treffen, aber nicht die deutsche Wirtschaft schwächen.“ Er forderte die deutsche Wirtschaft auf, angesichts gestörter Lieferketten ihre Innovationskraft zu mobilisieren, auch um sich aus der Energieabhängigkeit von Russland zu befreien. Er warnte aber auch davor, dass bei einem gleich bleibend hohen Niveau von Energiekosten der Staat nicht unendlich lange einspringen könne. Er mahnte, sich nicht nur aus russischen Abhängigkeiten zu befreien, sondern auch aus chinesischen: „China ist starker Handelspartner, aber ein systemischer Rivale, der unser Gesellschaftsmodell und Völkerrechte nicht anerkennt.“

 

Gastredner Christian Lindner beim Jahresempfang der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl.
In der Ukraine sei er vor Corona zu Gesprächen wesen, erzählte Lindner: „Ich hatte damals den Eindruck, dass man sich realer Probleme bewusst war, aber die Ukrainer auch klare Vorstellungen davon hatten, wohin sich ihre Gesellschaft entwickeln sollte: In Richtung Westen mit seinen liberalen Werten und sozialer Marktwirtschaft.“ Deswegen habe Putin angegriffen: „In der Ukraine werden auch unserer Werte verteidigt!“ Solidarität dürften keine leeren Worte sein: „Wir unterstützen die Ukraine!“ Er verwies auf die Verpflichtung Deutschlands, als wirtschaftliche Macht auch politische Verantwortung in Europa zu übernehmen: „Das geht über finanzielle Hilfen und Waffen hinaus.“ Die Flüchtlinge, zumeist Frauen mit Kindern, fragten hier nach Registrierung, Sprachkursen und Möglichkeiten zur Arbeit: „Wir sollten sie Willkommen heißen und integrieren und uns am Wiederaufbau der Ukraine beteiligen“, so der Finanzminister. Den Kommunen sagte er weitere Hilfen zu: Für die Altschulden könne er sich einen Deal vorstellen, dass eine Entschuldung durch Bund und Länder mit einer Selbstverpflichtung der Städte zum Einhalten einer Schuldenbremse einher gehe. Oberbürgermeister Sören Link ebenso wie die anwesenden Vertreter von Kommunen der Kreise Wesel und Kleve werden dies mit Freude vernommen haben.

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Niederrheinische IHK

Jahresempfang der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl.
Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg – Wesel – Kleve zu Duisburg vertritt das Gesamtinteresse von rund 70.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve. Sie versteht sich als zukunftsorientierter Dienstleister und engagiert sich als Wirtschaftsförderer und Motor im Strukturwandel.

 
© 2022 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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