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Küssdenfrosch eröffnet Freies Kolumbarium Rheinkirche in Duisburg-Homberg

Wachgeküsst: Mit einen anderen Blick auf den Tod“
Von Petra Grünendahl

Schale für die Urne zur Trauerfeier. Foto: Petra Grünendahl.
„Die Kirche war in einem schlechten Zustand, so dass eine grundlegende Sanierung nötig wurde“, erzählte Andreas Knapp. Insbesondere der undichte Dachstuhl habe es ihn sich gehabt: Schimmel und Holzschwamm im Gebälk. Das wurde an dem denkmalgeschützten Gebäude nicht nur aufwendig, sondern auch teuer: Rund 2,5 Mio. Euro hat allein die Sanierung gekostet. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, reizvolle alte Gebäude für eine neue Nutzung zu entwickeln“, erklärte Knapp. Aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist die ehemalige Kirche dann als Kolumbarium: Bis zu 9 Meter hohe Regale stehen im Mittelschiff, die bis zu 4.500 Urnenboxen Platz bieten könnten. „Wir werden hier aber nur etwa 3.500 Plätze anbieten, weil wir in den Regalen Lichtöffnungen lassen wollten“, so der Projektentwickler. Weitere 3.000 Grabplätze stehen in Gemeinschaftsräumen im Obergeschoss. In der Apsis, wo früher der Altar stand, finden die Tauerfeiern statt. In den Seitenschiffen ist Raum für Bilder der Verstorbenen und Kränze, die dort nach dem Begräbnis gute zwei Wochen aufgestellt sind und damit einen direkten Bezug für „Friedhofsbesucher“ bieten.

 

Küssdenfrosch-Geschäftsführer Andreas Knapp Im Mittelschiff vor den Regalen für die Urnenboxen. Foto: Petra Grünendahl.
Die Küssdenfrosch Wachküssgesellschaft eröffnet nach einer mehrjährigen Sanierung das Freie Kolumbarium Rheinkirche in Duisburg-Homberg. Küssdenfrosch-Geschäftsführer Andreas Knapp stellte das Projekt im Pressegespräch vor. Die Architekten und Projektplaner aus Düsseldorf kaufen sanierungsbedürftige Gebäude mit Potenzial, die sie für eine angemessen Nachnutzung entwickeln. Sie sind in Düsseldorf und der Region tätig.

 

 
Gräberstätte moderner Prägung in denkmalgeschützen Gebäude

Küssdenfrosch hat die Rheinkirche in Duisburg-Homberg zu einem Kolumbarium umgebaut. Foto: Petra Grünendahl.
Die ersten Skizzen seien Ende 2017 nach dem Kauf des Gebäudes entstanden, erzählte Architektin Regine Naudascher. Schon lange war das 1894 im neo-gotischen Stil erbaute Haus als Kirche nur noch sporadisch genutzt worden. Der Verkauf wurde nötig, weil die Gemeinde die Kosten für dringend nötige Sanierungsarbeiten nicht stemmen konnte. Mit Küssdenfrosch fanden sie einen Käufer. „Wichtig war uns bei der Suche nach einer Nachnutzung der respektvolle Umgang mit dem Gebäude und seiner Geschichte“, erklärte Andreas Knapp. Dabei ist hier ein Friedhof ganz anderer Art entstanden: Der „Begräbnisraum“ hat nicht nur Aufenthaltsqualität, sondern soll auch für kleinere Events, Kunstausstellungen oder Konzerte genutzt werden können. Die passende Akustik bietet das Kirchengebäude dafür allemal. Dass eine Grabstätte keine „Friedhofsatmosphäre“ verbreiten muss, zeigen Bestattungsriten in anderen Ländern, die mehr von Lebenslust als von Trauer geprägt sind: „Wir wollen hier diesen etwas anderen Blick auf den Tod: Wir wollen ihn mit ins Leben holen“, philosophierte Projektentwickler.

 

 
Das freie Kolumbarium in der Rheinkirche

Im Mittelschiff nehmen bis zu 9 Meter hohe Regale die Urnenboxen auf. Foto: Petra Grünendahl.
Die von Küssdenfrosch gegründete Betreibergesellschaft der offenen, nicht konfessionsgebunden Begräbnisstätte, Kolumba GmbH, arbeitet mit allen Duisburger Bestattern zusammen: Diese kümmern sich in Duisburg um rund 6.000 Sterbefälle jährlich, von denen heutzutage etwa 70 Prozent eingeäschert werden. Der Trend gehe zu alternativen Bestattungsformen weg vom klassischen Friedhof, sagte Andreas Knapp, der hier für das Kolumbarium Chancen sieht. Menschen mit einem Bezug zu diesem ehemals evangelischen Kirchengebäude – Kirchenbesuche, Taufe, Konfirmation oder Hochzeit – hätten ihn bereits angesprochen und Interesse bekundet, sagte er. Allerdings, so Stefan Schuster, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, stünde ein Begräbnis im Freien Kolumbarium Rheinkirche allen, auch anderen Konfessionen und nicht Konfessionsgebundenen offen.

 

Raum zur Besinnung zwischen den Regalen mit Urnenboxen im Mittelschiff. Foto: Petra Grünendahl.
Die Mindestruhezeit beträgt im Kolumbarium 12 Jahre, danach kann jährlich verlängert werden, solange Hinterbliebene diesen Ort zur Trauer brauchen. Nach Ablauf der Ruhezeit wird die Asche über eine unterirdische Zisterne dem Erdreich zugeführt. Für 12 Jahre kostet diese Grabstätte im Mittelschiff der Kirche 3.500 Euro (inklusive Grabpflege), in den Gemeinschaftsräumen 1.200 Euro. Die Reservierung einer Grabstätte ist für 120 Euro pro Jahr möglich. Wer bereits eine Grabstätte reserviert hat, darf im Garten der Gedanken auch sein eingeäschertes Haustier begraben.

 

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In den Seitenschiffen ist Raum für Trauer nach dem Begräbnis. Foto: Petra Grünendahl.
Die Sanierung ist wegen des maroden Dachstuhls deutlich teurer geworden als ursprünglich veranschlagt. Dafür gab es dann aber Fördergelder von Bund und Land in Höhe von rund 350.000 Euro für die denkmalgerechte Sanierung. In den kompletten Innenausbau nach der Sanierung sowie die Gestaltung der 2.000 Quadratmeter großen Gartenanlage hinter der Kirche ist eine weitere Millionen Euro geflossen. Allein die acht Stelenkonstruktionen mit rund 5.000 laufenden Metern Holz schlugen mit etwa 700.000 Euro zu Buche. Auch die Orgel die ist funktionstüchtig wieder hergerichtet.

 

Trauerfeiern sollen in der Apsis stattfinden. Foto: Petra Grünendahl.
Wie ein Friedhof wird das ehemalige Kirchengebäude ebenso wie der angrenzende „Garten der Gedanken“ tagsüber (dienstags bis freitags zwischen 11 und 16 Uhr) auch öffentlich zugänglich sein. Sonntags gibt es zwischen 13 und 15 Uhr eine Führung (Anmeldung ist nicht notwendig). Zur Eröffnung gibt es am Sonntag, 3. April, von 11 bis 16 Uhr einen Tag der offenen Tür.
https://kolumbarium-rheinkirche.de/

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Freies Kolumbarium in der Rheinnkirche.Impressionen von Petra Grünendahl

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Küssdenfrosch Wachküssgesellschaft

Küssdenfrosch hat die Rheinkirche in Duisburg-Homberg zu einem Kolumbarium umgebaut. Foto: Petra Grünendahl.
„Wir finden interessante Gebäude, sie wir revitalisieren wollen, und suchen dann eine angemessene Nutzung“, beschrieb Andreas Knapp das Anliegen seiner Gesellschaft. Die Küssdenfrosch Wachküssgesellschaft sind Architekten, Projektentwickler und Andersdenker. Seit 2003 suchen und kaufen sie Gebäude, die erhaltenswert und außergewöhnlich sind. Sie suchen und finden dann für diese reizvollen Bauten das richtige wirtschaftliche Konzept, das den Erhalt dieser Gebäude für das Stadtbild und die nächsten Generationen sicherstellt. Die mitunter arg vernachlässigten Schmuckstücke im Dornröschenschlaf wollen zumeist erst einmal grundlegend saniert und „wachgeküsst“ werden. Küssdenfrosch plant und realisiert den Umbau vom Entwurf bis zur Fertigstellung mit eigenen Mitarbeitern, damit man Einfluss auf die Details nehmen kann und nichts dem Zufall überlassen muss.
https://www.kuessdenfrosch.haus/

 
© 2022 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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