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Frauen aus der Ukraine in Duisburg: SOLWODI fordert besseren Schutz für alle Geflüchteten

Foto: Petra Grünendahl.
Die Frauenrechtsorganisation SOLWODI äußert sich besorgt über die Sicherheit der aus der Ukraine geflohenen Frauen und Kinder. „Wir hören zunehmend Berichte von den Ankunftsbahnhöfen, dass zwielichtige Gestalten gezielt nach jungen Frauen fragen,“ sagt die Vorsitzende von SOLWODI, Dr. Maria Decker. Teilweise würden die Menschenhändler auch Frauen vorschicken, da diese leichter das Vertrauen der Ukrainerinnen gewännen. Den Frauen aus der Ukraine würden Transport und kostenlose Schlafplätze angeboten. Das könne ein Weg in die Zwangsprostitution sein, warnt SOLWODI. Dazu passt, dass in einschlägigen Freierforen bereits sexistische Postings kursieren, in denen die Freier ihre Vorfreude über die „frische Ware“ aus der Ukraine zum Ausdruck bringen. [Anmerkung der Redaktion: In Spam-Mails werden diese neben den blauen Pillen etc. mittlerweile auch gerne angeboten, Stichwort: Date Ukrainian beauties]. Notwendig ist daher eine Registrierung derjenigen, die Transporte und Unterkünfte anbieten, um die Sicherheit der Frauen und ihrer Kinder zu erhöhen.

Neben dem organisierten Frauenhandel muss jedoch auch die mögliche Ausbeutung im privaten Bereich in den Blick genommen werden. „Die Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung ist enorm und wunderbar, leider gibt es aber einige wenige schwarze Schafe,“ stellt Dr. Decker fest. SOLWODI sieht Gefahren sowohl in Bezug auf sexuelle als auch auf Arbeitsausbeutung. Wenn die Frauen als Gegenleistung für eine kostenlose Unterkunft den Haushalt führen oder Pflegearbeit übernehmen müssten, sei schnell eine Grenze hin zur Ausbeutung überschritten. Idealerweise sollten die Frauen und ihre Kinder in abschließbaren Bereichen mit eigenen Sanitäreinrichtungen und Schlafzimmern, z.B. in Ferienwohnungen oder Mini-Apartments, untergebracht werden, um die Gefahr von Übergriffen zu verringern. Die Frauen und Kinder aus der Ukraine haben traumatische Erfahrungen hinter sich, sie dürfen keinen neuen Zwangslagen ausgesetzt werden, sondern müssen zur Ruhe kommen und das Erlebte in einer sicheren Umgebung verarbeiten können. SOLWODI bietet an mehreren Standorten Schulungen für Kommunen, Organisationen und Ehrenamtliche an, um Ausbeutung zu erkennen und vorzubeugen.

Darüber hinaus fordert SOLWODI, die gleiche Solidarität auch Geflüchteten aus anderen Ländern zukommen lassen. „Viele der Menschen, die aus Afrika, dem Nahen Osten, Afghanistan und weiteren Ländern nach Europa kommen, haben ebenfalls Krieg, Verfolgung und Unterdrückung erlebt,“ gibt die Vorsitzende von SOLWODI zu bedenken. In Polen werden die Ukrainerinnen mit großer Hilfsbereitschaft empfangen, aber gleichzeitig werden an der belarussischen Grenze immer noch Menschen zurückgestoßen und müssen bei Minusgraden in den Wäldern ausharren. Auch aus Deutschland sind Fälle bekannt, in denen Unterkünfte geräumt wurden, um Platz für Ukrainerinnen zu machen. Die anderen Geflüchteten wurden teilweise in 100 Kilometer entfernte Orte verlegt, weit weg von Arbeitsplätzen, Sprachkursen und bereits gewachsenen Beziehungen. SOLWODI fordert, dass es keine Abstriche beim Gewaltschutz, der Unterstützung und der Bleibeperspektive für Menschen aus anderen Ländern geben darf, nur weil jetzt viele Frauen und Kinder aus der Ukraine kommen. Die Etablierung von zwei Klassen von Geflüchteten entspricht nicht unserem Menschenbild, das auf der gleichen Würde aller Menschen beruht.

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Foto: Alexas Fotos / pixabay.
Frauenhandel ist kein neues Thema. Die Sozialarbeiterinnen von SOLWODI betreuen seit vielen Jahren Frauen, die Betroffene vom Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung sind. Zumeist stammen diese Frauen aus osteuropäischen Ländern oder Nigeria. Es ist gut, dass das Problem des Menschenhandels jetzt von den Medien aufgegriffen und diskutiert wird, aber es darf nicht auf die ukrainischen Frauen beschränkt werden. Es ist endlich an der Zeit, wirksame Maßnahmen gegen den Menschenhandel insgesamt einzuleiten. Menschenhandel ist ein Kontrolldelikt und sowohl die zuständigen Kommissariate in Deutschland als auch die internationale Zusammenarbeit müssen verstärkt werden, um Menschenhandel vorzubeugen und eine effektive Verfolgung von Verdachtsfällen zu gewährleisten. Betroffene von Menschenhandel dürfen nicht abgeschoben werden, sondern brauchen Schutz und einen stabilen Aufenthaltstitel. Für die Betreuung der oft hochgradig traumatisierten Frauen und ihrer Kinder müssen Fachberatungsstellen und Schutzeinrichtungen besser gefördert werden.
Solwodi https://www.solwodi.de
SOLWODI Deutschland e.V.
Foto: Petra Grünendahl (1), Alexas Fotos / pixabay (1)

 

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