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Niederrheinische IHK fordert abgestimmtes Vorgehen: Wirtschaft in großer Sorge wegen Gas-Embargo

IHK-Präsident Burkhard Landers (l.) und Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger. Foto: Niederrheinsche IHK.
Der Angriff auf die Ukraine, die schrecklichen Verbrechen dort und die Drohungen Putins lassen ein Gas-Embargo befürchten. Für die Wirtschaft an Rhein und Ruhr wäre ein solcher Schritt dramatisch, oft sogar existenzbedrohend. Das zeigt eine Umfrage der Niederrheinischen IHK. In der Region wären 87 Prozent der Unternehmen direkt oder indirekt betroffen. Umso wichtiger sei es, dass Politik und Verwaltung die Betriebe frühzeitig in die Planungen einbeziehen. Nur so können sie sich auf den Notfall vorbereiten.

„Bei uns in Duisburg und am Niederrhein verbrauchen die Unternehmen rund neun Prozent der in Deutschland gewerblich genutzten Energie. Unsere Wirtschaft ist also besonders auf Gas, Strom und Kohle angewiesen. Wenn die Produktion bei uns ins Stocken gerät, bekommen wir bundesweit ein Problem, denn viele unserer Grundstoffe, etwa Chemie- und Stahlerzeugnisse, stecken in vielen anderen Produkten“, betont IHK-Präsident Burkhard Landers.

Nach zwei Jahren Pandemie ist die konjunkturelle Lage ohnehin angespannt. Nur 13 Prozent der Unternehmen blicken optimistisch auf die Geschäftsentwicklung. Zu Jahresbeginn waren es noch 21 Prozent. Ein Lieferstopp träfe insbesondere Industriebetriebe, die Gas als Prozesswärme oder Rohstoff in großen Mengen benötigen. Mittelständler und Dienstleister fürchten vor allem die indirekten Effekte eines Lieferstopps. „Wenn nur ein einziges Teil fehlt, sind die Lieferketten bereits gestört. Diesen Effekt haben wir alle schon in der Corona-Zeit erlebt“, erinnert Landers.

Laut IHK sehen 14 Prozent der Befragten ein Gas-Embargo als existenzgefährdend an. „Viele Anlagen können nicht beliebig hoch- und heruntergefahren werden. Reicht die Gasmenge nicht aus, geht die Anlage kaputt. Große Industriebetriebe sind deshalb aktuell sehr besorgt“, erläutert Dr. Stefan Dietzfelbinger, IHK-Hauptgeschäftsführer. „Hinzu kommt, dass viele ihre Fertigung bei den hohen Energiepreisen drosseln oder sogar ganz herunterfahren müssen. Es lohnt sich dann nicht mehr“, so Dietzfelbinger weiter.

Die Niederrheinische IHK an der Mercatorstaße. Foto: Petra Grünendahl.
47 Prozent der befragten Betriebe haben bereits Maßnahmen ergriffen, um Gas einzusparen. „Unsere Unternehmen unterstützen die Politik der Bundesregierung. Aber wenn Putin oder die Bundesregierung den Gashahn zudrehen, wird es nicht reichen, die Wohnung, das Büro oder das Schwimmbad weniger zu heizen. Wir brauchen dann ein umfassendes Energie-Krisenpaket. Das kürzlich verabschiedete Gesetzespaket zum Ausbau erneuerbarer Energien ist ein richtiger Impuls für mehr Unabhängigkeit “, so Landers. Seine Forderungen: Geplante Projekte durch Vorab-Genehmigungen ermöglichen, alternative Energieträger nutzen, Laufzeiten bestehender Technologien verlängern oder sogar bestehende Regeln temporär aussetzen.

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Aktuell bezieht Deutschland 55 Prozent seines Erdgasbedarfes aus Russland. Knapp 40 Prozent des Erdgases werden in der Industrie verwendet. Viele Prozesse sind eng miteinander verzahnt. Am Niederrhein sind zum Beispiel auch viele Wohnungen von der Industrieproduktion abhängig: Sie werden mit der Prozesswärme über Fernwärmeleitungen beheizt.

Die Niederrheinische IHK vertritt das Gesamtinteresse von rund 70.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve. Sie versteht sich als zukunftsorientierter Dienstleister und engagiert sich als Wirtschaftsförderer und Motor im Strukturwandel.
Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg – Wesel – Kleve zu Duisburg
Fotos: Niederrheinische IHK (1), Petra Grünendahl (1)

 

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