Die junge Generation legt bei der Geldanlage Wert auf persönliche Beratung – und auf Nachhaltigkeit. Was steckt hinter diesen Trends?
Als „Digital Natives“ sind die heute 18- bis 30-Jährigen mit dem Internet aufgewachsen. Den größten Teil ihrer Informationen beziehen sie aus dem Netz. Wenn es ums Geld geht, stehen Angehörige der sogenannten Generationen Y und Z allerdings – nicht anders als ihre Eltern und Großeltern – auf persönliche Beratung.Das ist das Ergebnis einer Studie des Finanzdienstleisters tecis in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov.
Experten: Finanzdienstleister müssen junge Anleger gezielt ansprechen
Darin erklärten 60 Prozent der Teilnehmer, eine persönliche Beratung sei für sie „absolut vorrangig“. Dabei vertrauen sie unabhängigen Finanzberatern stärker als ältere Generationen, bei denen traditionell die Banken an erster Stelle stehen. Fast jeder Zweite (44 Prozent) bezieht wesentliche Informationen zu Anlagefragen inzwischen aus Gesprächen mit einem Finanzberater oder einer Beraterin. „Als Finanzdienstleister müssen wir uns deshalb darum kümmern, die jüngsten Generationen optimal und gezielt anzusprechen und zu beraten“, heißt es bei tecis zu den Ergebnissen der Studie.
Dabei könnten unter anderem die Erkenntnisse einer weiteren Untersuchung hilfreich sein, die sich mit den Anlagezielen junger Leute beschäftigt hat. In den Generationen Y und Z haben demnach 44 Prozent Interesse an nachhaltigen Investments. Bei älteren Befragten waren es lediglich 36 Prozent. Es gibt allerdings regionale Unterschiede. In Süddeutschland spielt Nachhaltigkeit die größte, im Osten die geringste Rolle. Auch Differenzen zwischen den Geschlechtern sind festzustellen. So bekundeten 47 Prozent der Frauen Interesse an Investments, die ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen. Bei Männern waren es mit 40 Prozent etwas weniger.
Bei der Beratung sind Nachhaltigkeitsfragen bereits Pflicht
Der Gesetzgeber hat Nachhaltigkeitswünschen bei der Geldanlage bereits Rechnung getragen. Finanzberater sind seit vergangenem Jahr verpflichtet, Nachhaltigkeitsthemen im Gespräch gezielt anzusprechen und darüber zu informieren. Bei Jung-Anlegern stoßen sie damit ohnehin auf offene Ohren. „Junge Leute haben ein anderes Verhältnis zu Geld“, sagte der Dresdner Finanzexperte und Makler Stephan Busch im Interview mit einem Onlinemagazin. Er schätzt, dass 90 Prozent seiner Kunden zum Beispiel kein Geld in Projekte investieren wollen, die nachweislich die Natur schädigen.
Gründe für solche Vorbehalte sehen Experten unter anderem darin, dass vor allem die Generation der nach 2000 Geborenen die erste ist, die die Auswirkungen des Klimawandels langsam zu spüren bekommt. Zur Vorsicht mahnen Fachleute – bei aller Achtsamkeit für die Natur – allerdings vor Anlageprodukten, die sogenanntes „Greenwashing“ betreiben: die also vorgeben, nachhaltig zu sein, in Wirklichkeit aber (auch) in klimaschädliche oder unsoziale Projekte investieren.
Zwar bieten die „ESG“-Kriterien (Environment, Social, Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) Anhaltspunkte für nachhaltiges Wirtschaften. Einheitliche Mindeststandards für nachhaltige Geldanlagen gibt es aber laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) noch nicht. Tipp der BaFin-Experten: „Um beurteilen zu können, ob die Geldanlage Ihrem Verständnis von Nachhaltigkeit entspricht, müssen Sie sich genau informieren.“ Am besten bei einem Finanzberater, der auf nachhaltige Geldanlage spezialisiert ist.
cms
Foto: bertholdbrodersen / Pixabay
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