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GMGV in Moers zeigt Gemälde von Axel Kasseböhmer auf Rheinpreußen Schacht IV

Ausstellung bergmännischen Lebens
neu konzipiert und erweitert

Von Petra Grünendahl

Von links: Peter Boschheidgen, André Thissen und Theo Wilbers. Foto: Petra Grünendahl.
„Unsere Lampenmeisterin putzt noch die letzten Lampen, da wir hier auf den letzten Drücker fertig werden“, erklärte André Thissen, Leiter des Arbeitskreises Schacht IV, der sich mit ehrenamtlichen Helfern um das Industriedenkmal und die Bergbausammlung des Vereins kümmert. Aus dem Nachlass des in München lebenden Künstlers Axel Kasseböhmer hat der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) dessen Sammlung von Bergbau-Utensilien als Schenkung bekommen. Während der zwei Jahre Corona-Pause haben ehemalige Moerser Bergleute und Helfer Tausende von Arbeitsstunden investiert, um diese und andere Ausstellungsstücke zu restaurieren und das Museum für eine Neupräsentation umzubauen. Lampenmeisterin Anja Thissen hat die Wetterlampen aufgearbeitet und poliert, die elektrischen Lampen gereinigt und aus den Akkus die Lauge entfernt, damit diese gut gepflegt in den neuen Vitrinenschränken präsentiert werden können. Zumindest teilweise: „Wir haben rund 300 Lampen bekommen, davon gut die Hälfte elektrisch“, so André Thissen. „Knapp 80 Lampen können wir hier zeigen. Das heißt, wir werden die Ausstellung auch mal umbauen.“

 

Von links: Dieter Soyke, Alberto Dominguez, Joachim Bürger, Heinz Bernard, Theo Wilbers, Peter Boschheidgen und André Thissen. Foto: Petra Grünendahl.
Zur Saisoneröffnung am Sonntag, 15. Mai, um 11 Uhr auf Rheinpreußen Schacht IV in Moers startet der GMGV mit einer Doppel-Premiere, die der GMGV-Vorsitzende Peter Boschheiden zusammen mit André Thissen und ehrenamtlichen Helfern vorstellte. Zum einen startet das Bergbaumuseum im Fördermaschinenhaus mit einem völlig neuen Konzept und vielen neuen Ausstellungstücken. Zum Zweiten zeigt der GMGV erstmals in Moers eine Ausstellung mit Gemälden von Axel Kasseböhmer (1952–2017). Die Bilder werden dem GMGV für diese Saison (die Arbeiten sind bis Oktober zu sehen) von dessen Berliner Galerie Sprüth Magers als Leihgaben zur Verfügung gestellt. Seine Gemälde in unterschiedlichen Formaten sind an den Wänden im Maschinenraum ausgestellt, wo sonst die historische Architektur, Fördermaschine und Umformer die Stars sind. Am Vorabend der Ausstellungseröffnung soll es von 21 bis 23 Uhr einen Night-Preview geben, bei dem die Schaustücke und Gemälde in der Maschinenhalle nur im Schein der Lichtinstallationen zu sehen sind, die André Thissen mit seinen Kollegen an den Maschinen angebracht hat und die sonst nie wirklich (auch nicht zur Extraschicht) zur Geltung kommt. Zur Eröffnung am Sonntag ist Schacht IV bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist ebenso wie die Führungen durch das Museum kostenlos. „Wir als ehemalige Bergleute wollen Besuchern das Leben im Bergbau nahe bringen“, so André Thissen.

 

 
Axel Kasseböhmer und seine Bergbau-Leidenschaft

Axel Kasseböhmer im Maschinenraum. Foto: Petra Grünendahl.
Als Sohn eines Bergmanns wurde Axel Kasseböhmer 1952 in Herne geboren. Aufgewachsen ist er in Neukirchen-Vluyn, wo sein Vater auf der Zeche Niederberg (Niederrheinische Bergwerksgesellschaft) beschäftigt war. An der Düsseldorfer Kunstakademie studierte er bei Joseph Beuys und Gerhard Richter. Kassebaum lebte und arbeitete schließlich in München, wo er seit 2001 eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste inne hatte und 2017 nach langer Krankheit verstarb. Als Künstler positionierte sich Axel Kasseböhmer zeitlebens abseits von malerischen Moden und Strömungen und hinterlässt ein umfangreiches Werk, das sich durch einen radikalen, konzeptuellen Ansatz zum Malen auszeichnet. Er war zudem ein begeisterter Sammler von Bergbau-Utensilien.

 

Wetterlampen ab 1816 (unten links). Foto: Petra Grünendahl.
Die Schwester und Alleinerbin Anne Frank wollte diese Sammlung einem Bergbaumuseum geben: Weil die Familie ihre Wurzeln im Ruhrgebiet hat, konnten sich die Moerser durch Vermittlung von Dieter Krämer aus Kamp-Lintfort den Schatz sichern. André Thissen, der als Arbeitskreisleiter dem erweiterten Vorstand des GMGV angehört, hatte gleich begeistert zugesagt, musste aber den geschäftsführenden Vorstand von der Idee erst noch überzeugen. Als die Sammlung 2018 nach Moers kam, war sie zunächst Leihgabe gedacht, allerdings konnten die Ehrenamtlichen die Nachlassverwalterin überzeugen, ihnen die Sammlung (die Stücke sind in der Ausstellung mit einem blauen Punkt gekennzeichnet) zu schenken, was dem Museum die nötige Sicherheit gab. Denn: Auch wenn die Sammlung eine Schenkung war, mussten doch – neben sehr viel ehrenamtlicher Arbeit – auch fast 20.000 Euro investiert werden, um diese mit vielen Stücken aus der eigenen Sammlung in einem Bergbaumuseum angemessen präsentieren zu können.

 

 
Bergbaumuseum zeigt einen Querschnitt bergmännischen Lebens

Lampenstube in der Kaue. Foto: Petra Grünendahl.
Fördergelder deckten gerade mal 10 Prozent der nötigen Investitionen, z. B. in Vitrinenschränke und Umbauten zur Präsentation von alten und neuen Ausstellungstücken. In einem hinteren Raum auf der Fördermaschinenebene, der heute auch als Büro oder Konferenzraum genutzt wird, haben die Ehrenamtlichen des Arbeitskreises Schacht IV gute neun Meter Vitrinenschränke aufgebaut und so bestückt, dass Besucher die Entwicklung der Wetterlampen ab 1816 (zunächst Öllampen, später Benzin-Sicherheitslampen) und der elektrischen Bergbaulampen nachvollziehen können. Die Vitrinen sind Maßanfertigungen für die Ausstellung, die André Thissen geplant hatte: „Die Entwürfe sind genau so umgesetzt worden, wie er uns seine Planung auf dem PC gezeigt hatte“, erzählte Peter Boschheidgen. Neben den Lampen geben weitere Exponate rund um den Bergbau Einblicke in die Geschichte der Schachtanlagen vor Ort (Zeche Rheinpreußen mit insgesamt neun Schächten in Moers und Duisburg). Weitere Ausstellungsräume befinden sich im Untergeschoss, wo auch bislang schon Schaustücke rund um den Bergbau in der Region aus der umfassenden Sammlung des GMGV präsentiert worden waren.

 

Frühe Sauerstoffgeräte der Grubenwehr. Foto: Petra Grünendahl.
Dazu zählt neben der Neuaufstellung des Grubenwehrraumes mit einer besseren Präsentation und zusätzlichen Informationen auch die neue Kaue (in der Ausstellung kombiniert mit der Lampenstube). Auch haben die Helfer und Vereinsmitglieder durchaus vorhandene Lücken in der umfangreichen Sammlung von Kasseböhmer mit eigenen Schaustücken (als Leihgaben) ergänzt. Das Bergbaumuseum mit viel Lokalkolorit (fast alles war auf der Zeche Rheinpreußen im Einsatz) ist ein Schmuckstück geworden, welches einen Besuch lohnt!

 

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Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e.V.

Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV. Foto: Petra Grünendahl.
Der Museums- und Geschichtsverein in Moers möchte die Geschichte und Kultur der Grafschaft Moers schützen und erhalten – und das seit 1904. In diesem Jahr gründete Dr. Hermann Boschheidgen den „Verein für Heimatkunde“. Seitdem werden vom Verein, der heute „Grafschafter Museums- und Geschichtsverein“ heißt, Gegenstände aus dem Alltag und dem Leben der Moerser Bevölkerung zusammengetragen und im Moerser Schloss ausgestellt. Dadurch soll gemeinsam mit der Stadt Moers interessierten Bürgern die Geschichte der Grafschaft und des Altkreises Moers nahe gebracht werden. Den kulturellen und historischen Wert des Schlossparks stärker bewusst zu machen und zu erhalten ist ebenfalls ein Ziel der Arbeit des GMGV. Der heutige Vorsitzende, Peter Boschheidgen, ist ein Enkel des Vereinsgründers.

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André Thissen in der Kaue. Foto: Petra Grünendahl.
Als weiterer Schwerpunkt der Vereinstätigkeit kam später die Geschichte des Bergbaus mit dem Nutzungsrecht für das „Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV“ hinzu, mit der Verpflichtung, das Maschinenhaus von 1906 zu erhalten. Der Bergwerks-Standort war 1962 stillgelegt worden. Unter dem langjährigen Vereinsvorsitzenden Andreas Eichholtz übernahm der GMGV Ende der 1990er-Jahre als Bauherr mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, des Landes NRW und der Nordrhein-Westfalen-Stiftung die Renovierung. Das Denkmal und die restaurierte Technik kann im alten Maschinenhaus besichtigt werden. Ehemalige Bergleute erklären die Fördertechnik und führen durch die Sammlung. Geöffnet ist Bergbaumuseum von Mai bis Oktober jeden Sonntag von 13 bis 16 Uhr. Gruppenführungen sind außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung möglich. Kontakt unter Telefon 02841 / 889108 (mittwochs 9 bis 12 Uhr) oder per Mail an schacht4(at)gmgv-moers.de.
www.gmgv-moers.de

Impressionen aus der Ausstellung auf Zeche Rheinpreußen Schacht IV. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2022 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

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