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Lehmbruck Museum in Duisburg zeigt Sculpture 21st: Rineke Dijkstra

Bilder einer Heranwachsenden in ihrer ungekünstelten Natürlichkeit
Von Petra Grünendahl

Rineke Dijkstra: Ruth Drawing Picasso 2009 Video Still-1. Foto: Rineke Dijkstra.
Bei ihrem Besuch der Tate Liverpool studiert Ruth Picassos Gemälde „Weinende Frau”. Das Werk Picassos sowie Ruths Zeichnung bleiben dabei unsichtbar. Visuell isoliert erscheint das Mädchen in seiner Schuluniform im Moment und in ihrer Arbeit versunken. Mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden sitzend, konzentriert es sich vollkommen darauf, das berühmte Kunstwerk zu kopieren. Nur das Kratzen des Stiftes auf dem Papier ist zu hören. „Ruth Drawing Picasso” ist ein berührendes filmisches Porträt eines jungen Mädchens. Unverstellt und ungekünstelt entwickeln die Bilder Dijkstras eine stilbildende Kraft und bleiben dem Betrachter im Gedächtnis. Die niederländische Künstlerin Rineke Dijkstra (*1959) beschäftigt sich mit den großen Themen der Menschheit: Mit Geburt und Tod, mit Krieg und Frieden und mit der dem Menschen eigenen Verletzlichkeit. Dijkstra ist mit ihren eindringlichen fotografischen Porträts junger Heranwachsender berühmt geworden.

 
Mit der Präsentation von Rineke Dijkstras Videoarbeit „Ruth Drawing Picasso“ (2009) in der Reihe „Sculpture 21st“ zeigt das Lehmbruck Museum ein ikonisches Motiv der Versunkenheit und Konzentration. Dijkstra führt dem Zuschauer in ihrer charakteristischen intensiven Bildsprache ein junges Mädchen bei Zeichenübungen im Museum vor. Die große Videoleinwand ist in der großen Glashalle auch vom Kantpark aus zu sehen. Die Ausstellung wird gefördert durch die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West. Die Ausstellung wurde am Donnerstagabend mit geladenen Gästen in Anwesenheit der Künstlerin eröffnet und ist ab Freitag, 13. Mai, für das Publikum zugänglich.

 

 
Rineke Dijkstra und Sculpture 21st

Rineke Dijkstra. Foto: Dana Lixenberg.
Nach ihrem Studium in Amsterdam war Rineke Dijkstra als freie Fotografin für Magazine (Mode, Wirtschaft) tätig. Das selbstdarstellerische Posieren der Porträtierten war nicht ihr Ding: Sie suchte Alternativen im künstlerischen Bereich. Nachdem sie auch Arbeiten in der Reihe „Menschen am Strand“ verworfen hatte, weil die Erwachsenen sehr selbstbewusst und wenig natürlich posierten, fand sie in einer 13-Jährigen ein Motiv, das ihren Vorstellungen von Individualität in Posen, Gesicht und subtilen Gesten entsprach. Ab Mitte der 1990er-Jahre wurde die niederländische Künstlerin mit ihren eindringlichen fotografischen Porträts junger Heranwachsender berühmt. Seit den 1990er-Jahren arbeitet Rineke Dijkstra auch mit dem bewegten Bild der Videokamera. Ihre Bilder wirken ehrlich und unverstellt. Sie zeigen junge Menschen in Lebensabschnitten, die von Veränderungen geprägt sind. Die Unsicherheit über das eigene „Ich“ ist sichtbar und noch kaum hinter eingeübten Posen verborgen. Ungeschönt zeigt Deijkstra junge Mütter direkt nach der Geburt oder junge Männer, die freiwillig in den Krieg ziehen. Großformatige Foto-Serien wie die Aufnahmen von Almerisa, einem jungen Mädchen, das mit ihren Eltern vor dem Bosnien-Krieg in den Westen geflüchtet ist, sind heute Teil der Sammlung des Museum of Modern Art. Sie haben dazu beigetragen, die Gattung der Fotografie als eine ebenbürtige Form neben den anderen künstlerischen Gattungen zu etablieren. Rineke Dijkstra lebt und arbeitet in Amsterdam.

 
Unter dem Titel „Sculpture 21st” präsentiert das Lehmbruck Museum seit 2014 wechselnde Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts. Einige der wichtigsten Bildhauer der Gegenwart, unter ihnen Tino Sehgal (2014), Antony Gormley (2014), Eija-Liisa Ahtila (2015), Xu Bing (2018) und Julian Opie (2019), präsentieren in der ikonischen Glashalle des Museums ihre Werke und unternehmen damit eine Positionsbestimmung zur Skulptur des 21. Jahrhunderts. Sie alle stellen auf sehr unterschiedliche Weise grundlegende Fragen an das Museum, die Kunst und ihr Verhältnis zur Gesellschaft.

 
Einen kleinen Eindruck vermittelt ein Video von 2009/2010. Quelle: 45Kirederf / YouTube.

 

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Das Lehmbruck Museum

Das Lehmbruck Museum im Kantpark. Foto: Petra Grünendahl.
Das mitten in Duisburg im Kantpark gelegene Lehmbruck Museum ist ein Museum für Skulptur. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlern wie Alberto Giacometti, Pablo Picasso, Hans Arp und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks, der zum Schlendern und Entdecken einlädt.

 
Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben.

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Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Rineke Dijkstras Videoarbeit zeigt das Lehmbruck Museum im Rahmen von Sculpture 21st bis zum 28. August. Eine Sonderausstellung der Lehmbruck-Preisträger von 2020 ist unter anderem in den Wechselausstellungsräumen im Anbau zu sehen bis zum 14. August 2022. Geöffnet ist das Lehmbruck Museum dienstags bis freitags ab 12 Uhr, samstags und sonntags ab 11 Uhr. Die Öffnungszeiten gehen bis 17 Uhr, donnerstags an Terminen der plastikBAR (erster Donnerstag im Monat ab 17.30 Uhr) bis 20 Uhr. An Feiertagen gelten ggf. besondere Öffnungszeiten. Regulär kostet der Eintritt 9 Euro (ermäßigt* 5 Euro), eine Jahreskarte 35 Euro (ermäßigt* 20 Euro). Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in Begleitung von Angehörigen sowie Blinden- und Demenzbegleitung haben kostenlos Eintritt. Schulklassen und Kindergärten zahlen pro Person 2 Euro (gilt nur für Selbstführergruppen), eine Familienkarte (2 Erwachsene plus Kinder bis 14 Jahre) gibt es für 15 Euro. Jeden ersten Freitag im Monat gilt: „Pay what you want“. Ausgenommen davon sind angemeldete Gruppen.

Zu seinen Sonderausstellungen bietet das Lehmbruck Museum verschiedene Veranstaltungen als Rahmenprogramm an. Zu den Highlights zählt hier mit Sicherheit das Künstlergespräch am Sonntag, 27. März, um 14 Uhr, sowie die Kuratorinnenführungen am Sonntag, 1. Mai, mit Ronja Friedrich sowie am Sonntag, 12. Juni, mit Dr. Söke Dinkla. Öffentliche Führungen durch das Museum gibt es jeden Sonntag um 11.30 Uhr. Für Informationen steht die Kunstvermittlung des Lehmbruck Museums unter Telefon 0203 / 283-2195 oder eMail kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de zur Verfügung (Zu Preisen und Buchungen für Führungen geht es hier). Tickets für Führungen und Veranstaltungen können vorab im Ticket-Shop des Museums gebucht werden.

Aktuelle Informationen zu Corona-Schutzmaßnahmen gibt es hier .

 
(*) Ermäßigung erhalten gebuchte Gruppen, Selbstführer ab 20 Personen, Menschen mit Behinderung (ab 70%), Schüler & Studenten, Wehr- & Zivildienstleistende sowie Menschen mit Sozialhilfebezug.

 
© 2022 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Rineke Dijkstra (1), Dana Lixenberg (1), Petra Grünendahl (1)

 
 

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