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Ralph Siegels „’N bisschen Frieden“ feierte Weltpremiere im Theater am Marientor in Duisburg

Gib deinen Traum niemals auf
Von Petra Grünendahl

Richard Steiner (Tim Wilhelm) und Madeleine Haipt (Elisabeth) bei der Generalprobe des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Die Story beginnt 1979, als Sänger Richard „Ricky“ Steiner (Tim Wilhelm) zusammen mit seinem besten Freund und Drummer Bernd Hinrichs (Markus Mörl) mit dem Schlauchboot über die Ostsee aus der DDR fliehen will. In Zeitsprüngen erzählt das Musical die Vergangenheit, als Ricky 1967 die West-Berliner Studentin Elisabeth (Madeleine Haipt) kennen und lieben lernt und von einer gemeinsamen Zukunft träumt.
Jennifer Siemann (Nina) und Michael Thurner (Tom) bei der Generalprobe des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Wegen seiner Protestsongs kriegt der Musiker Schwierigkeiten mit dem Stasi-Mann Walter Krause (Benjamin Heil) und ein Auftrittsverbot. Elisabeth bekommt ein Einreiseverbot. Nach seinem Fluchtversuch gilt Ricky als verschollen, DDR-Medien melden gar seinen Tod.
Dan Lucas (Rick Stone) bei der Generalprobe des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Jahrzehnte später findet Elisabeth (Sonja Farke) in einem Magazin das Foto von einem Straßenmusiker in Brighton: Rick Stone (Dan Lucas). Sie ist sicher, das ist ihr Ricky. Sie reist mit ihrer Enkelin Nina (Jennifer Siemann), die Sängerin werden will, nach England, um sich Klarheit zu verschaffen, ihren Frieden zu finden. Elisabeths Tochter Jutta (Yvonne König) will eine Vermisstenanzeige aufgeben: Dadurch wird auch der nun Ex-Stasi Krause (Tom Barcal) auf Rick Stone aufmerksam und reist den beiden Frauen ebenso hinterher wie Ninas Eltern. Nina lernt in Brighton den Straßenmusiker Tom (Michael Thurner) kennen, der sich als Ziehsohn von Rick Stone herausstellt. Als Elisabeth auf Rick stößt, klären sich ihre Fragen und es gibt natürlich ein Happy End für fast alle Beteiligten: „Gib deinen Traum niemals auf“!

 

Premiere des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Mit „’N bisschen Frieden“ feierte nun das nach „Zeppelin“ zweite Musical von Ralph Siegel in Duisburg im Theater am Marientor (TaM) seine umjubelte Weltpremiere. Erstklassige Darsteller füllten ihre Rollen nicht nur musikalisch, sondern auch schauspielerisch glaubwürdig aus. Mit dem Untertitel „Rock’n’Roll Summer“ ist das Musical eine Liebesgeschichte mit vielschichtigen Charakteren, aber auch ein spannender Krimi mit Verrat und Mord.
Promis wie Jenny Elvers besuchten die Premiere des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Das wandlungsfähige Bühnenbild lässt Rückblicke in die Vergangenheit zu, während die Gegenwart mit ihren „älteren“ Figuren räumlich in den Hintergrund rückt. Dass manche (Neben-)Figuren etwas überzeichnet wirken, tut der Glaubwürdigkeit der Geschichte keinen Abbruch: Ganz im Gegenteil machen sie doch nur deutlich, wie bizarr die politischen Verhältnisse während der Teilung Deutschlands waren, als man als Westdeutscher nur mit Visum in den Osten kam und als Ostdeutscher fast gar nicht (oder bestenfalls erst als Rentner) in den Westen reisen konnte. Wer es selbst erlebt hat, wird sich erinnern. Wer nicht, bekommt hier durchaus einen Eindruck. Die Story ist originell und witzig erzählt und reizte die Zuschauer an manchen Stellen zum Lachen. Das begeisterte Publikum feierte die fantastischen Darsteller immer wieder mit Szenenapplaus und zu Recht mit einem tosenden Schlussapplaus.

 

 
Vom Protestsong über den Rock’n’Roll bis zum „Bisschen Frieden“

Premiere des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Der Musical-Abend dauert normal gute dreieinhalb Stunden (inklusive 15 Minuten Pause), was allerdings bei der Premiere nicht so ganz eingehalten werden konnte. Der begeisternde Cast treibt mit Tanz und Gesang die Handlung voran. Sowohl der Gesang als auch die Dialoge wechselten im Verlauf (als die Handlung nach England ging) zwischen Deutsch und Englisch. Mit „Ein bisschen Frieden“, dem Grand-Prix-Erfolg von Nicole 1982, kam der einzige bekannte Song von Komponist und Produzent Ralph Siegel vor.
TaM-Direktor Wolfgang DeMarco (l.) und Komponist Ralph Siegel (r.) bei der Premiere des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Als Schlager-König Jahrzehnte des heutigen „Eurovision Song Contest“ nicht nur für die Wettbewerbs-Beiträge Deutschlands geprägt, sondern auch darüber hinaus als Songschreiber vielen Stars zu großen Hits verholfen. Zu den extra für dieses Musical entstandenen Stücken kamen frühe Kompositionen Siegels aus den 1960er-Jahren, die dem jungen Protestsänger Ricky wie auf den Leib geschnitten sind. Solche Stücke, die damals in einer ganz anderen Zeit entstanden sind, könne er heute so nicht mehr schreiben, hatte Ralph Siegel bei der Vorstellung des Musicals erzählt. Die Songs sind allesamt eingängig komponiert und Genre übergreifend, mit Texten von Bernd Meinunger, Michael Kunze und von Ronald Kruschak, der auch die Dialoge verfasst hat. Englisch-sprachige Liedtexte steuerten zudem J. O’Flynn und R.-P. James bei.

 

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Impressionen vom Stück und der Premiere. Fotos: Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop

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Das Theater am Marientor

Happy End bei der Premiere des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Das Theater am Marientor (TaM) entstand 1995 nach Bauplänen des Architekten Helmut Kohl mit einem der schönsten Theatersäle Europas. Zunächst diente es der Stella AG von Januar 1996 bis November 1999 als Bühne für ihre Musicalproduktion „Les Misérables“. Als das Musical im Zuge des Insolvenzverfahrens des Betreibers im Jahr 1999 eingestellt wurde, kaufte eine Immobilientochter der Stadt Duisburg das Theatergebäude.
Happy End bei der Premiere des Musicals „N bisschen Frieden“ im Theater am Marientor. Foto: Eugen Shkolnikov / cantaloop.
Während des Neubaus der Mercatorhalle (2005–2007) sowie während der großen Brandschutzsanierung (2012–2016) diente das TaM mit seinen über 1.500 Sitzplätzen unter anderem den Duisburger Philharmonikern als Ausweichbühne. Dazwischen wurde es von unterschiedlichen Betreibern und Vermarktern für Musical- oder Comedy-Produktionen, Ballett-Gastspielen oder verschiedensten TV-Produktionen genutzt. Seit 2020 gehört es einem Duisburger Unternehmer, der hier mit der neu gegründeten TAM Theater GmbH nach einer aufwändigen Sanierung mit vielfältigen Gastspielen und Eigenproduktionen wie „’N bisschen Frieden“ an die Glanzzeiten des Hauses anknüpfen will. Mit seinem hochklassigen und vielfältigen Programm ist das TaM auf einem guten Weg dorthin!
tam.theater

 
© 2022 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Eugen Shkolnikov / cantaloop

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