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Lektüretipp: Hömma! Die Sprache des Ruhrgebiets im Klartext Verlag

Wennze sprichs weiß jedda von woße wechkomms
Von Petra Grünendahl

Blick ins Buch: Hömma! Die Sprache des Ruhrgebiets. Foto: Petra Grünendahl.
„Komma“ ist woanders ein Satzzeichen, bei uns ist das ein ganzer Satz. Anne Bude oder vonne Ruhr zeigt in aller Kürze, was Sache ist. Kurz und knapp, aber immer direkt ist die Sprache des Ruhrgebiets: Zwischen Ruhr und Lippe sagt man, was Sache ist! Mal knallhart, mal liebenswert: Mitten „ausm Lehm“ halt. Die Sprache des Ruhrgebiets ist Umgangssprache und Dialekt zugleich. Wobei sich manche Begriffe mittlerweile auch über die Region hinaus in der Umgangssprache etabliert haben. Entgegen dem, was mancher erwartet, haben wenige Begriffe aus dem Polnischen ihren Niederschlag in der Sprache des Ruhrgebiets gefunden (vier Begriffe, darunter natürlich der „Mottek“), dazu kommen zwei aus dem Russischen und sieben aus dem Jiddischen. Eine eigene Grammatik zeigt, dass die Sprache des „Ruhrpott“ weder ein „verkommenes“ Deutsch ist noch eine Sprache der Ungebildeten. Die Sprache des Ruhrgebiets ist „bequem“, wie es sich für eine Umgangssprache gehört. Dass sie sich beschreiben lässt, macht sie zum Dialekt. Die Einsparung von unbetonten oder kaum betonten Silben oder gar Wörtern, die im ganzen deutschen Sprachraum zu beobachten ist, sei im Ruhrgebiet, so der Autor, längst zur Vollendung entwickelt: Wieso dattän? Hömma isso!

 

Blick ins Buch: Hömma! Die Sprache des Ruhrgebiets. Foto: Petra Grünendahl.
Gerade in seiner 19. Auflage erschienen ist „Hömma!“, das Buch zur Sprache im Ruhrgebiet von Claus Sprick, das seitdem viele Nachahmer bekommen hat, die aber alle an die Gründlichkeit des Originals nicht herankommen. Seit der ersten Auflage 1984 hat sich das Werk weiter entwickelt wie die Sprache, die das Buch beschreibt. Die Sprache des Ruhrgebiets gilt als Deutschlands jüngster und lebendigster Dialekt, der nie „rein“ erhalten oder „gepflegt“ wurde. Schließlich entwickelt er sich auch heute noch unter neuen Einflüssen kontinuierlich weiter. Mit rund 1600 Stichworten enthält das Buch einen lexikalischen Teil, der jene Begriffe erklärt, die Menschen außerhalb des Ruhrgebiets kaum oder ganz anders verstehen. Im Vorwort (zur ersten Ausgabe) erklären die Autoren Claus Sprick und Klaus Birkenhauer (1934-2001), die sich hier als Übersetzer der Ruhrgebietssprache sehen, auch die Verwendung der „Begrifflichen Wörterliste“, die weitere sinnverwandte Wörter ergänzt. Ein grammatischer Anhang – Ruhrgebietsdeutsch in 30 Regeln – stammt von Klaus Birkenhauer. Gerne verweisen die Autoren auf den Beitrag des Bergbaus zum Deutsch unserer Region, der trotz „Schicht im Schacht“ (noch) nicht in Vergessenheit gerät. Und dafür, dass dies so bleibt, sorgen Bücher wie „Hömma!“. Der erste Streich aus Max und Moritz, wie ihn Wilhelm Busch im Ruhrgebiet gedichtet hätte, rundet ein lesenswertes Buch ab, das man immer mal wieder zum Stöbern gerne in die Hand nimmt.

 

 
 
Der Autor und das Buch

Blick ins Buch: Hömma! Die Sprache des Ruhrgebiets. Foto: Petra Grünendahl.
Claus Sprick (Jahrgang 1946) stammt aus Essen und schaut gern über den Brillenrand und anderen aufs Maul. In einem früheren Leben war er Jurist und schließlich Richter am Bundesgerichtshof (1994 bis 2009) und hat zusammen mit Reinhard Stratenwerth zwei Asterix-Bände ins Ruhrdeutsche übersetzt (1999). Er ist Mitbegründer des Europäischen Übersetzerkollegiums in Straelen, dessen Präsident er von 1990 bis 2021 war. Jetzt lebt er in Bochum und übersetzt alles Mögliche und Unmögliche aus dem Englischen und Französischen, wenn nicht gerade der VfL spielt.

 
Claus Spricks Buch „Hömma! Sprache im Ruhrgebiet“ ist im Essener Klartext Verlag erschienen. Das 204-seitige Taschenbuch ist für 14,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-2557-1).

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Der Verlag
Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam, fundiert und auch mit dem einem oder anderen Augenzwinkern.
www.klartext-verlag.de

 
© 2022 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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