- Seit 50. Jahren in Betrieb und immer noch einer der modernsten Hochöfen: „Schwelgern 1“ in Duisburg, einer der größten Hochöfen in Europa
- Mit einem Gestelldurchmesser von 14 Metern und einem Volumen von 4.200 Kubikmetern setzt der Hochofen 1 1972 neue Maßstäbe in Sachen Größe und Leistungsfähigkeit
- Nach seiner Neuzustellung 2021 ist der „schwarze Riese“ auf dem neusten Stand der Technik auf seiner sechsten Ofenreise
Der Bundeskanzler hieß Willy Brandt, es war das Jahr der Watergate-Affäre und der ersten Ölkrise, als „Schwelgern 1“ seine Arbeit aufnahm. Der Großhochofen setzte auf einer Fläche von 25 Fußballfeldern mit einem Gestelldurchmesser von 14 Metern und einem Volumen von 4.200 Kubikmetern neue Maßstäbe in Sachen Größe und Leistungsfähigkeit. Mehr als 70.000 Kubikmeter Beton und 38.000 Tonnen Stahl wurden im Hochofen verbaut – fast so viel, wie für vier Rheinbrücken nötig gewesen wären. Im Betrieb benötigt die Anlage täglich rund 20.000 Tonnen Erz, Sinter, Koks und Kohle – den Inhalt von 20 Güterzügen mit ebenso vielen Waggons.
Umweltschutz als größte Herausforderung
Dass der Hochofen „Schwelgern 1“ mehr als 50 Jahre laufen würde, konnte 1973 noch niemand ahnen. Trotzdem bewies der damalige Hüttendirektor Dr. Hermann Brandi bei der feierlichen Einweihung erstaunlichen Weitblick. „Wir als Eisenhüttenleute rechnen auf Jahrzehnte hinaus mit dem Hochofen und dem Oxygenstahl-Konverter als kostengünstigem Produktionsweg – auch wenn sich gleichzeitig dem Direktreduktionsverfahren unter bestimmten Umständen günstige Chancen eröffnen“, betonte er in seiner Eröffnungsrede. Wie von Brandi vorhergesagt, leistete der Hochofen Schwelgern 1 fünf Jahrzehnte lang zuverlässige Dienste. Jetzt, 50 Jahre später, ist thyssenkrupp Steel Europe auf dem Weg in eine neue, umweltfreundliche Ära der Stahlerzeugung – und setzt dabei auf die von Brandi erwähnte Direktreduktion.
Technik nach Revision auf dem neusten Stand
Trotz des bevorstehenden Abschieds von der Hochofentechnologie wurde „Schwelgern 1“ 2021 für die Zeit der Überbrückung noch einmal auf den neusten Stand der Technik gebracht. Nach dreimonatigem Stillstand und der Investition eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags schickte thyssenkrupp Steel den stählernen Koloss im Oktober 2021 mit einem herzlichen „Glückauf“ auf seine sechste und damit wohl letzte „Ofenreise“. Im Rahmen der Transformation zur klimaneutralen Stahlherstellung werden die kohlebasierten Hochöfen durch mit Wasserstoff betriebene Direktreduktionsanlagen abgelöst. thyssenkrupp Steel will den Auftrag für eine erste Anlage in Kürze vergeben. Dann wird auch der „schwarze Riese“ nach seiner letzten Reise in den wohlverdienten „Ruhestand“ gehen.
thyssenkrupp Steel Europe AG
Fotos: Karl Lang (1), Rainer Schroeer (1)
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