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Ballett am Rhein: Premiere von „Shortcuts“ begeisterte im Theater Duisburg

Tänzerische Facetten vom Spiel des Lebens
Von Petra Grünendahl

Neshama Nashman „Eine kleine Frau“: Wun Sze Chan, Daniele Bonelli, Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Bernhard Weis.
„Tanz hat so viele Möglichkeiten: Eine keine Auswahl davon wollten wir hier zeigen“, erzählte Ballett-Dramaturgin Julia Schinke bei der Einführung im Foyer. Mit einer vielfältigen Auswahl an Stücken und hervorragenden einstudierten Choreographien konnten Ballettdirektor und Chefchoreograph Demis Volpi und das Ballett am Rhein ihr Publikum begeistern. Zwei Choreographien erlebten hier ihre Uraufführung: Neben der versierten choreographischen Handschrift von Bridget Breiner, Ballettdirektorin und Chefchoreographin am Staatstheater Karlsruhe, mit „North Country“ (zu Country-Musik) wird auch eine Arbeit der jungen Choreographin Neshama Nashman zu sehen sein. Die 22-Jährige ist seit 2020/21 Compagnie-Mitglied des Ballett am Rhein und hatte ihr choreographisches Talent bereits u. a. im Rahmen des Projektes „Step by Step“ unter Beweis gestellt. Mit Franz Kafkas „Die kleine Frau“ schuf sie zur Musik von Bohuslav Martinů und Alexander MacSween mit vorgetragenen Textpassagen ihre erste Ensemble-Choreographie: Den inneren Konfikt eines Mannes, der sich mit der „kleinen Frau“ und der Gesellschaft konfrontiert sieht. Die aus dem Leben gegriffenen Episoden mit ganz herausragenden Tänzern fokussierten den Blick der Betrachter überwiegend auf Tänzer-Paare, auf ihre Interaktionen und den Ausdruck ihrer verschiedenartigen Beziehungen.

 

Hans van Manen „Short Cut“: Rose Nougué-Cazenave, Gustavo Carvalho. Foto: Bernhard Weis.
Rundum begeisterte Zuschauer erlebten im Theater Duisburg die Premiere eines „Experimentes“, wie Demis Volpi bei der Premierenfeier sagte: Statt eines abendfüllenden Handlungsballetts oder der sonst üblichen drei Stücke hatte Volpi sechs kurze Choreographien für „Shortcuts“ ausgewählt, von denen keine mehr als 15 Minuten dauerte. Namensgebend für die Ballettabend ist ein Klassiker aus dem 20. Jahrhundert: Hans van Manens Stück „Short Cut“ (1999), eine atmosphärisch dichte Arbeit des niederländischen Großmeisters, die den Tanz auf das Wesentliche reduziert, zur Musik von Jacob ter Veldhuis. Die sechs Stücke des Ballettabends stellen jedes für sich geschlossene Arbeiten da: Kurz und bündig, pointiert und mutig. Angesetzt ist der Abend mit ca. 1 ¾ Stunden (inklusive einer Pause), wobei die Premierenvorstellung diesen Zeitrahmen angesichts der Pausen-Performance gut überzog. Das sollte man einplanen. Empfohlen ist der Ballettabend ab 14 Jahren.

 

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Musikalisch und stilistische Vielfalt

William Forsythe „Artifact II”: Gustavo Carvalho, Elisabeth Vincenti, Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Bernhard Weis.
Das zweite Stück mit einem größeren Tänzer-Ensemble war zum Abschluss des Abends William Forsythes „Artifact II“ (1984), das zur Musik von Johann Sebastian Bach als ein Meilenstein der Tanzgeschichte gilt: Der Fokus liegt auf zwei Tänzerpaaren und einer Solo-Tänzerin, die umrahmt vom Tänzer-Corps, die Spiel des Lebens in seinen Gegensätzen und Kontrasten auf die Bühne zaubern.

Von der Jazzmusik in New York inspiriert und beschwingt schuf Igor Strawinskys „Ebony Concerto“ für Klarinette und Big Band. Seine tänzerische Interpretation des Stoffs hatte Demis Volpi bereits 2015 für das Dortmunder Ballett als Pas de deux erarbeitet.

Virginia Segarra Vidal „Parallel Bodies”: Camilla Agraso, Philip Handschin, Svetlana Bednenko. Foto: Bernhard Weis.
In der Pause zeigten überwiegend einzeln agierende Tänzer Virginia Segarra Vidals installative Choreographie „Parallel Bodies“: Mehr Performance als Tanz (ohne Musik) setzt sich die Choreographie mit der Beziehung zwischen Raum, Körper und Skulptur auseinander. Das Stück hatte erst im vergangenen Monat seine Uraufführung im Lehmbruck Museum gefeiert und war nun für die Architektur und das Publikum im Theater Duisburg umgearbeitet und umgedeutet worden. Wie Neshama Nashman ist auch Virginia Segarra Vidals Mitlied der Ballett-Compagnie (seit 2011/12).

 

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Ein kleiner Vorgeschmack:

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Weitere Termine im Theater Duisburg:
Do | 30. März 2023 | 19:30 Uhr,
Di | 4. April 2023 | 19:30 Uhr,
Sa | 8. April 2023 | 19:30 Uhr,
Mo | 10. April 2023 | 18:30 Uhr,
So | 16. April 2023 | 15:00 Uhr und
Fr | 12. Mai 2023 | 19:30 Uhr.

 
Deutsche Oper am Rhein

Bridget Breiner „North Country“: Nelson López Garlo, Svetlana Bednenko, Vinícius Vieira, Virginia Segarra Vidal. Foto: Bernhard Weis.
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

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Demis Volpi „Ebony Concerto“: Miquel Martínez Pedro, Futaba Ishizaki. Foto: Bernhard Weis.
Tickets kosten zwischen 19,00 und 78,00 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.

 

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Bernhard Weis

 

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