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Moers: GMGV eröffnet Saison auf Rheinpreußen Schacht IV am 7. Mai

Neu gestaltete Ausstellungsflächen und Fotoausstellung „Unter Tage waren wir alle gleich”
Von Petra Grünendahl

GMGV eröffnet die Saison auf Schacht IV mit der Fotoausstellung „Unter Tage waren wir alle gleich”. Foto: GMGV.
Mit dem Beginn des Steinkohlebergbaus starte ab dem 19. Jahrhundert die erste Zuwanderung ins damals noch ländliche Ruhrgebiet und an den Niederrhein. In den Nachkriegsjahren litt auch der Moerser Bergbau unter Arbeitskräftemangel: Zunächst kamen Menschen aus ganz Deutschland an den Niederrhein. Als in den anschließenden Wirtschaftswunderjahren Bergbau und Industrie verzweifelt weitere Arbeiter suchten, schloss die Bundesregierung ein Anwerbeabkommen mit Italien ab: Die ersten „Gastarbeiter” kamen ins Ruhrgebiet und auch nach Moers. In den 60er Jahren folgten dann Spanier, Jugoslawen, Griechen und Türken. In den 1970er Jahren kamen dann Spätaussiedler an den Niederrhein. Schon ab 1948 half die REVAG (Revierarbeitsgemeinschaft für kulturelle Bergmannsbetreuung), später auch im Verbund mit den Gewerkschaften und den Zechenunternehmen, um die Integration von Menschen zu unterstützen, die sich hier eine neue Existenz aufbauten. Der Bergbau und die Zuwanderung von Arbeitskräften – „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen.” (Max Frisch) – haben auch die Entwicklung der Stadt Moers geprägt.

 

Sevket Aslan, Frank Maas, Theo Wilbers (vorne), Dr. Wilfried Scholten, Nurulla Cikoglu, Yurdakal Cantimür, André Thissen, Frank Heinrich, Jürgen Kohl, Alberto Dominguez und Dieter Krämer. Foto: Nina Stahlschmidt / GMGV.
Unter dem Titel „Unter Tage waren wir alle gleich“ eröffnet der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e.V. seine Besuchersaison am Sonntag, 7. Mai, ab 11.00 Uhr mit einer Fotoausstellung in der Fördermaschinenhalle des Industriedenkmals Rheinpreußen Schacht IV. Die Schau entstand in Kooperation mit dem Stadtteilbüro Neu-Meerbeck und wird bis Ende Oktober zu sehen sein. Auf insgesamt 21 großformatigen Bildern wird die gemeinsame Arbeit von Bergleuten unterschiedlichster Nationalität und Herkunft dargestellt und erläutert. André Thissen, Leiter des Arbeitskreises Schacht IV, ist mit Unterstützung seines Teams und der ehemaligen Bergleute Dieter Krämer, Sevket Aslan, Yurdakul Cantimür, Jürgen Kohl sowie Atilla Cikoglu eine eindrucksvolle Ausstellung lokaler Geschichte gelungen.

 

 
Saison startet mit neuen Aussstellungsbereichen

Nachbildung des Anschlags der 450-Meter-Sohle von Schacht IV mit Originalexponaten und funktionsfähiger Signalanlage zur Fördermaschine. Foto: André Thissen.
Zudem haben die Ehrenamtlichen des Arbeitskreises während der Winterpause die Ausstellungsbereiche im Kellergeschoss an einigen Stellen neu gestaltet. So gibt es jetzt eine Nachbildung des Anschlags der 450-Meter-Sohle von Schacht IV mit Originalexponaten und funktionsfähiger Signalanlage zur Fördermaschine. Außerdem bauten sie einen konventionellen Streckenvortrieb im Holztürstock nach: Mit den Originalplänen von Rheinpreußen aus dem Jahre 1928. Viele der Exponate belegen anschaulich den Integrationsbeitrag durch gemeinsame Arbeit unter Tage, die Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen geschweißt hat. In nur vier Monaten mit zahlreichen Stunden ehrenamtlicher Arbeit bauten die ehemaligen Bergleute des Arbeitskreises Schacht IV um Alberto Dominguez, Heinz Bernard, Theo Wilbers und André Thissen mit Unterstützung durch die neuen Kollegen Frank Maas und Ingo Tombrink diese neuen Ausstellungsbereiche, die dem Besucher in dieser Saison erstmals zugänglich sind.

 
Fotos: Andre Thissen

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Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.

Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV. Foto: Petra Grünendahl.
Der Museums- und Geschichtsverein in Moers möchte die Geschichte und Kultur der Grafschaft Moers schützen und erhalten – und das seit 1904. In diesem Jahr gründete Dr. Hermann Boschheidgen den „Verein für Heimatkunde“. Seitdem werden vom Verein, der heute „Grafschafter Museums- und Geschichtsverein“ heißt, Gegenstände aus dem Alltag und dem Leben der Moerser Bevölkerung zusammengetragen und im Moerser Schloss ausgestellt. Dadurch soll gemeinsam mit der Stadt Moers interessierten Bürgern die Geschichte der Grafschaft und des Altkreises Moers nahe gebracht werden. Den kulturellen und historischen Wert des Schlossparks stärker bewusst zu machen und zu erhalten ist ebenfalls ein Ziel der Arbeit des GMGV. Der heutige Vorsitzende, Peter Boschheidgen, ist ein Enkel des Vereinsgründers.

Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers-Hochstraß. Foto: Petra Grünendahl.
Als weiterer Schwerpunkt der Vereinstätigkeit kam später die Geschichte des Bergbaus mit dem Nutzungsrecht für das „Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV“ hinzu, mit der Verpflichtung, das Maschinenhaus von 1906 zu erhalten. Der Bergwerks-Standort war 1962 stillgelegt worden. Unter dem langjährigen Vereinsvorsitzenden Andreas Eichholtz übernahm der GMGV Ende der 1990er-Jahre als Bauherr mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, des Landes NRW und der Nordrhein-Westfalen-Stiftung die Renovierung. Das Denkmal und die restaurierte Technik kann im alten Maschinenhaus besichtigt werden. Ehrenamtlich tätige ehemalige Bergleute erklären die Fördertechnik und führen durch die Sammlung. Geöffnet ist Bergbaumuseum an der Zechenstraße 50 in Moers-Hochstraß von Mai bis Ende Oktober jeden Sonntag von 13 bis 16 Uhr. Gruppenführungen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung möglich. Kontakt unter Telefon 02841 / 889108 (mittwochs 9 bis 12 Uhr) oder per Mail an schacht4(at)gmgv-moers.de.
www.gmgv-moers.de

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text) mit Material vom Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.
Fotos: André Thissen (4), Nina Stahlschmidt / GMGV (1), GMGV (1), Petra Grünendahl (2)

 
 

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