_____________________
Deutschland arbeitet anhaltend viel – das konnte die Wissenschaftlerin Dr. Angelika Kümmerling, Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen (UDE), zeigen. Dr. Angelika Kümmerling hat die Entwicklung der Arbeitszeit in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren von 2012 bis 2022 analysiert. Anders als in der Öffentlichkeit unter Überschriften wie „Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“ (Arbeitgebervertreter Steffen Kampeter, 2023) diskutiert, zeigen die Auswertungen von Kümmerling, dass in Deutschland weiterhin viel gearbeitet wird: inklusive Teilzeitbeschäftigte im Schnitt 34,9 Stunden pro Woche (Männer: 38,5 Stunden, Frauen 31,0 Stunden). Damit liegen die Arbeitszeiten im Jahr 2022 auf dem Niveau von 2012. Bemerkenswert ist, dass sich die Arbeitszeiten von Männern im Zeitvergleich verkürzt haben, während bei Frauen ein Trend zu längerer Teilzeit festzustellen ist. In der Gesamtbetrachtung führt das zu konstanten Arbeitszeiten.
Die Erwerbstätigenquote ist laut Kümmerlings Analyse im Beobachtungszeitraum leicht angestiegen und lag 2022 bei 80,5% (Männer) bzw. 73% (Frauen). Der Blick auf die geschlechtsspezifischen Arbeitszeiten zeigt leichte Schwankungen: Während die durchschnittliche Arbeitszeit der Männer im Beobachtungszeitraum um 0,7 Stunden auf 38,5 Stunden gesunken ist, ist die der Frauen um genau diesen Wert auf 31,0 Stunden gestiegen. Die klassische 40-Stunden-Woche hat in den letzten 10 Jahren an Attraktivität verloren (2012: Männer 45,5%; Frauen 25%; 2022: Männer 42,7%; Frauen 22,2%), zugleich zeigt sich ein Trend zu längerer Teilzeitarbeit. Lag die durchschnittliche Arbeitszeit in Teilzeit 2012 noch bei 18,9 Stunden, so liegt sie 2022 bereits bei 22,1 Stunden.
Fazit: Das Arbeits(zeit)volumen von Frauen ist im Zeitvergleich gestiegen. „Was zunächst als großer Erfolg bei der Einbindung von Frauen und insbesondere Müttern in den Arbeitsmarkt erscheint, hat aber auch eine Kehrseite“, gibt Dr. Angelika Kümmerling zu bedenken. „Frauen sind weiterhin diejenigen, die den Hauptteil der gesellschaftlichen Sorgearbeit übernehmen. Der Gender Care Gap ist in den letzten zehn Jahren zwar gesunken, liegt aber immer noch bei 43,8%. Die Erhöhung der Arbeitszeit bedeutet also auch eine wachsende Belastung von Familien, insbesondere von Frauen, solange sich Männer nicht stärker an Care-Aufgaben beteiligen.“ Dies mag auch ein Grund dafür sein, dass der Anteil der Beschäftigten, die sich kürzere Arbeitszeiten wünschen, in den letzten Jahren angestiegen ist.
Weitere Informationen
Angelika Kümmerling, 2024: Arbeitszeiten zwischen Wunsch, Befürchtungen und Wirklichkeit – Ein IAQ-Arbeitszeitmonitor. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2024-05.
Universität Duisburg-Essen (UDE)
Die Universität Duisburg-Essen wurde am 1. Januar 2003 durch die Fusion der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und der Universität-Gesamthochschule Essen (beide 1972) gegründet. Sie gehört mit rund 40.000 Studenten aus 130 Nationen zu den – nach Studentenzahlen – zehn größten deutschen Universitäten. Sie verfügt über ein breites, international ausgerichtetes Fächerspektrum. Sie ist ein Zentrum der nanowissenschaftlichen und biomedizinischen Forschung sowie der Lehrerausbildung in NRW und bietet mehr als 240 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Nach dem Times Higher Education (THE) Ranking belegt die Universität Duisburg-Essen unter den Hochschulen 2020 den 194. Platz weltweit.
www.uni-due.de
Universität Duisburg-Essen (UDE)
Foto: Andrea Piacquadio (olly) / pexels
Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen