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Lehmbruck Museum zeigt „Courage“: Lehmbruck und die Avantgarde

Ausstellung zum 60. Jubiläum des Lehmbruck MuseumsVon Petra Grünendahl

Courage: Lehmbruck und Schiele. Foto: Thomas Köster / KunstArztPraxis.de.
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Mut ist die entscheidende Kompetenz des Menschen, um Krisen zu meistern. Mut ist die Fähigkeit, mit der wir uns immer wieder aus scheinbar aussichtslosen Situationen befreien und in die Zukunft denken. Ausgehend vom Werk Wilhelm Lehmbrucks (1881–1919) zeigt die Ausstellung, wie mutige Schritte und Entscheidungen in unsicheren Zeiten kreative Prozesse vorantreiben und Veränderungen bewirken können. Die Ausstellung nimmt den Besucher mit auf eine Reise in das frühe 20. Jahrhundert, in eine Zeit, die getragen ist von einer Aufbruchsstimmung und dem Mut, sich von überkommenen Konventionen zu lösen und frei zu denken. Es ist die Zeit, in der Wilhelm Lehmbruck seine wichtigsten Werke schuf. Die Kunst nutzt ihre Freiheiten, um ein neues Selbstbewusstsein zum Ausdruck zu bringen. Es ist vor allem die Skulptur, die in öffentlichkeitswirksamer Weise zur Selbsterfindung des gerade entstehenden Bürgertums beitrug.

 

Courage – Lehmbruck und die Avantgarde: Ausstellung zum 60. Jubiläum des Lehmbruck Museums. Bild: Ilja Höpping / Stadt Duisburg.
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Die einzigartige Architektur des Lehmbruck Museums gibt den Impuls für das Thema der Jubiläumsausstellung: Mit seiner monumentalen gläsernen Außenhaut ist das Museum selbst ein starkes Symbol für Mut, Transparenz und Weltoffenheit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschließt die Stadt Duisburg, auf die Zerstörungskraft des Krieges mit einem „Haus aus Glas“ zu antworten — eine kühne Entscheidung. Die Fragilität der gläsernen Architektur ist in Wahrheit ein Zeichen von Stärke und dem festen Glauben an eine gute Zukunft. Sie steht für die Überzeugung, dass die Kunst ein Zeichen für den Neuanfang setzen kann. Schirmherrin der Jubiläumsausstellung ist die Duisburger Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages. Die Ausstellung wird gefördert vom Landschaftsverband Rheinland (LVR), von dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, von der Sparkasse Duisburg, von der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, von der Ernst von Siemens Kunststiftung, der GEBAG und der Stadt Duisburg.

 

Courage: Auguste Rodin. Pierre de Vissant, 1885: Foto: Thomas Köster / KunstArztPraxis.de.
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Die Ausstellung zeigt diesen Aufbruch in eine neue Zeit eindrucksvoll mit hochkarätigen Leihgaben aus renommierten Sammlungen der bedeutendsten Museen Europas, wie dem Albertina Museum Wien, dem Leopold Museum Wien, dem Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, dem Museo Rosso, Mailand, dem Kröller-Müller Museum, Otterlo, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Hamburger Kunsthalle und der Berlinischen Galerie sowie bedeutenden Privatsammlungen. Meisterwerke der Avantgarde von Pionieren wie Auguste Rodin, Medardo Rosso, Oskar Schlemmer, Käthe Kollwitz und Sophie Taeuber-Arp treten zum ersten Mal in einen Dialog mit Schlüsselwerken Lehmbrucks. Erstmals ist zudem eine repräsentative Werkauswahl des großen österreichischen Ausnahmekünstlers Egon Schiele im unmittelbaren Zwiegespräch mit Skulpturen Lehmbrucks zu erleben.

 

 
 
Das neue Bild des Menschen in der Moderne

Courage: Der Mensch als Maß, Lehmbruck und Schlemmer (2), Foto: Thomas Köster / KunstArztPraxis.de.
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In fünf Sektionen führt die Ausstellung durch die entscheidenden Momente der Kunst der Moderne. Im vergleichenden Sehen öffnet sie dem Betrachter die Augen für die Eigenheiten des Werkes Lehmbrucks. Sie zeigt Bezüge zu den zarten Wachsskulpturen von Medardo Rosso (1858–1928), die nach der Auflösung des Materiellen streben, ebenso wie zu den antiheroischen Denkmälern Auguste Rodins (1840–1917). Es ist frappierend, dass Egon Schiele (1890–1918) zur gleichen Zeit zu erstaunlich ähnlichen Bildern des Menschen gekommen ist wie Lehmbruck. Ruhe und strenge Ordnung von Skulpturen wie der Schreitenden (1913/14) finden ihre Entsprechung in den tektonischen Werken des Bauhaus-Künstlers Oskar Schlemmer (1888–1943). Schlemmer und Lehmbrucks bringen Rationalität und Intuition miteinander in Einklang, um Gegensätze zu versöhnen.

 

Courage: Oskar Schlemmer, Abstrakte Figur, 19121-23 u. Drahtfigur Homo… 1930-31. Foto: Thomas Köster / KunstArztPraxis.de.
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Die Erschütterungen des Ersten Weltkrieges bringen Lehmbruck wie auch die große deutsche Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867–1945) dazu, eindringliche Formen für das menschliche Leid und den Schmerz zu finden. Wie eine Gegenwelt erscheint im Vergleich dazu die Dada-Bewegung in Zürich, der Stadt, in der Lehmbruck von 1916 bis 1919 lebt. Betrachten wir seine Büste der Knienden (1911), die er direkt durch die empfindlichen Brustwarzen hindurch kappt, entdecken wir eine Nähe zu den provokanten Ansichten und innovativen Formen, mit denen die Dada-Bewegung die Kunst und die Gesellschaft erneuert hat. In der Moderne ereignen sich viele unterschiedliche Bewegungen gleichzeitig. Das beherrschende Thema der Zeit ist Geschwindigkeit: Das Auto, der Zug und das Flugzeug verändern die Wahrnehmungsgewohnheiten. Feste Formen lösen sich auf und unterschiedliche Perspektiven schieben sich ineinander.

 

Courage: Nie wieder Krieg, Lehmbruck und Kollwitz. Foto: Thomas Köster / KunstArztPraxis.de.
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Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Dr. Söke Dinkla, Dr. Nathalie Lachmann, Sharon Hecker, Sarah Louisa Henn und Stephanie Eul, ca. 176 Seiten, zum Preis von 30 Euro. Beteiligte Künstler: Rudolf Belling, 1886–1972 (1), Umberto Boccioni, 1882–1916 (1), Émile-Antoine Bourdelle, 1861–1929 (1), Otto Dix, 1891–1969 (7), Lyonel Feininger, 1871–1956 (3), George Grosz, 1893–1959, John Heartfield, 1891–1968 (1), Hannah Höch, 1889–1978 (1), Alexej Jawlensky, 1864–1941 (2), Käthe Kollwitz, 1867–1945 (6), Henri Laurens, 1885–1954 (1), Alice Lex-Nerlinger, 1893–1975 (6), Jacques Lipchitz, 1891–1973 (1), Auguste Rodin, 1840–1917 (9), Medardo Rosso, 1858–1928 (11), Marina Rumjanzewa, geb. 1958 (1), Egon Schiele, 1890–1918 (6), Oskar Schlemmer, 1888–1943 (15), Vladimir Tatlin, 1885–1953 (1), Sophie Taeuber-Arp, 1889–1943 (21) und Wilhelm Lehmbruck, 1881–1919 (18).

 

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Das Lehmbruck Museum

Das Lehmbruck Museum im Kantpark. Foto: Petra Grünendahl.
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Das mitten in Duisburg im Kantpark gelegene Lehmbruck Museum ist das international bedeutendste Museum für Skulptur der Moderne und der Gegenwart in Europa. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlern wie Alberto Giacometti, Pablo Picasso, Hans Arp und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks, der zum Schlendern und Entdecken einlädt.

 

Wilhelm Lehmbruck: Der Gestürzte. Foto: Petra Grünendahl.
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Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben. Das Lehmbruck Museum entstand 1964 nach den Entwürfen von Lehmbrucks Sohn Manfred (1913–1992). Der ab 1983 errichtete Erweiterungsbau wurde 1987 eröffnet.
www.lehmbruckmuseum.de

 

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Öffnungszeiten und Eintrittspreise

Ein Lieblingsmotiv von Wilhelm Lehmbruck: Mutter und Kind. Foto: Petra Grünendahl.
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Die Ausstellung „Courage – Lehmbruck und die Avantgarde“ ist bis zum 6. Oktober zu sehen. Sculputre 21st mit Shirin Neshats „The Fury“ ist bis zum 25. August ausgestellt. Noch bis zum 1. September ist die Interaktive Tastausstellung SHAPE! im Lehmbruck Museum zu sehen. Geöffnet ist das Lehmbruck Museum dienstags bis freitags ab 12 Uhr, samstags und sonntags ab 11 Uhr. Die Öffnungszeiten gehen bis 17 Uhr, donnerstags an Terminen der plastikBAR (erster Donnerstag im Monat ab 17.30 Uhr) bis 20 Uhr. An Feiertagen gelten ggf. besondere Öffnungszeiten. Regulär kostet der Eintritt 9 Euro (ermäßigt* 5 Euro), eine Jahreskarte 35 Euro (ermäßigt* 20 Euro). Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in Begleitung von Angehörigen sowie Blinden- und Demenzbegleitung haben kostenlos Eintritt. Schulklassen und Kindergärten zahlen pro Person 2 Euro (gilt nur für Selbstführergruppen), eine Familienkarte (2 Erwachsene plus Kinder bis 14 Jahre) gibt es für 15 Euro. Jeden ersten Freitag im Monat gilt: „Pay what you want“. Ausgenommen davon sind angemeldete Gruppen.

Zu seinen Sonderausstellungen bietet das Lehmbruck Museum verschiedene Veranstaltungen als Rahmenprogramm an. Öffentliche Führungen durch das Museum gibt es jeden Sonntag um 11.30 Uhr. Für Informationen steht die Kunstvermittlung des Lehmbruck Museums unter Telefon 0203 / 283-2195 oder eMail kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de zur Verfügung (Zu Preisen und Buchungen für Führungen geht es hier). Tickets für Führungen und Veranstaltungen können vorab im Ticket-Shop des Museums gebucht werden.

 
(*) Ermäßigung erhalten gebuchte Gruppen, Selbstführer ab 20 Personen, Menschen mit Behinderung (ab 70 Prozent), Schüler & Studenten, Wehr- & Zivildienstleistende sowie Menschen im Sozialleistungsbezug.

 
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Thomas Köster / KunstArztPraxis.de (5), Ilja Höpping / Stadt Duisburg (1), Petra Grünendahl (3)

 

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