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Universität Duisburg-Essen: Antisemitismus in den sozialen Medien

Erstes Standardwerk auf Deutsch

Vermummte und bewaffnete Terroristen durchbrechen den Grenzzaun zwischen Gaza und Israel. Was am 7. Oktober 2023 beim Angriff der Hamas auf ein Festival passiert, lässt sich über eine Messenger-App live verfolgen – und liken, kommentieren sowie verbreiten. Die Hamas lässt sich von ihren Followern feiern und schürt so schnell und einfach Hass gegen Israel sowie Juden weit über Israel hinaus. Für Monika Hübscher, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Duisburg-Essen, steht fest: „Die sozialen Medien haben den Antisemitismus revolutioniert.“ Wie und warum analysiert die Antisemitismus-Expertin im Buch „Antisemitismus in den sozialen Medien“– das erste Standardwerk auf deutsch zu diesem Thema.

Auf knapp 330 Seiten und in 14 Kapiteln lassen Monika Hübscher und ihre Mitherausgeberin Sabine von Mering, Professorin an der US-amerikanischen Brandeis University, Wissenschaftler aus Deutschland, Israel, den USA, Indien, Großbritannien und Dänemark zu Wort kommen. Sie zeigen anhand von Fallbeispielen aus verschiedenen Ländern, wie auf algorithmisch organisierten Plattformen wie Facebook, X (ehemals Twitter) oder Instagram und TikTok antisemitische Inhalte vorkommen und wirken. Sie legen dar, wie sich Antisemitismus in den Sozialen Medien von Offline-Antisemitismus unterscheidet und zeigen Handlungsperspektiven für Lehrkräfte, Multiplikatoren und politische Entscheidungsträger auf.

„Unser Ziel ist es, ein neues interdisziplinäres Forschungsfeld zum Thema Antisemitismus zu etablieren und Denkanstöße zu geben“, so Hübscher. Die Herausgeber haben das Buch bereits mit großem Erfolg vor zwei Jahren in englischer Sprache veröffentlicht. „Auch in Deutschland gab es eine breite Nachfrage. An neun der vierzehn Kapitel waren deutsche Forschende zumindest mitbeteiligt, fünf der Kapitel beziehen sich explizit auf deutsche Beispiele. Das Buch auch hier zu veröffentlichen, erschien uns daher sinnvoll,“ erklärt von Mering. Zudem wurde die deutsche Ausgabe aufgrund der derzeitigen Relevanz des Israel-Palästinakonflikt für das Themenfeld Antisemitismus in den sozialen Medien aktualisiert und überarbeitet.

Neue Forschungsmethoden, breites Spektrum
Inhaltlich ist das Spektrum breit: Die Autoren leiten her, dass die wirkungsvollste Möglichkeit, antisemitische Überzeugungen und Parolen zu propagieren und zu verbreiten, die ständige Wiederholung ist – und dafür Social Media das wirksamste Instrument. Aber auch das Vorgehen der Alternative für Deutschland (AfD) im Netz und Antisemitismus auf den Facebook-Seiten von Unterstützern der britischen Labour Party werden analysiert. Ebenso wird die lautstarke, mit Vergleichen mit Nazi-Deutschland, Verschwörungstopoi und Antisemitismus-Erzählungen angefüllte, Protestszene während der Coronapandemie untersucht. Auch gehen die Autoren auf antisemitische Botschaften in Videoclips, Liedern, Kommentaren, Texten, Bildern und Symbolen auf TikTok ein.

Hürden waren für die Forschenden dabei vor allem die gesetzlichen Grundlagen und der ungeregelte Zugang zu den Sozialen Netzwerken, der ihre wissenschaftliche Arbeit oft erschwert hat. Eine weitere Herausforderung: Angemessene Methoden, um Social Media zu beforschen, haben die Wissenschaftler erst ausfindig machen oder sich neu aneignen müssen. Oft half die Kooperation mit anderen Wissenschaftler bei der Umsetzung. So bieten die Autoren nicht nur eine Vielzahl von Modellen und Anregungen, Antisemitismus in den sozialen Medien sowie die Verbreitung von Hass durch soziale Medien mithilfe neuer Methoden und Forschungsfragen zu untersuchen, sondern belegen auch die dringende Notwendigkeit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem aktuellen Themen.

Weitere Informationen:
Monika Hübscher, Sabine von Mering (Hrsg.): Antisemitismus in den Sozialen Medien. Verlag Barbara Buderich, Leverkusen, 2024, ISBN: 978-3-8474-3013-1
 
Universität Duisburg-Essen (UDE)
Die Universität Duisburg-Essen wurde am 1. Januar 2003 durch die Fusion der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und der Universität-Gesamthochschule Essen (beide 1972) gegründet. Sie gehört mit rund 40.000 Studenten aus 130 Nationen zu den – nach Studentenzahlen – zehn größten deutschen Universitäten. Sie verfügt über ein breites, international ausgerichtetes Fächerspektrum. Sie ist ein Zentrum der nanowissenschaftlichen und biomedizinischen Forschung sowie der Lehrerausbildung in NRW und bietet mehr als 240 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Nach dem Times Higher Education (THE) Ranking belegt die Universität Duisburg-Essen unter den Hochschulen 2020 den 194. Platz weltweit.
www.uni-due.de
Universität Duisburg-Essen (UDE)
Foto: Petra Grünendahl

 

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