Meilensteine der Industriekultur: Anfänge – Hochindustrialisierung – StrukturwandelVon Petra Grünendahl
Im Jahr 1758 wurde auf der St.-Antony-Hütte, der Wiege der Ruhrindustrie, die erste Eisenschmelze mit Holzkohle betrieben. Wie es damals auf St.-Antony ausgesehen haben muss, kann man heute noch im sauerländischen Balve-Wocklum in der ältesten komplett erhaltenen Hüttenanlage der Luisenhütte sehen: Diese nahm zeitgleich mit St.-Antony ihren Betrieb auf. Die beiden Hütten symbolisieren die enge Verflechtung des Ruhrgebiets mit Südwestfalen (Siegerland und Sauerland). Lange vor dem Ruhrgebiet wurde in Südwestfalen mit vorindustrieller Technik Eisen aus heimischen Erzen gewonnen. Der Erzbergbau geht zurück bis 8. und 9. Jahrhundert. Mit der Kohlenförderung an der Ruhr – ab dem 13. Jahrhundert für den Eigenbedarf, ab dem 18. Jahrhundert (und nach der Erfindung der Dampfmaschine) dann staatlich reglementiert – übernahm das Ruhrgebiet mit dem Stollenbergbau die Führung in der Frühindustrialisierung. Als die Förderung aus großen Tiefen möglich wurde (Tiefbauzechen) und der Bergbau nach Norden wanderte, etablierte sich dort die Schwerindustrie, die das Ruhrgebiet lange Zeit prägte. Dafür, dass Südwestfalen hier nie nachzog, bieten sich dort für Interessierte zahlreiche Möglichkeiten, auch Zeugnisse frühester Industrialisierung zu erkunden, die hier vor langer Zeit schon abgerissen und durch modernere Anlagen ersetzt worden waren.
Das Buch „StahlZeitReisen“ führt den Leser an 34 Meilensteine der Industriekultur – Bergbau (nicht nur Kohle und Erz), Eisen und Stahl, Wasser sowie Eisenbahn – im Ruhrgebiet und in Südwestfalen. Dazu kommen 68 weitere Kultur- und Freizeit-Attraktionen in deren Umfeld. Eine Übersichts-Klappkarte im vorderen Einband hilft bei der Verortung der Ziele. 293 Fotos und 39 zeichnerischen Illustrationen vermitteln Eindrücke der spannenden Ziele. Durch die StahlZeitReisen führen Al und Lu: Die Charaktere sind angelehnt an den Ruhrgebiets-Industriellen Alfred Krupp (1812–1887) und an Luise von Landsberg-Velen (1797–1866), Namensgeberin der vorindustriellen Luisenhütte im sauerländischen Balve. Als Zeitreisende besuchen sie die Stätten der Industriegeschichte und berichten in lockeren, kenntnisreichen Dialogen: Der Leser erfährt Wissenswertes zu Standorten und deren Entwicklung quasi aus erster Hand: Industriegeschichte von den frühen Anfängen über die Hochindustrialisierung bis zur Gegenwart und dem Strukturwandel mit vielen erstaunlichen Details und Anekdoten. Eine Karte in der vorderen Buchklappe gibt einen Überblick und verortet die einzelnen Standorte. Adressen, Kontaktdaten und Webseite sowie die Öffnungszeiten in den einzelnen Kapiteln runden die Lektüre ab: Schließlich soll man nicht nur über diese spannenden Orte lesen, sondern sie auch besuchen.
StahlZeitReisen: ein Reise- und Erlebnisführer
Das 196-seitige Buch „StahlZeitReisen“ im Klapp-Broschur-Einband wurde herausgegeben vom Regionalverband Ruhr (RVR) und dem WasserEisenLand e. V. Erschienen ist der reich bebilderte Reiseführer, der die Route Industriekultur mit der Industriekultur in Südwestfalen verbindet, im Mönnig-Verlag Iserlohn. Im lokalen Buchhandel sowie vielen Museumsshops an den Meilenstein-Standorten ist das von der NRW-Stiftung geförderte Werk für 19,80 Euro zu haben (ISBN 978-3-933519-96-2).
www.stahlzeitreisen.de
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl
Die Projektträger
Die Route Industriekultur (RIK) ist ein Projekt des Regionalverbandes Ruhr (RVR) und verbindet als touristische Themenstraße die „wichtigsten und touristisch attraktivsten“ Industriedenkmäler des Ruhrgebiets auf einem 400 Kilometer langen Rundkurs. Die Route der Industriekultur ist das weltweit umfangreichste touristische Netzwerk zur Erschließung des industriekulturellen Erbes einer zusammenhängenden Region. Über sieben Millionen Menschen besuchen jährlich die Standorte der Route der Industriekultur: 27 Ankerpunkte, die sowohl Erlebnisorte als auch Knotenpunkte der Information sind, 17 Panoramen der Industrielandschaft und 13 bedeutende Siedlungen zählen zu den Primärstandorten der Route.
www.route-industriekultur.ruhr
Der WasserEisenLand e. V. ist ein Verbund aus unterschiedlichen Akteuren der Industriekultur in Südwestfalen: Betreiber von Industriemuseen und technischen Kulturdenkmälern wie Kommunen und Vereine, aber auch Industrie- und Handelskammern, Firmen und Privatpersonen. Die Aufgabe von „WasserEisenLand – Industriekultur in Südwestfalen“ besteht darin, die regionale Industriekultur mit ihren einzigartigen Technikdenkmälern zu unterstützen, zu fördern, zu schützen und touristisch zu erschließen. Als Dachmarke der industriekulturellen Denkmäler und Museen in Südwestfalen trägt WasserEisenLand dazu bei, ein Stück lebendige Industriegeschichte für nachfolgende Generationen zu erhalten.
www.wassereisenland.de
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen