Mit einem Apotheken-Reformgesetz will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Apotheken ohne Apotheker etablieren. Schon die Ankündigung hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst – nicht nur bei Apothekern, sondern auch bei Patienten, Hausärzten und Bürgermeistern. Alle sehen darin eine große Gefahr für den Erhalt bewährter Versorgungsstrukturen zum Nachteil von Alten, Kranken und Schwachen. Die Apotheker in Duisburg warnen vor diesem Reformgesetz und erklären, warum sich die Patientenversorgung dadurch drastisch verschlechtern würde.
Fahrlässiges Gesetzesvorhaben – Patientensicherheit akut gefährdet
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„Wer die Qualitätsstandards bei der Beratung, Herstellung und Abgabe von Arzneimitteln in Apotheken durch Etablierung von Apotheken ohne Apotheker senkt, missachtet auch den vorbeugenden Verbraucherschutz zum Nachteil von Patienten. Somit ist ein solches Gesetz sogar fahrlässig“, betont Herrmann.
Patienten in großer Sorge
Bereits die ersten Reaktionen aus Patientensicht zeigen, wie groß die Sorge dort ist. So stellte beispielsweise Sabine Härter von der Deutschen Diabeteshilfe – Menschen mit Diabetes stellvertretend für Millionen chronisch Erkrankte anlässlich einer Konferenz zur geplanten Apotheken-Reform in Köln klar: „Schon die aktuell stattfindenden Schließungen von Apotheken sind aus Patientensicht besorgniserregend. Aber dass man mit der Apotheken-Reform plant, die Qualität der Versorgung in den verbleibenden Apotheken auch noch zu senken, ist aus Patientensicht unverständlich und nicht hinnehmbar.“ Schließlich seien Apotheker sowie ihre Teams vor Ort verlässliche Ansprechpartner für uns Patienten und unsere Sorgen. Sei es bei Fragen zur gesunden Lebensführung, Ernährung, Handhabung von Hilfsmitteln und ganz besonders zur Arzneimittel-Therapiesicherheit, so Härter. Gerade für ältere Menschen sei es wichtig, dass da vor Ort jemand persönlich da sei, der „mit einem spricht, zuhört und hilft“. Auch gegen Einsamkeit sei das Gespräch von Angesicht zu Angesicht sehr wichtig.
Bewährte Versorgungsstrukturen vor Ort stabilisieren
„Wo Apotheke draufsteht, muss auch eine Apothekerin bzw. ein Apotheker drin sein“, betont Christoph Herrmann. Darauf hätten Patienten und Kunden auch ein Anrecht. Insofern sei es zwingend notwendig, die vorhandenen, bewährten Strukturen hinsichtlich der Patientensicherheit zu stabilisieren, anstatt Versorgung und Leistung abzubauen. Auch angesichts der weiter bestehenden Lieferengpässe bei Arzneimitteln, von dem immer noch jedes zweite Rezept betroffen sei, und einer immer älter werdenden Bevölkerung, brauche man eine noch stabilere Versorgung durch gestärkte Apotheken mit mehr Apothekern statt Apotheken ohne Apotheker.
„Dafür muss nach über einem Jahrzehnt des Honorarstillstands die Vergütung der Apotheken endlich deutlich angehoben werden“, betont Christoph Herrmann. Diese Unterfinanzierung führe zu immer mehr wirtschaftlich instabilen Apotheken, da es in diesen 10 Jahren erhebliche Kostensteigerungen gegeben habe. So sind allein die Löhne und Gehälter für die Mitarbeiter um 27,8 Prozent gestiegen. Hinzu kommen deutlich gestiegene Kosten zum Beispiel für Miete, Energie, Software und Botendienste. „Nur mit einer erhöhten Honorierung lassen sich weitere Apothekenschließungen vermeiden“, erläutert Herrmann.
Mit dem geplanten Konzept der Apotheke ohne Apotheker würden Bundeskanzler Scholz und Minister Lauterbach zudem ihr eigenes Versprechen brechen, dass es bei den Änderungen im Gesundheitssystem nicht zu Leistungskürzungen kommen werde, erklärt Apotheker Herrmann.
Apothekerkammer Nordrhein / Apothekerverband Nordrhein
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