Nationale Hafenpolitik und Herausforderungen für die maritime Logistik
Von Petra Grünendahl
„Die Rheinvertiefungen zur Sohlenstabilisierung haben einen hohen Kosten-Nutzen-Faktor und sind volkswirtschaftlich von großer Bedeutung“, sagte Oliver Luksic MdB (FDP), parlamentarischer Staatssekretär beim Verkehrsministerium. Der Saarländer gilt als Streiter für den Kombinierten Verkehr und machte auch hier klar, dass angesichts ausgelasteter Straßen mehr von den noch verfügbaren Kapazitäten auf den Wasserstraßen genutzt werden müssten. Hier machten Investitionen in die Infrastruktur wirtschaftlich und ökologisch ebenso Sinn wie in die lange vernachlässigten Schienenanbindungen an die Häfen. Der Erhalt und die Ertüchtigung dieser und der Straßeninfrastruktur sei dringend nötig, allerdings anspruchsvoll in der Realisierung im laufenden Betrieb, erklärte er in seinem Eingangsstatement. Damit lief er bei den Teilnehmern der Veranstaltung ebenso wie auf dem Podium offene Türen ein. Die Verlässlichkeit und Kontinuität der Verkehrspolitik mahnte auch IHK-Präsident Werner Schaurte-Küppers in seiner Begrüßungsrede an: Um Ziele der Verkehrsverlagerung zu erreichen, müssten Binnenschifffahrt und maritime Logistik in den Mittelpunkt gerückt werden. VVWL-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Kösters mahnte eine zügige Umsetzung der nationalen Hafenstrategie an, um den Gütertransport zuverlässig und planbar zu gestalten. Deutschland und insbesondere auf eine funktionierende Logistik angewiesen.
Zum 16. NetzwerkForum SchifffahrtHafenLogistik hatten der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW e. V. (VVWL) und die Niederrheinische IHK Duisburg Wesel Kleve eingeladen. Zum Traditionsevent kamen fast 100 Fachleute aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik, um über verschiedene Aspekte von nationaler Hafenpolitik und maritimer Logistik zu erörtern und zu diskutieren. Den Begrüßungen folgten zwei Podiumsrunden: ein Politik-Talk zur Zukunft maritimer Hinterlandverkehre und zur Infrastruktur in der aktuellen Politik sowie ein Wirtschafts-Podium zum Thema „Märkte, Transformationen und Nachhaltigkeit“ zu den Herausforderungen der maritimen Logistik. Die Moderation der Traditionsveranstaltung lag in den bewährten Händen von Sebastian Reimann, Chefredakteur der Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ), einer Fachzeitung der Transport- und Logistikbranche. Henning Rehbaum MdB (CDU, Münsterland), Frank Börner MdL (SPD, Duisburg) und Michael Röls-Leitmann MdL (Grüne, Dortmund) unterstrichen zusammen mit Oliver Luksic in der Diskussion, wie dringend nötig Investitionen in das System Wasserstraße mit Häfen, Flüssen und Kanälen, Schleusen und Brücken sind, um hier wirtschaftlich und umweltfreundlich insbesondere Schwer- und Massengüter zu transportieren. „Die Bedeutung der Infrastruktur ist allen klar“, so der Grüne Röls-Leitmann. „Wir wissen, dass wir mehr investieren müssten, denn die Verlässlichkeit der Transportwege ist wichtig.“ Dass insbesondere Ersatz-Neubauten für in die Jahre gekommene Infrastruktur schneller realisiert werden müsste, betonte auch der Duisburger MdL Frank Börner. Hier gebe es immer noch zu viel Bürokratie: „Wo schon eine Brücke steht, braucht man keine neue Umweltverträglichkeitsprüfung“, sagte Rehmann, der im Bundestags-Verkehrsausschuss sitzt.
Podiumsrunde Wirtschaft
Als Vertreter der maritimen Logistik diskutierten Torsten Schütte (Geschäftsführer, Container Terminal Dortmund), Daniel Hosseus (Hauptgeschäftsführer, Verband der deutschen Seehafenbetriebe), Hanna Stelzel (Direktor Container, Hafen Rotterdam), Markus Bangen (Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG), Carsten Schmücker (Globaler Logistikeinkauf, Lanxess Deutschland) und Thijs van den Heuvel (Geschäftsführer Transport-Netzwerk der Contargo-Gruppe) über die Herausforderungen, die Märkte, Transformation und Nachhaltigkeit an die Akteure stellen. Zu den Themen der Diskussion zählten Verschiebungen bei den Transportgütern (Zuwächse und Rückgänge gleichen sich an den Standorten der Diskutanten weitestgehend aus) sowie die Herausforderungen angesichts von Unabwägbarkeiten der Güterströme, die teilweise auch Zeichen sind für Produktionsverlagerungen: „Wir haben mehr Trailerverkehre aus Südost-Europa und der Türkei“, erklärte duisport-CEO Markus Bangen. Und: Das Outsourcing der Produktion gehe also nicht mehr so stark nach China und Südost-Asien, sondern bleibe in Europa. Umstrukturierungen von Lagerflächen sowie den Ausbau von Kooperationen erörterten die Podiumsteilnehmer hier ebenso wie die Übernahme von Technologien, die man bislang aus Seehäfen kannte, um die Warenabfertigung im Hinterland zu optimieren. Zur Diskussion standen auch Perspektiven von Wasserstofftransport und Lagerung, prognostizierte weitere Steigerungen der Güterverkehre (eine Studie geht von einer Verdreifachung aus) sowie die Cybersicherheit und ihre Bedeutung für Güterlogistik und Versorgungssicherheit.
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
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