Container statt Kohle: Auf dem Weg zum größten Containerterminal im europäischen Binnenland
Von Petra Grünendahl
„Wo mehr als 100 Jahre lang Kohle umgeschlagen wurde, steht jetzt ein klimaneutrales Containerterminal. Das Duisport Gateway Terminal ist ein herausragendes Beispiel für den gelungenen Strukturwandel im Ruhrgebiet: Die Umsetzung von der Idee bis zu Fertigstellung in nur wenigen Jahren zeigt, dass wir in Nordrhein-Westfalen Tempo machen“, erklärte Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, bei der offiziellen Eröffnung des Duisburg Gateway Terminal (DGT). „Mit dem Duisburg Gateway Terminal erhöhen wir die Umschlagskapazitäten im Duisburger Hafen um rund 850.000 TEU* pro Jahr. Damit bauen wir die Position als eines der wichtigsten Logistik-Drehkreuze in Europa weiter aus und stärken unsere Funktion als Rückgrat der Industrie in Nordrhein-Westfalen“, sagte duisport-CEO Markus Bangen. Und: „Wir blicken nicht zurück, sondern nach vorne: Hier entsteht eine Blaupause für die Zukunft, die wir auch auf andere Umschlagplätze im Hafen übertragen wollen.“
Mit der Eröffnung des Duisburg Gateway Terminal auf der ehemaligen Kohleninsel in Ruhrort feierte der Duisburger Hafen einen der bedeutendsten Meilensteine in seiner über 300-jährigen Geschichte. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst, Oberbürgermeister Sören Link, Vertreter der vier DGT-Gesellschafter duisport, HTS, Hupac und PSA sowie des Forschungsinstituts Fraunhofer UMSICHT drückten im Beisein von rund 250 geladenen Gästen den symbolischen Startknopf. Der erste Bauabschnitt ist fünf Jahre nach Beginn der Planungen (2019) und nach nur gut zwei Jahren Bauzeit fertig gestellt: Das DGT nimmt nun offiziell den Betrieb auf. „Wenn alle Seiten – Unternehmen, Planer, Behörden, Politik und Bürgervereine – zusammenarbeiten und nach Lösungen suchen, dann sind wir erfolgreich. Das Ergebnis eines solchen gemeinschaftlichen Erfolgsprojekts können wir hier heute sehen“, betonten die Geschäftsführer der Duisburg Gateway Terminal GmbH, Christoph Kahlert und Sven Zölle. In wenigen Jahren wird hier auch der zweite Bauabschnitt, der als Spiegelung der ersten Anlagen angelegt ist, in Betrieb gehen.
Zehntes Containerterminal im Duisburger Hafen
„Duisburg wird künftig eine immer zentralere Rolle in der deutschen Energiewende spielen. Schon jetzt ist das hier am Hafen zu sehen: Wo früher Millionen Tonnen Kohle umgeschlagen wurden, wird mit dem Duisburg Gateway Terminal ein wegweisender Beitrag zur CO2-Reduktion geleistet. Mit Hilfe von Wasserstoff-Technologie entsteht Logistik der Zukunft. Darauf können alle beteiligten Partner zu Recht stolz sein“, sagte Oberbürgermeister Sören Link. Das DGT ist nicht nur das zehnte Containerterminal im Duisburger Hafen, es wird im Endausbau zugleich das größte im gesamten europäischen Binnenland sein.
Die riesigen Portal-Krananlagen (Containerbrücken) haben Ausmaße, dass sie auch Containerschiffe be- und entladen können, die statt bislang sechs Container nebeneinander acht Container stehen haben. Dies könnte in Zukunft nötig sein, wenn neue Güterschiffe breiter ausgelegt werden, um bei Niedrigwasser mit weniger Tiefgang mehr befördern zu können. Ins DGT einfahrende Lkw-Verkehre kommen vom Kreuz Kaiserberg über die Sympherstraße und die Schlickstraße zur Kohleninsel, ausgehende Verkehre sollen je nach Verkehrslage ebenfalls in Richtung Kreuz Kaiserberg und/oder über eine neu gebaute Brücke zur Ölinsel und über die neue Umgehungsstraße an der Anschlussstelle Ruhrort auf die A59 fahren. Wohngebiete werden von Lkw-Verkehren von und zum DGT nicht betroffen sein.
Klimaneutraler Betrieb wird im Forschungsprojekt enerPort II erprobt
Modellprojekt für die Zukunft der Logistik
Das Duisburg Gateway Terminal ist in vielfacher Hinsicht ein Modellprojekt für die Zukunft der Logistik: Auf dem insgesamt 33 Fußballfelder großen Areal werden alle Güterbewegungen digital gesteuert. Das Projekt „enerPort II“ spielt hierbei eine ganz entscheidende Rolle. Im Rahmen des Vorhabens, in das Wirtschaft und Wissenschaft gleichermaßen eingebunden sind, wird im Duisburger Hafen ein Konzept zur vollständigen energetischen Transformation des Terminals realisiert.
Mit „enerPort II“ soll erstmals aufgezeigt werden, dass auch ein Terminal dieser Größenordnung mit lokaler Erzeugung von Wärme und Strom vollkommen klimaneutral betrieben werden kann. Auf dem DGT wird dazu ein nachhaltiges Energiesystem installiert, das erneuerbare Energien, Energiespeicher, Verbraucher und verschiedene Wasserstofftechnologien miteinander koppelt. Schlüsselkomponenten dafür sind eine Photovoltaik-Anlage, Brennstoffzellen-Systeme und Wasserstoffmotoren zur Stromerzeugung sowie Batteriespeicher. Ein intelligentes lokales Energienetz koppelte dabei die verschiedenen Energieanlagen und -speicher zur Versorgung der Verbraucher auf dem Terminal: Dazu gehören Landstrom, Ladesäulen und Krananlagen. Darüber hinaus wird auch eine zukünftige Versorgung angrenzender Quartiere theoretisch betrachtet.
Projekt enerPort II setzt Maßstäbe
„Das Herausragende an enerPort II ist sowohl die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft als auch der mutige Schritt in die Umsetzung. Wir sammeln schon heute wertvolle Erfahrungen zu Planung und Betrieb zukünftiger Energiesysteme“, sagt Prof. Dr.-Ing. Anna Grevé, Abteilungsleiterin Elektrochemische Energiespeicher bei Fraunhofer UMSICHT (Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT). Das Oberhausener Institut leitet gemeinsam mit duisport das Forschungsprojekt. Weitere Partner sind die Westenergie Netzservice GmbH, die Rolls-Royce Power Systems AG, die Netze Duisburg GmbH, die Stadtwerke Duisburg AG sowie die Stadtwerke Duisburg Energiehandel GmbH. Das Projekt enerPort II wird im Rahmen der „Technologieoffensive Wasserstoff“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.
Zahlen, Daten & Fakten zum Duisburg Gateway Terminal (DGT)
- Gesellschafter: Duisburger Hafen AG (duisport), HTS Intermodaal B.V. (Niederlande), Hupac AG (Schweiz) und PSA International (Singapur, ehem. Port of Singapore Authority, die sich mittlerweile als Logistiker global aufgestellt haben)
- Geschäftsführer: Christoph Kahlert, Sven Zölle
- Baukosten (1. Bauabschnitt inkl. Projekt enerPort II und Brücke): rund 120 Mio. Euro, davon rund 50 Mio. Euro Förderung (aus zwei verschiedenen Fördertöpfen)
- Bauzeit: 2 Jahre (für den ersten Bauabschnitt)
- Terminalfläche (gesamt): 235.000 qm
- In Betrieb genommene Fläche (1. Bauabschnitt): 150.000 qm
- Kapazität (Endausbau): bis zu 850.000 TEU
- 6 Ganzzuggleise unter Kran (im Endausbau 12)
- Gleislänge >730 Meter
- 3 Portal-Krananlagen (im Endausbau mindestens 6)
- 6 Liegeplätze für Binnenschiffe
Weitere Informationen unter dgt-duisburg.de/.
Duisburger Hafen AG
Die Duisburger Hafen AG (duisport) ist die Eigentums- und Managementgesellschaft des Duisburger Hafens, des größten Binnenhafens der Welt. Die duisport-Gruppe bietet für den Hafen- und Logistikstandort Full Service-Pakete in den Bereichen Infra- und Suprastruktur inkl. Ansiedlungsmanagement. Darüber hinaus erbringen die Tochtergesellschaften logistische Dienstleistungen wie beispielsweise den Aufbau und die Optimierung von Transport- und Logistikketten, Schienengüterverkehrsleistungen, Gebäudemanagement und Verpackungslogistik.
www.duisport.de
*) TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) = Maßeinheit für Standardcontainer
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (12), Marco Stepniak / duisport (1)
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