Jane Enny van Lambalgen:
„Toxische EU-Agenda und desaströse deutsche Wirtschaftspolitik führen zum wirtschaftlichen Niedergang. Es droht der Verlust des Triple-A-Ratings.“
„Die Deutschen sollten sich darauf einstellen, dass ihr Heimatland in einigen Jahren nur noch eine Industrienation zweiter Klasse sein wird“, bangt Jane Enny van Lambalgen, CEO der Beratungs- und Managementfirma Planet Industrial Excellence, um den Wirtschaftsstandort Deutschland. Neben der „desaströsen deutschen Wirtschaftspolitik der letzten Jahre“ macht sie auch die „toxische Agenda der EU“ für den aus ihrer Sicht unaufhaltsamen Niedergang verantwortlich.
Der deutschen Politik kreidet die Wirtschaftsberaterin die „schon seit Jahren international nicht mehr wettbewerbsfähigen hohen Steuern und Sozialabgaben“ sowie den „schlechten Zustand der digitalen Infrastruktur und der Verkehrsinfrastruktur“ an. „Mit der ideologisch geprägten Energiewende und den daraus resultierenden hohen Produktionskosten hat die Politik zusätzlich Öl ins Feuer geschüttet und für viele Unternehmen schlichtweg das Fass zum Überlaufen gebracht“, hat Jane Enny van Lambalgen bei Beratungsgesprächen mit vielen Vorständen und Geschäftsführern festgestellt.
Kafkaeske Bürokratie aus Brüssel
Die Verursacher der „kafkaesken Bürokratie in Deutschland“ sieht die gebürtige Niederländerin, die heute in der Schweiz lebt und durchweg für deutsche Firmen arbeitet, indes nicht in Berlin, sondern in Brüssel. „Die EU-Kommission hat es geschafft, ihre Überbürokratisierung allen Ländern der Europäischen Union aufzudrücken“, wählt Jane Enny van Lambalgen deutliche Worte. „In Deutschland sind die Auswirkungen nur deshalb besonders gravierend, weil sich die EU-Bürokratie mit den negativen nationalen Standortfaktoren multipliziert“, analysiert sie.
Als „Sündenfall“ der EU-Überbürokratisierung stuft sie die 2016 in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung (General Data Protection Regulation) ein: „Gut gemeint, aber nicht gut gemacht.“ Heute falle Europa die Überregulierung beim Datenschutz als „Verhinderer für Künstliche Intelligenz auf die Füße“, urteilt Jane Enny van Lambalgen. Diese „ohnehin zukunftshemmende Situation durch den EU AI Act als eine neue Regulatorik für KI weiter zu verschärfen“, hält sie für ein „Beispiel, wie durch kaskadierende Regelwerke die wirtschaftliche Entwicklung in der Europäischen Union allmählich erstickt wird.“ Die „Ladehemmung bei Künstlicher Intelligenz durch einen übermäßigen Datenschutz“ behindere auch bei der inneren Sicherheit massiv, gibt sie zu bedenken. „Eine KI-gestützte Videoüberwachung etwa bei öffentlichen Festen ist kaum realisierbar, solange der Datenschutz höher wiegt als der Opferschutz“, benennt sie eine von, wie sie sagt, zahlreichen „zerstörerischen Auswirkungen der Überbürokratisierung“. Als weiteres „bürokratisches Kaskadenwerk“ nennt sie den Green Deal aus dem Jahr 2019, gefolgt von der 2022 in Kraft getretenen Taxonomie-Verordnung. „Der damit verbundene Aufwand für die Wirtschaft ist verheerend“, weiß Jane Enny van Lambalgen aus der Betriebspraxis.
Landflucht beschleunigt sich
Die Abwanderung der industriellen Produktion aus Deutschland stuft die Managementexpertin als „konsequentes Unternehmertum“ ein, und „die Landflucht beschleunigt sich“, hat Jane Enny van Lambalgen bei zahlreichen Beratungsprojekten festgestellt. Die häufig aus Kostengründen anvisierten Produktionsverlagerungen nach Polen hält sie allerdings für „zu kurz gesprungen“. Sie sagt: „Die vorausdenkenden Unternehmensführungen verlassen nicht nur Deutschland, sondern gleich den Wirtschaftsraum der Europäischen Union, um der überbordenden EU-Regulatorik zu entkommen.“ Als Beispiel nennt sie den deutschen Mittelständler Stihl, der mit dem Gang in die Schweiz „eine gelungene Flucht vor der überbordenden Regulatorik in der EU und den ausufernden Betriebskosten für eine Fertigung in Deutschland hingelegt hat.“
Als mögliches EU-Ausweichland verweist sie neben der Schweiz auf Großbritannien. Der in der Pandemie weltweit bekannt gewordene deutsche Pharmahersteller Biontech war 2023 auf die britische Insel ausgewichen, um die Entwicklung personalisierter mRNA-Krebsimmuntherapien abseits der restriktiven EU-Rahmenbedingungen voranzutreiben. Darüber hinaus wirke der von US- Präsident Joe Biden 2022 verabschiedete „Inflation Reduction Act“ als ein Magnet für Investitionen in den USA, nennt die Unternehmensberaterin ein drittes attraktives „Auswanderungsland“ für EU-Firmen. Änderungen an dieser „US-magnetisierten Wirtschaftspolitik“ seien weder unter einem Präsident Donald Trump noch einer Präsidentin Kamala Harris zu erwarten.
„Wenn Zukunftstechnologien wie KI oder mRNA aus der EU herausgedrängt werden, wird das auf Dauer nicht ohne negative wirtschaftliche Auswirkungen auf die Länder der Europäischen Union bleiben“, erklärt Jane Enny van Lambalgen die Zusammenhänge. „Es steht zu befürchten, dass Deutschland, wo die EU-Vorgaben besonders strikt umgesetzt werden, im Zuge dieser fatalen Fehlentwicklung vom Exportweltmeister zum Weltmeister der Bürokratie verkommt“, fügt sie hinzu.
Herabstufung der Kreditwürdigkeit droht
Der Niedergang Deutschlands im internationalen Vergleich manifestiert sich im aktuellen „World Competitiveness Report“ der renommierten Hochschule IMD, zeigt Jane Enny van Lambalgen auf die Faktenlagen. In dem Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit und der Standortbedingungen von knapp 70 Ländern ist die Bundesrepublik 2024 nochmals vom 22. auf den 24. Platz abgerutscht. Vor einem Jahrzehnt befand sich die „wankende Industrienation“ noch auf dem sechsten Platz, verdeutlicht die CEO von Planet Industrial Excellence die Dramatik der Entwicklung.
Anzeichen dafür, dass sich Deutschland kurz- oder auch nur mittelfristig aus dem „Tal der Tränen“ wieder emporkämpfen könnte, sieht Jane Enny van Lambalgen nicht. Sie verweist auf Prognosen, nach denen das Wachstum der deutschen Wirtschaft kontinuierlich weiter schrumpfen und bis 2028 einen Tiefstwert von 0,4 Prozent im Jahr erreichen soll. „Das wäre nur noch ein Drittel des durchschnittlichen Potenzialwachstums der vorangegangenen Dekade“, rechnet die Managementberaterin vor.
Jane Enny van Lambalgen wagt eine düstere Prognose: „Wenn es so weiterläuft, wird Deutschland im Laufe der nächsten Jahre sein Triple-A-Rating an den internationalen Finanzmärkten verlieren.“ Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch unabhängige Ratingagenturen hätte gravierende Folgen, warnt sie, und nennt erhöhte Kreditzinsen „auf eine ohnehin hohe staatliche Verschuldung“ gepaart mit einer verminderten Investitionsbereitschaft ausländischer Unternehmen.
„Schon heute muss der deutsche Steuerzahler große Industrieansiedlungen etwa von Tesla, Intel oder TSMC mit Milliarden finanzieren, weil keine dieser Firmen ohne kräftige Subventionen nach Deutschland käme“, analysiert die Unternehmensberaterin die aktuelle Lage der Nation. Sie sagt: „Eine Regierung, die ernsthaft glaubt, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland noch ausländische Investitionen in nennenswertem Umfang anlockt, lügt sich in die eigene Tasche. Ganz im Gegenteil verlässt die heimische Industrie Deutschland in Scharen; die Schließung eines VW-Werks stellt nicht nur eine Zäsur für den Konzern, sondern für das ganze Land dar.“
Jane Enny van Lambalgen
Jane Enny van Lambalgen ist Founding Partner und Geschäftsführerin der Firma Planet Industrial Excellence sowie Mitglied bei United Interim, der führenden Community für Interim Manager im deutschsprachigen Raum, und im Diplomatic Council, einer globalen Denkfabrik mit Beraterstatus bei den Vereinten Nationen (UNO). Für Unternehmen ist sie tätig als Interim Manager für Strategie, Operational Excellence, Turnaround, Supply Chain Management und Digital Transformation. Als Managerin auf Zeit übernimmt sie Positionen als CEO, Managing Director, COO, Delegierte des Verwaltungsrats, Aufsichtsrat und Beirat in der mittelständischen Wirtschaft. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind internationale Operations-Einsätze mit Fokus auf Produktion, Supply Chain und Logistik.
Weitere Informationen: www.planetie.ch und www.diplomatic-council.org/vanlambalgen.
Planet Industrial Excellence
Foto: Claudia Baumgartner-Brandenberger
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