Schutz der Handelswege und Handelsnormen boten VerlässlichkeitVon Petra Grünendahl
Lübeck war dank seiner verkehrsgünstigen Lage schon früh zentrale Handelsdrehscheibe zwischen Ost- und Nordsee. Hamburg verdankte seinen Aufstieg erst später seiner Stellung als Nordsee-Vorhafen Lübecks. Entgegen gängiger Vorstellungen war die Hanse (12. bis 17. Jahrhundert, mit einer Blütezeit im 13./14. Jahrhundert) aber keine „norddeutsche” Angelegenheit. Vor allem in den Anfängen spielte Köln eine große Rolle. Auch wenn man heute bei „Hansestädten“ an Hamburg, Bremen, Lübeck oder Rostock denkt, so verband das Bündnis die Handelsstädte West-, Nord- und Osteuropas. Und das sogar bis zu Handelsplätzen im Hinterland und an der Rheinschiene – wie hier in der Region Emmerich, Wesel und Duisburg – und über den Hellweg nach Westfalen und in den Harz. Mit der Ausbreitung der Hanse verbreiteten sich Marktorte mit stadtähnlichen Strukturen, aber auch die „Stadt“ nach deutschem Vorbild als Träger von Rechten (Stadtrecht). Die Hanse-Bündnisse dienten dem Schutz von Handelswegen, gaben sich ihre Ordnungen selber und forderten damit die Macht monarchistischer Herrscher heraus. Die genossenschaftlich ausgerichtete Hanse bot neben Erleichterungen bei Zöllen und Steuern die Vorteile eines Systems von Wareninspektion, eingeführten Markenartikeln und Verpackungsnormen, das europaweit einzigartig und gegenüber Handelspartnern und Kunden verlässlich war. Hansekontore (z. B. in Brügge/Belgien) umrahmten den Wirtschaftsraum und verbanden ihn mit weiter entfernten Handelszonen weltweit. Die Farben der Hanse (weiß und rot) finden sich heute noch in den Stadtwappen vieler Hansestädte.
In seinem Buch „Die Hanse“ erzählt Autor Veit Veltzke sehr unterhaltsam viele interessante Fakten über den mittelalterlichen Handelbund und räumt mit populären Irrtümern auf. Entsprechend ist das Buch in der Reihe „Populäre Irrtümer und Wahrheiten“ im Klartext Verlag erschienen. Die Hanse sei über ein knappes halbes Jahrtausend ein Erfolgsmodell gewesen: Sie bestimmte den Handel in Europa ohne leitendes Personal, ohne feststehende Geldquellen, ohne ein Heer oder eine Flotte und Jahrhunderte lang noch nicht einmal mit einer offiziellen Mitgliederliste. Unterschiedlichste Aspekte dieser Erfolgsgeschichte hat Veltzke in spannenden Häppchen in über 40 informativen Kapiteln von zwei bis vier Seiten aufbereitet. Die historischen Erzählungen ergänzen tiefer gehende Ausführungen unter „Aha“ und die Richtigstellung populärer Irrtümer, eine Überblickskarte über die Städte der Hanse, ihre Kontore und Niederlassungen in Europa sowie eine Chronik mit den wichtigsten Jahreszahlen (Zeitreise).Abschließen kann man die Lektüre – wie üblich in dieser Buchreihe – mit dem Quiz für Hanse-Experten.
Der Autor und das Buch
Veit Veltzke ist promovierter Historiker, Germanist und ehemaliger Museumsleiter. Lange Jahre führte er das Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen in Minden und Wesel sowie das LVR Niederrheinmuseum in Wesel. Schon hier widmete er sich der Darstellung der faszinierenden Welt der Hanse und der Zusammenarbeit mit niederländischen Hansestädten. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zur deutschen Geschichte und Kulturgeschichte. Von ihm hatte wir bereits das Buch „Preußen – Macht und Musen“ in der Reihe „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ vorgestellt.
Das Buch „Die Hanse“ von Veit Veltzke ist im Essener Klartext Verlag erschienen. Das 120-seitige informativ bebilderte Taschenbuch aus der Reihe „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ ist für 16,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-2630-1).
Der Verlag
Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam, fundiert und auch mit dem einem oder anderen Augenzwinkern.
www.klartext-verlag.de
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
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