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Deutsche Oper am Rhein: „Prima la Mamma!“ begeisterte im Theater Duisburg

Schräge Operntruppe in einer virtuosen Parodie auf das TheaterVon Petra Grünendahl

Andrés Sulbarán (Jesus), Heidi Elisabeth Meier (Luigia), Beniamin Pop (Procolo), Slávka Zámecníková (Daria). © Sandra Then.
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In den Räumen einer Schule probt eine Operntruppe die tragische Antiken-Oper „Romulus und Ersilia“. Die Primadonna Daria (Slávka Zámečníková) will in ihrer Rolle als Ersilia vor allem eins: Im Vordergrund stehen. Dahinter verblasst dann nicht nur Mezzosopran Dorothea (Maria Polańska) als Romulus, sondern auch Luigia (Heidi Elisabeth Meier), deren schräge Helikoptermutter Mamma Agata (Bariton Scott Hendricks) in die Proben platzt, um ihrer Tochter mehr Beachtung zu verschaffen.
Slávka Zámecníková (Daria), Maria Polanska (Dorothea), Andrés Sulbarán (Jesus), Heidi Elisabeth Meier (Luigia), Beniamin Pop (Procolo). © Sandra Then.
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Als schließlich die „Hosenrolle“ (Romulus) und der Tenor (Andrés Sulbarán als Kolumbianer Jesus in der Rolle des Hostilio) beleidigt abreisen, springen kurzerhand und sehr hilfsbereit die völlig unmusikalischen Charaktere Mamma Agata und Procolo (Beniamin Pop), der Ehemann der Primadonna, ein. Notgedrungen und mangels Alternativen stimmen Komponist Maestro Andreas (Torben Jürgens), Dichter Heinrich (Valentin Ruckebier) und Regisseur Bertolt (Günes Gürle) zu. Die öffentliche Probe im zweiten Akt entwickelt sich zur Katastrophe: Die Bühne ist nicht fertig, die Akteure Fehlbesetzungen. Lediglich die Primadonna brilliert. Zum Finale, der Opferung des Romulus, die Jupiter unterbricht, platzt der Intendant (Thorsten Grümbel) in die Probe, um sie abzubrechen: Gelder seien gestrichen, alle Produktionen abgesetzt – und das Ensemble und der Pianist (Norbert Kaulhausen) bleiben ohne Job und Gage zurück.

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Andrés Sulbarán (Jesus). © Sandra Then.
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Gaetano Donizettis (1797–1848) Opera buffa „Prima la Mamma!” trägt den Untertitel „Sitten und Unsitten am Theater“, ist also eine Oper in der Oper. Die Urfassung („Viva la Mamma!“) ist ein Einakter, der 1827 in Neapel uraufgeführt wurde. Später überarbeitete und erweiterte Donizetti die komische Oper um einen zweiten Akt und brachte sie 1831 in Mailand auf die Bühne. Das Libretto stammt vom Komponisten und basiert auf den beiden gleichnamigen Einaktern „Le convenienze teatrali“ (Sitten) und „Le inconvenienze teatrali“ (Unsitten) von Antonio Simone Sografi.
Scott Hendricks (Mamma Agata), Heidi Elisabeth Meier (Luigia). © Sandra Then.
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Gaetano Donizettis schon sehr satirisch konzipierte Oper, in der die Mamma mit einem Bariton (!) und Romulus mit einem Mezzosopran (!) besetzt wird, ist eine Parodie der Sitten und Unsitten am Theater mit allen Klischees und exzentrischen Anwandlungen der Künstler. Sie wurde von Regisseur David Kramer für die Inszenierung an der Deutschen Oper am Rhein noch einen Tick extremer komödiantisch, sehr schrill und knallbunt in Szene gesetzt, was bei Publikum gut ankam, wie immer wieder Lacher und viel Szenenapplaus bewiesen. Die Oper ist mit Musikstücken (der Ouvertüre aus „Alahor in Granata“ und zusätzlichen Arien aus „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“ (Fassung Vito Frazzi), „Anna Bolena“, „Lucrezia Borgia“ und „Pia de‘ Tolomei“) ergänzt sowie zusätzlichen Texten in deutscher Text von Stefan A. Troßbach versehen. Die komische Oper in zwei Akten wird gesungen in deutscher und italienischer Sprache. Deutsche Übertitel erleichtern das Verständnis der Handlung. Der Opernabend dauert fast zweieinhalb Stunden (inklusive eine Pause) und ist empfohlen ab 14 Jahren.

 

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Brillante Akteure treiben den Klamauk auf die Spitze

Slávka Zámecníková (Daria), Beniamin Pop (Procolo), Scott Hendricks (Mamma Agata). © Sandra Then.
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Mit häufigem Szenenapplaus, Lacher bei besonders ausgefallenen Szenen sowie einem lang anhaltenden Schlussapplaus belohnte das begeisterte Publikum Sänger und Akteure für eine sehr gelungene Aufführung. Brillante Sänger verkörperten liebevoll entwickelte Charaktere, die sie gesangs- und ausdrucksstark auf die Bühne brachten. Die Soprane Slávka Zámečníková (als Primadonna) und Heidi Elisabeth Meier (als Luigia) überzeugten in ihren umfassenden Gesangspartien mit ihrer Stimmgewalt und Klangfarben. Und der Bariton Scott Hendricks ließ über gesangliche und schauspielerische Qualitäten hinaus auch sein komödiantisches Talent aufblitzen. Donizettis Oper zeichnen viele Belcanto-Passagen (schöner Gesang) aus in Kombination mit dem in der „Opera buffa“ gerne verwendeten Parlando, ein dem Sprechgesang ähnliches, schnelles Singen mit gut artikulierter Aussprache, die das Textverständnis erleichtert. Vokale Unterstützung bekamen die Sänger vom ausgezeichneten Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Chorleitung von Patrick Francis Chestnut. Instrumental begleiteten die Duisburger Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Benjamin Reiners die variantenreiche Komposition.

 

Norbert Kaulhausen (Statisterie), Torben Jürgens (Maestro), Valentin Ruckebier (Dichter), Scott Hendricks (Mamma Agata), Günes Gürle (Regisseur). © Sandra Then.
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Mit Hilfe einer Drehbühne im ersten Akt ließ Bühnenbildner Justin Nardella die Handlung bei den Proben durch unterschiedliche knallbunt gestaltete Räume in der Schule ziehen. Im zweiten Akt rückte er den Raum hinter der Bühne und die Bühne des Theaters in den Fokus der Handlung. Ins rechte Licht setzte Friedrich Rom die wechselnden Szenarien. Für die ausgefallenen, knallig bunten Kostüme und ausdrucksstarken Bodysuits zeichnet Shalva Nikvashvili verantwortlich.

 

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Ein kleiner Vorgeschmack:

 

 
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Sa | 30. November 2024 | 19:30 Uhr,
So | 8. Dezember 2024 | 15:00 Uhr,
Sa | 21. Dezember 2024 | 19:30 Uhr,
Sa | 31. Dezember 2024 | 19:00 Uhr und
So | 12. Januar 2025 | 15:00 Uhr.

 
Deutsche Oper am Rhein

16/18
Beniamin Pop (Procolo), Slávka Zámecníková (Daria), Herrenchor der Deutschen Oper am Rhein. © Sandra Then.
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Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

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Slávka Zámecníková (Daria), Herrenchor der Deutschen Oper am Rhein, Beniamin Pop (Procolo), Scott Hendricks (Mamma Agata). © Sandra Then.
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Tickets kosten zwischen 19,00 und 78,00 Euro. Silvester liegen die Ticketpreise zwischen 37,00 und 92,00 Euro: Im Eintrittspreis ist jeweils ein Begrüßungsgetränk enthalten. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen wie zum Beispiel zur Familienkarte* findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.

*) Mit der Familienkarte kostet der Eintritt 10 Euro für jedes eingetragene Familienmitglied.

 
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Sandra Then

 

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