Testbericht.
Mitsubishi Colt 1.6 Hybrid Select
Handlich, agil und flott unterwegs
Von Petra Grünendahl
Mit einem markanten Design und der markentypischen Dynamic Shield Front, kompakter Fahrzeuggestaltung, ausgewogenen Proportionen und kurzen Überhängen ist der neue Colt von Mitsubishi eine sportlich-dynamische Erscheinung. Der Kleinwagen ist die siebte Generation von Fahrzeugen dieses Namens auf dem europäischen Markt. 2012 kam der Nachfolger der sechsten Generation des Colt als Mitsubishi Space Star, bevor der alte Name nun für eine Neuauflage wiederbelebt wurde. Der neue Colt ist im B-Segment positioniert, aber gegenüber den Vorgängern gewachsen: Der Kleinwagen ist mit 4,05 Meter knappe 20 Zentimeter länger. Im Herbst 2023 kam er in Deutschland auf den Markt. Technisch ist er eng verwandt mit dem Renault Clio, basiert er doch auf einer gemeinsamen CMF-B-Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz. Gebaut wird das Modell in Bursa (Türkei).
Zum Modelljahr 2025 wurde der Colt leicht überarbeitet und um einige Features erweitert. Zum Test stand uns ein solches Modell als Hybrid mit 1,6-Liter-Ottomotor in Verbindung mit einem Elektromotor in der Ausstattungsvariante Select und in der Lackierung Aurora Rot Metallic zur Verfügung.
Fahrzeug und Ausstattung
Die kompakte Karosserie ist recht übersichtlich. Fünf Türen bieten guten Zugang für Passagiere und Ladung. Das sportlich anmutende Karosserie-Design gewährt einen flachen Einstieg und eine niedrige Sitzposition. Gut konturierte, sportlich geschnittene Vordersitze mit Stoff-Kunstlederbezügen geben den Passagieren guten Seitenhalt. Die Karosserie bietet groß gewachsenen Personen in beiden Reihen wenig Kopffreiheit. Das Platzangebot ist vorne befriedigend, auf der Rückbank fühlen sich aber im Kleinwagen drei Passagiere nicht wirklich wohl. Auch mit langen Beinen ist man dort wenig komfortabel untergebracht. Der Laderaum fasst – mit Batterie unterm Laderaumboden – 301 Liter. Dachhoch beladen mit Umklappen der serienmüßig asymmetrisch geteilten Rücksitzlehen sind es bis zu 979 Liter. Bei den Verbrenner-Antrieben sind es sogar 391 bis 1.069 Liter inklusive des doppelten Laderaumbodens.
Im Innenraum empfangen die Passagiere eine hochwertige Qualität und sehr gute Verarbeitung. Das Cockpit ist gut einsehbar, die Informationen sowohl auf dem digitalen Display über dem Lenkrad als auch auf dem zentralen Multimedia-Display klar erkennbar. Viele Funktionen und Einstellungen sind digitalisiert, häufig zentral steuerbar – mit einem weiteren Fokus auf Konnektivität und vernetzte Navigationsdienste: Funktionen können kabellos auch über Smartphone gesteuert werden. Eine neue „My Safety“-Taste ermöglicht die Individualisierung der Fahrassistenzsysteme, wobei zwischen der Standardeinstellung „Alles aktiviert“ und einer personalisierten Auswahl gewechselt werden kann. Darüber hinaus bietet der Colt nun die Möglichkeit, Firmware-over-the-Air-Updates (FOTA) zu empfangen, wodurch Software-Updates, Fehlerbehebungen und Verbesserungen per Fernzugriff durchgeführt werden können.
Vier Ausstattungslinien hat der Käufer zu Wahl. Die Basis-Ausstattung kommt serienmäßig mit funkfernbedienter Zentralverriegelung, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne, Multifunktionslenkrad, Klimaanlage, Infotainment mit Radio, Smartphone-Anbindung und 7-Zoll-Touchscreen-Display, Licht- und Regensensor, Tempoautomatik mit Geschwindigkeitsbegrenzer, LED-Scheinwerfern, -Rückleuchten und -Tagfahrlicht sowie 15-Zoll-Stahlfrädern und Einparkhilfe hinten. Ab der zweiten Ausstattungslinie Plus gibt es zusätzlich zum Beispiel ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, ein beheizbares Leder-Multifunktionlenkrad, Klimaautomatik, Sitzheizung vorne (2-stufig), Einparkhilfe vorne und hinten mit Rückfahrkamera (und dynamischen Hilfslinien), abgedunkelte hintere Scheiben (Privacy Glass) sowie 16-Zoll-Leichtmetallfelgen. Die Außenspiegel sind elektrisch anklappbar, die Fensterheber auch hinten elektrisch bedienbar.
Unsere Ausstattungsversion Select kommt darüber hinaus mit automatisch abblendenden Innenspiegeln, Mittelarmlehne vorne, Adaptiver Tempoautomatik (ACC, Abstandstempomat) und Fernlichtassistent sowie 17.Zoll-Leichtmetallrädern. Das Infotainment-System ist ergänzt um eine 3D-Navigation und einen 9,3-Zoll-Touchscreen. Die Top-Ausstattung hätte dann noch zum Beispiel ein Bose Premium-Sound-System, eine Rückfahrkamera mit 360-Grad-Rundumblick, einen Ausparkassistenten und einen halbautomatischen Parkassistenten zu bieten. Als einziges aufpreispflichtiges Extra gibt es hier in allen Varianten die Metallic-Lackierung.
Motor und Antrieb
In drei Motorisierungen ist der Mitsubishi Colt zu haben. Den Einstieg bietet ein 1-Liter-Dreizylinder-Ottomotor mit Multi-Point-Einspritzung (MPI) und 67 PS. Den Dreizylinder gibt es als leistungsstärkere Version mit Turboaufladung und 91 PS. Topmotor ist unser 1,6-Liter-Ottomotor mit MPI und 94 PS, den als Vollhybrid (HEV) ein 49 PS starker 36-kW-Elektromotor mit 1,2-kWh-Lithium-Ionen-Batterie unterstützt. Der Motor ist auch unter der Motorhaube verbaut, die Batterie unterm Laderaum. Als Systemleistung verfügt der Hybrid-Colt über 143 PS. Für gute Beschleunigung sorgt beim Benziner ein maximales Drehmoment von 148 Newtonmetern bei 3.200 bis 3.600 U/min. in Verbindung mit den 205 Newtonmetern bei 200 bis 1.677 U/min. beim E-Motor. Der Hybrid-Colt überzeugt mit gutem Antritt, ordentlichem Durchzug und souveräner Leistungsentfaltung bei einem ruhigen Lauf, der nur dann vernehmlicher wird, wenn man fürs ordentliche Beschleunigen (z. B. beim Überholen) auf das Gaspedal tritt. Das Multi-Mode-Automatikgetriebe mit zwei E-Motoren (DHT) zur Simulation von 8 Gängen ist speziell für den Colt in der Hybridvariante entwickelt worden. Es schaltet präzise und nur wenig spürbar.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 reichen 9,3 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der Hybrid-Colt bei 180 km/h. Den Verbrauch gibt Mitsubishi an mit 4,3 Litern Superbenzin im kombinierten Verbrauch je 100 km an (gem. WLTP-Testverfahren auf dem Rollenprüfstand mit den Abschnitten Kurzstrecke, Stadtrand, Landstraße und Autobahn). Der Durchschnittsverbrauch auf den einzelnen Abschnitten liegt zwischen 3,9 und 5,0 Litern, kann aber in Abhängigkeit vom Ausstattungsumfang und individueller Fahrweise durchaus höher liegen. Das gilt vor allem, wenn ein Fahrer den Fahrspaß gegenüber einer ökonomischen Fahrweise bevorzugt: Das hat seinen Preis. Seine Stärken spielt das System vor allem im Stadtverkehr aus, wo der Elektromotor bis zu 80 Prozent der Fahrzeit aktiv ist. Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6d, der CO2-Ausstoß beträgt 97 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse C.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Als Fronttriebler ist der Colt problemlos zu handhaben: Auf kurviger Piste spielt er seine Qualitäten aus und besticht mit Fahrdynamik und Agilität, die gerade beim stärksten Motor der Baureihe natürlich besonders gut zur Geltung kommen. Die elektrounterstützte Zahnstangenlenkung mit geschwindigkeitsabhängiger Servounterstützung ist sehr direkt ausgelegt und setzt Lenkbefehle zielgenau um. Das Fahrwerk ist straff, aber nicht unkomfortabel. Es vermittelt guten Kontakt zum Untergrund und bügelt kleine Unebenheiten klaglos glatt. Kurvige Strecken absolviert der Wagen leichtfüßig, bleibt aber satt und sicher in der Spur. Plötzliche Spurwechsel meistert er sicher und präzise. Anstelle der serienmäßigen 15-Zöller steht unser Testwagen auf 17-Zoll-Leichtmetallrädern mit Breitreifen im Format 205/45 R 17. Für gute Verzögerung sorgt die Bremsanlage: Serienmäßig sind vorne innenbelüftete Scheibenbremsen an Bord, hinten kommen bei Modellen mit elektronischer Parkbremse ebenfalls Scheibenbremsen zum Einsatz. Das Select-Modell mit Hybridantrieb verfügt über eine solche elektronische Parkbremse.
Die Ausstattung mit Fahrassistenzsystemen ist umfassend: Ab der Basisausstattung sind ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung, Bremskraftverstärker und Bremsassistent, eine Elektronische Stabilitätskontrolle mit Traktionskontrolle und einer Berganfahrhilfe, ein Aktiver Spurhalteassistent und ein Auffahrwarnsystem mit Notbremsassistent an Bord. Zur Ausstattung zählt ein Reifendruckkontrollsystem mit Reifenreparaturset, aber kein Reserve- oder Notrad. Ab dem Modelljahr 2025 gehören nun unter anderem der Aufmerksamkeitsassistent (Driver Attention Monitor DAM) zur Serienausstattung, der das Fahrverhalten kontinuierlich kontrolliert und bewertet. Ebenso inklusive ist nun in allen Ausstattungsvarianten der intelligente Geschwindigkeitsassistent mit einer gut funktionierenden Verkehrszeichenerkennung, der die zulässige Geschwindigkeit anzeigt und bei Überschreitung optisch und akustisch warnt.
Eine hochstabile Sicherheitskarosserie, Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags vorn und hinten sowie Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf dem Beifahrersitz (deaktivierbar) und den Außenplätzen hinten schützen die Insassen im Falle einer Kollision. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde der neue Mitsubishi Colt noch nicht unterzogen. Das Bewertungssystem, das regelmäßig an die neuesten technischen Entwicklungen angepasst und verschärft wird, berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Im Laufe der Jahre seit Einführung der aktuellen Regelung hat sich allerdings die Messlatte zum Erreichen der Höchstwertung immer wieder erhöht: So gelten zum Beispiel unter anderem seit 2016 höhere Anforderungen im Bereich Aufprallschutz und stetig steigende ergänzende Anforderungen bei der umfassenden Ausstattung mit praxisgerechter Unfallvermeidungstechnologie.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Zu Preisen ab 18.290 Euro steht der Misubishi Colt in den Preislisten der Händler: Als Basismodell mit 1-Liter-Dreizylinder-Ottomotor und 67 PS. Der 1,6-Liter-Hybrid beginnt bei 26.190 Euro in der Plus-Ausstattung. Die Select-Ausstattung schlägt mit Preisen ab 27.890 Euro zu Buche. Als aufpreispflichtige Sonderausstattung zu den verschiedenen Ausstattungsvarianten gibt es lediglich die Metallic-Lackierung.
Mitsubishi gibt fünf Jahre Garantie auf das Neufahrzeug (bis 100.000 km) inklusive Mobilitätsgarantie, 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung sowie 8 Jahre auf die Batterie (bis 160.000 km). Die Mobilitätsgarantie verlängert sich bei Einhalten der Wartungsintervalle zu einer Langzeitgarantie von bis zu 20 Jahren. Verlängerungen der Neuwagengarantie sind um bis zu weitere drei Jahre gegen Aufpreis möglich. Die Wartungsintervalle betragen 20.000 Kilometer oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 19 / 18 / 21 (KH / VK / TK) ein.
Hier gibt es eine Übersicht über alle Testberichte von A bis Z.
© November 2024 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl
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