Eine starke Wirtschaft, Wohlstand
und Demokratie gehören zusammenVon Petra Grünendahl
„Vor uns liegen große Herausforderungen, gehen wir doch mittlerweile in des dritte Jahr der Rezession“, erklärte Werner Schaurte-Küppers, Präsident der Niederrheinischen IHK. „Diesen Zustand haben wir in der Nachkriegszeit noch nie erlebt: Das muss uns aufwecken“, mahnte er. Die Weltlage werde für Deutschland und Europa bedrohlicher: Der Krieg in der Ukraine geht bald ins vierte Jahr. Die Rivalitäten zwischen Amerika und China und der erneute Amtsantritt Donald Trumps verschiebe Handelsbeziehungen weltweit. Klimawandel, demographischer Wandel und KI seien weitere Fragen, die Lösungen suchten. Das verunsichere viele Menschen, die dann die Parteien am linken und rechten Rad wählten, die einfache Lösungen versprechen: „Auf eine komplizierte Lage gibt es keine einfachen Antworten“, so der IHK-Präsident weiter. Es stelle sich die Frage, wie unsere Demokratie mit den Herausforderungen der Welt zurecht komme, sich behaupte und sich mit ihren Werten durchsetzen könne. Denn nur diese Demokratie mit Freiheit und Selbstentfaltung, Vielfalt und Offenheit sichere eine langfristig erfolgreiche Wirtschaftsordnung. Aber ein „weiter so“ dürfe es nach der Bundestagswahl nicht geben: „Wir brauchen Veränderung und einen Kurswechsel, aber der Leidensdruck ist noch nicht hoch genug. Die Warnsignale werden aber lauter“, verwies der IHK-Präsident auf den Abbau Tausender Stellen bei großen Unternehmen wie thyssenkrupp, Ford oder Evonik, die Verlagerungen von Produktionen ins Ausland: Vor dieser De-Industrialisierung und der schleichenden Abwanderung hochwertiger Arbeitsplätze dürfe man nicht die Augen verschließen. Der Aderlass in der Industrie treffe auch Handel, Gastronomie und Dienstleister. Die Baustellen der Wirtschaft – Energie, Steuern, Genehmigungen (Bürokratie), Infrastruktur, Transformation und Fachkräfte – müssten im nächsten Koalitionsvertrag Priorität haben und einen Kurswechsel markieren, mahnte Schaurte-Küppers.
Zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang hatte die Niederrheinsche IHK Duisburg – Wesel – Kleve in die Mercatorhalle eingeladen. Vor rund 800 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und von gesellschaftlichen Organisationen sprachen Werner Schaurte-Küppers und Bärbel Bas. Die Duisburger SPD-Bundestagsabgeordnete ist seit Oktober 2021 Präsidentin des Deutschen Bundestages und damit in überparteilicher Funktion zweithöchster Repräsentant der Bundesrepublik. „Demokratie ist der Garant für wirtschaftlichen Erfolg und für unseren Wohlstand“, erklärte die Bundestagspräsidentin, und: „Das ist nicht selbstverständlich, denn die Wirtschaft braucht Verlässlichkeit.“ Sie betonte aber auch, dass der wirtschaftliche Erfolg den sozialen Frieden brauche: „Den Menschen in einer Demokratie geht es besser.“ Aber: „Wer sich abgehängt fühlt, zweifelt an der Demokratie.“ Unter den Herausforderungen ächzten nicht nur Wirtschaft und Unternehmen, sondern auch die Menschen: Das habe auch Folgen für die letzten Wahlen gehabt. „Wir müssen Deutschland als attraktiven Wirtschafts- und Arbeitsstandort erhalten. Die Grundlagen bilden Innovationen, Planungssicherheit und soziale Gerechtigkeit. Der Staat muss Unternehmen und Arbeitsplätze unterstützen“, so Bas. „Seit dem Arbeitskampf bei Krupp 1987 hat die Wirtschaft nicht mehr so gebrannt wie heute: Wenn wir jetzt den Stahlstandort Deutschland gefährden, werden wir nicht wie Phönix aus der Asche wieder auferstehen, sondern uns abhängig machen von Ländern, die nicht unsere Werte teilen“, mahnte sie. „Wir brauchen eine Industriepolitik für die Zukunft und müssen den Bürgern Sicherheit geben. Aber es gibt nicht die eine Lösung, sondern wir müssen ständig nachbessern. Dafür sind Kompromisse nötig – und das ist nur in einer Demokratie möglich.“ Und: „Geht es der Wirtschaft insgesamt in einer Autokratie besser? Wohl eher nicht, da sie nicht die Freiheit hat, sich selbstbestimmt zu entwickeln.“ Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung hatten die Gäste bei einem Imbiss reichlich Gelegenheit zum Netzwerken.
Niederrheinische IHK
Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg – Wesel – Kleve zu Duisburg vertritt das Gesamtinteresse von rund 70.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve. Sie versteht sich als zukunftsorientierter Dienstleister und engagiert sich als Wirtschaftsförderer und Motor im Strukturwandel.
www.ihk.de/niederrhein
© 2025 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
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