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Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt Loriot: Ach was

Faszinierende Werkschau gibt Überblick:
Auch viele unbekannte Schätzchen

Von Petra Grünendahl

Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Der Zeichentricksketch „Herren im Bad“ von 1978 zählt wohl zu seinen bekanntesten Klassikern: Herr Müller-Lüdenscheid (der mit der Badekappe) und Dr. Klöbner streiten sich, ob Klöbners Quietschente mit in die Badewanne darf. Mit Figuren wie den Knollennasen-Männchen, den Hoppenstedts oder Wum und Wendelin begeisterte Loriot Generationen.
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Durch seine messerscharfe Beobachtungsgabe zielt sein Humor geradewegs auf das Selbstverständnis der kleinbürgerlichen Gesellschaft der 1950er- bis 1980er-Jahre und hält ihr regelrecht den Spiegel vor. Zahlreiche Werke – in Wort und Bild – entfalten eine ganz eigene Komik und werden so zu Zeugnissen feinster Gesellschaftskritik. Ob als Werbegrafiker oder als Kolumnist für die Zeitschriften Stern und Quick: Seine Zeichenkunst hat durch ihren hohen Wiedererkennungswert bis heute einen ikonischen Charakter. Seine bekannten Knollennasen-Männchen und geflügelte Worte wie „Ach was“ oder „Früher war mehr Lametta“ sind bereits Teil des kulturellen Gedächtnisses.

 

Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Die Ausstellung „Ach was. LORIOT – Künstler, Kritiker und Karikaturist“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen rückt Loriot insbesondere als Künstler in den Fokus und präsentiert mehr als 300 originale Zeichnungen von seinem Frühwerk in Kindheit und Jugend bis zu seinem Spätwerk. Dazu kommen zahlreiche (auch private) Fotografien und weitere Exponate wie Figuren und Auszeichnungen und eine Hommage-Galerie von anderen Zeichnern.
Stellten die Loriot-Ausstellung vor (v. l.): Martin Sonntag, Christine Vogt, Sarah Hülsewig und Lena Elster. Foto: Petra Grünendahl.
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Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt stellte die sehr umfassende Werkschau vor: Zusammen mit Martin Sonntag, Direktor des Caricatura Museum Frankfurt a. M., Ausstellungskuratorin Dr. Sarah Hülsewig und Lena Elster, Kuratorische Assistenz der Ausstellung. Für diese fasziniernde Ausstellung sollte man viel Zeit einplanen, denn die vielen kleinen Stories in Bildform sind nicht mal eben im Vorbeigehen zu erfassen: Und der genaue Blick lohnt sich, denn abseits der bekannten Bildmotive gibt es viele unbekannte Schätzchen. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Caricatura Museum Frankfurt, wo ein Teil der Schau vorher zu sehen war, sowie mit dem Stadtmuseum Brandenburg an der Havel (Loriot in der DDR) entstanden und wird gefördert von der Stadtsparkasse Oberhausen und dem Freundeskreis der Ludwiggalerie. Von hier zieht die Ausstellung weiter ins Ludwig-Museum in Saarlouis. Ab Sonntag, 26. Januar, ist die Ausstellung fürs Publikum geöffnet.

 

Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Die Ausstellung beleuchtet auch Loriots Schaffen als Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur. Zu sehen sind werden Loriots Phasenzeichnungen für seine berühmten Zeichentrick-Cartoons wie „Herren im Bad“ sowie von ihm entworfene Opernbühnenmodelle und Drehbücher. Szenenfotos legendärer Sketche wie „Die Nudel“ und seiner Spielfilme „Ödipussi“ und ^“Pappa ante portas“ vervollständigen das umfangreiche Werk Loriots und geben Einblick in die Genauigkeit und Akribie, mit der er sich jeder seiner Arbeiten widmet.

 

Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Ein Teil der Ausstellung setzt darüber hinaus den thematischen Schwerpunkt auf ein ganz besonderes Stück Zeitgeschichte: 1985 findet die erste Loriot-Ausstellung in der DDR statt und legt den Grundstein für Loriots fortwährende Verbindung zu seiner Geburtsstadt Brandenburg an der Havel. Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl gelingt es Gerda Arndt, Leiterin des Brandenburger Dommuseums, und Personen in ihrem Umkreis die politisch brisante Präsentation eines in Westdeutschland wirkenden Künstlers an den staatlichen Stellen vorbei in die Wege zu leiten. Erst im Nachgang sei den politischen Verantwortlichen die Brisanz dieser Ausstellung deutlich geworden, erzählte Lena Elster, die für diesen Teil der Ausstellung kuratorisch verantwortlich war.

 

 
 
Der Künstler

Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Victor „Vicco“ von Bülow (1923–2011), alias Loriot, zählt zu den bedeutendsten Humoristen Deutschlands. Mit vollständigem Namen Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow stammte er aus einer preußischen Offiziersfamilie. Geboren wurde er in Brandenburg an der Havel. Von 1963 an bis zu seinem Tod lebte und arbeitete er am Starnberger See. „Das Herstellen der Komik ist schwere Arbeit“, hat Loriot einmal in einem Interview gesagt. Und gearbeitet hat er wohl immer (also 24/7, wie man heute sagt). Er war von den 1950er Jahren an bis zu seinem Tod in Literatur, Fernsehen, Theater und Film tätig. Loriot etablierte sich zunächst als Cartoonist, später arbeitete er auch als Schauspieler, Drehbuchautor, Trickfilmer, Moderator, Regisseur sowie Bühnen- und Kostümbildner. Der Künstlername Loriot ist das französische Wort für den Pirol, im Volksmund auch Vogel Bülow genannt. Der Vogel ist das Wappentier der Familie von Bülow.

 

Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Zur Ausstellung gibt es zwei 16-seitige bebilderte Booklets, die jeweils einen Aspekt der Ausstellung behandeln. Eines trägt den Titel der Auisstellung „Ach was. LORIOT – Künstler, Kritiker und Karikaturist“ und mit einem Text von Kuratorin Dr. Sarah Hülsewig (ISBN 978-3-932236-52-5). Das andere behandelt „Loriots erste Ausstellung in der DDR“ mit einem Text von Lena Elster M.A., die hier kuratorisch verantwortlich war (ISBN 978-3-932236-53-2). Beide sind für je 5 Euro im Museumsshop erhältlich.

 

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Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl

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Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Die Sonderausstellung im Großen Schloss läuft bis zum 18. Mai 2025. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. Montags ist Ruhetag, feiertags sowie Oster- und Pfingstmontag ist jedoch geöffnet. Geschlossen ist am 24., 25. und 31. Dezember sowie 1. Januar. Der Eintritt kostet 12,00 Euro (ermäßigt 6,00 Euro, Familien mit zwei Erwachsenen plus Kindern 22,00 Euro). Außerdem gibt es ein Kombiticket mit dem Gasometer Oberhausen für 19,00 Euro.

 
Öffentliche Führungen finden im Großen Schloss sonn- und feiertags um 11.30 Uhr statt. Zudem gibt es zur Ausstellung Kuratorenführungen (mit Dr. Sarah Hülsewig) am:

Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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  • Sonntag, 2. Februar 2025, 15 Uhr,
  • Sonntag, 16. März 2025, 15 Uhr,
  • Sonntag, 6. April 2025, 15 Uhr, und
  • Sonntag, 18. Mai 2025, 15 Uhr.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Veranstaltungen, Führungen der Kunstvermittlung für Erwachsene, Kinder und Jugendliche sowie Filmvorführungen und Workshops zum Thema. Alle Führungen sind im Museumseintritt inklusive. Details zum gesamten Rahmenprogramm zu den Ausstellungen sowie zum museumspädagogischen Angebot gibt es im Flyer zur Ausstellung sowie hier.

 

Kleines Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Im Kleinen Schloss zeigt die Ausstellung „Aus der Rolle gefallen. Deutsche Comiczeichnerinnen im Blick“ bis zum 2. Februar 2025 fünf weibliche Positionen in der Bilderzählung. Vom 16. Februar bis 6. April 2025 ist dort mit „Angelika Platen – Meine Frauen. Fotografische Porträts von Künstlerinnen“ eine weitere starke weibliche Position vertreten. Ab dem 13. April 2025 schließt sich die Ausstellung „Parallel – Der Kunstverein zu Gast in der Ludwiggalerie“ mit Johanna Heß an.

 
Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ist eines der 21 RuhrKunstMuseen. Sie befindet sich an der Konrad-Adenauer-Allee 46 in 46049 Oberhausen. Anfahrt am besten über die A42, Abfahrt Oberhausen-Zentrum. Weitere Infos unter www.ludwiggalerie.de.

 
Gedenkhalle im Schloss Oberhausen

Gedenkhalle am Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
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Sehr bemerkenswert ist die ebenfalls im Schloss Oberhausen untergebrachte, aber nicht zur Ludwiggalerie gehörige Gedenkhalle. Als städtische Einrichtung in Erinnerung an die Verfolgten des Nationalsozialismus arbeitet die Gedenkhalle seit 1962 gegen das Vergessen und für das Miteinander aller Menschen in Oberhausen. Mit der 2010 erneuerten Dauerausstellung widmet sie sich der Stadtgeschichte zwischen 1933 und 1945 sowie der Zwangsarbeit im Ruhrgebiet während der NS-Zeit. Eine aktuelle Sonderausstellung zeigt Fotografien der Oberhausener Bildjournalistin Ruth Gläser (1928-2022) und ermöglicht damit einen spannenden Blick zurück ins Oberhausen der Nachkriegszeit. Der fotografische Nachlass befindet sich im Besitz der Stadt Oberhausen. Die Sonderschau ist bis zum 7. September zu sehen. Geöffnet hat die Gedenkhalle ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Da sollte man unbedingt mal vorbei schauen!
www.gedenkhalle-oberhausen.de

 
© 2025 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 

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