Kerstin Wendt: „Wir sind Anlaufstelle für die Rhein-Schifffahrt“
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Warum engagieren Sie sich in der IHK-Vollversammlung?
Kerstin Wendt: Bei den Binnenschiffern haben wir das Ohr direkt bei den Leuten. Wir sind für alle auf dem Rhein eine Anlaufstelle, ob es Deutsche, Niederländer oder Belgier sind. Dadurch bekomme ich viel mit, was die Menschen bewegt. Deshalb bin ich auch gerne in der IHK-Vollversammlung: Auch hier geht es darum, die Themen der Wirtschaft aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren. Und uns Gehör zu verschaffen bei Politik und Verwaltung. Als Geschäftsführerin eines Familienunternehmens weiß ich, dass wir nur gemeinsam etwas anstoßen können. Den Druck, den viele Betriebe erleben, kenne ich gut. Wenn bei uns Schiffe anlegen, die sich zum Beispiel durch Niedrigwasser, Holz oder einen Findling den Propeller beschädigt haben, ist Zeit bares Geld. Wir freuen uns dann, wenn wir schnell helfen können und die Fahrt weitergeht. Die Binnenschifffahrt ist ein hartes Geschäft, gerade mit Familie schlecht vereinbar. Dabei ist der Gütertransport per Schiff effizient und elementar für viele Industriebetriebe. Dass diese Branche mehr Anerkennung erfährt, ist mir ein Anliegen. Gerade in einer Hafenstadt wie Duisburg, wo wir mit der Schifferbörse eine großartige Tradition haben. Hier lag auch – neben meiner eigenen Ausbildung – mein erster Berührungspunkt mit der IHK.
Was ist Ihnen wichtig, um die Wirtschaft am Niederrhein voranzubringen?
Die praktischen Berufe liegen mir am Herzen. Wir sind alle nichts ohne Menschen mit praktischem Verstand, die anpacken können. Fachkräfte mit einer Berufsausbildung haben häufig eine Tiefe im Wissen und in der Erfahrung, die ein Studium nicht wettmachen kann. Dafür wünsche ich mir mehr Anerkennung und noch mehr Umdenken in der Gesellschaft. Es gibt nichts Schöneres, als junge Leute für die Arbeitswelt zu begeistern! Ein mangelndes Verständnis für betriebliche Abläufe erlebe ich leider teilweise im Umgang mit Behörden. Von einer Vorstellung, wie die Binnenschifffahrt funktioniert, ganz zu schweigen.
Das nächste Dauerthema ist die Infrastruktur. Die Schifffahrt erfährt aus meiner Sicht zu wenig Beachtung. Schiene, Straße und Wasserstraßen ergänzen sich, sie sollten nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Dazu braucht die Schifffahrt aber auch Mittel zum Ausbau und zur Zukunftssicherung. Da fehlt in der Politik leider häufig das Bewusstsein für den Nutzen dieser Branche. Auf der Straße erleben wir nicht nur rund um Duisburg, wie schnell die marode Infrastruktur zum Nadelöhr wird. Es gibt also genug zu tun!
Niederrheinische IHK
Die Niederrheinische IHK vertritt das Gesamtinteresse von rund 70.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve. Sie versteht sich als zukunftsorientierter Dienstleister und engagiert sich als Wirtschaftsförderer und Motor im Strukturwandel.
www.ihk.de/niederrhein
Niederrheinische Industrie- und Handelskammer
Duisburg – Wesel – Kleve zu Duisburg
Foto: Bettina Engel-Albustin / Niederrheinische IHK
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