Mehr Kontrollen, faire Löhne
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Der Bundestag will den Mindestlohn effektiver durchsetzen – mit mehr Personal bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) und dem verstärkten Einsatz digitaler Datenanalyse. Ausgewertet werden sollen unter anderem Lohn- und Beschäftigtendaten der Rentenversicherung, Entgeltmeldungen der Bundesagentur für Arbeit sowie Umsatz- und Steuerdaten der Finanzbehörden. Doch neue Gesetze und zusätzliches Personal allein genügen nicht, um Lohnverstöße aufzudecken. Das sagt Prof. Dr. Gerhard Bosch vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Er betont: „Die FKS braucht eine digitale und strategische Neuausrichtung.“ Sie habe zwar bereits ein eigenes Arbeitsgebiet für organisierte Kriminalität, erstellt aber meistens nur regionale Täterprofile. Übergreifende kriminelle Netzwerke können so kaum erkannt werden.
Bosch und Frederic Hüttenhoff, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IAQ, haben deshalb Empfehlungen für eine Reform der FKS herausgearbeitet: Bausteine sind dabei eine bundesweite, datengestützte Risikoanalyse sowie eine verpflichtende, digitale und manipulationssichere Arbeitszeiterfassung. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit der Zollfahndung ausgebaut und überregionale Ermittlungen in regionalen Zentren gebündelt werden. Auch die Ausbildung soll reformiert werden – etwa durch spezialisierte Ausbildungs- und Studiengänge für die beiden Ermittlungsdienste, FKS und Zollfahndung. Um betroffene Beschäftigte besser zu schützen, schlagen die Autoren zudem vor, Kronzeugen, falls sie illegal beschäftigt waren, ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland zu gewähren und Betroffene direkt über ihre Lohnansprüche zu informieren.
Allein im vergangenen Jahr deckten die Ermittlungen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit und der illegalen Beschäftigungen einen Schaden von rund 766 Millionen Euro auf. Die Dunkelziffer ist noch viel größer. „Mit den richtigen Strukturen kann die FKS ein deutlich wirksameres Instrument zur Durchsetzung fairer Arbeitsbedingungen werden“, so Hüttenhoff. Demnach sollen die vorgeschlagenen Maßnahmen Verstöße wirksamer aufdecken, die organisierte Kriminalität besser bekämpfen und die betroffenen Beschäftigten stärker unterstützen.
Den IAQ-Report gibt es hier zum Download.
Universität Duisburg-Essen (UDE)
Die Universität Duisburg-Essen wurde am 1. Januar 2003 durch die Fusion der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und der Universität-Gesamthochschule Essen (beide 1972) gegründet. Sie gehört mit rund 40.000 Studenten aus 130 Nationen zu den – nach Studentenzahlen – zehn größten deutschen Universitäten. Sie verfügt über ein breites, international ausgerichtetes Fächerspektrum. Sie ist ein Zentrum der nanowissenschaftlichen und biomedizinischen Forschung sowie der Lehrerausbildung in NRW und bietet mehr als 240 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Nach dem Times Higher Education (THE) Ranking belegte die Universität Duisburg-Essen unter den Hochschulen 2020 den 194. Platz weltweit.
www.uni-due.de
Universität Duisburg-Essen (UDE)
Archivfoto: Zoll
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