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Duisburger Freiheit: Designer Outlet Center am alten Güterbahnhof?

Eine Schnapsidee! – Der Kommentar
Von Petra Grünendahl

Gelände vom Alten Güterbahnhof. Foto: Petra Grünendahl.
Gelände vom Alten Güterbahnhof. Foto: Petra Grünendahl.
Der Rat der Stadt Duisburg soll in einer Sondersitzung eine Änderung des Bebauungsplanes für den alten Güterbahnhof beschließen. Anstelle der geplanten Möbelhäuser auf dem Gelände von Kurt Krieger soll dort nun ein Designer Outlet Center entstehen: Das Größte in Deutschland soll es werden, mit einer Verkaufsfläche von 30.000 Quadratmetern und etwa 175 Läden. Hier sollen nun per Herstellerdirektverkauf Markenartikel von Designer-Labeln zu reduzierten Preisen an den Mann – oder wohl mehr an die Frau – gebracht werden.

Da entscheidet also ein Stadtrat, besetzt mit Leuten, von denen bestimmt über 90 Prozent noch nie in einem Designer Outlet Center shoppen waren – zum Beispiel in Roermond oder Maasmechelen Village, um hier nur die nächsten erreichbaren zu nennen. Sie entscheiden aufgrund einer Beschlussvorlage der Verwaltung und Versprechungen, die ihnen Investoren machen. Geschenkt: Das hatten wir doch alles schon mal! Die Idee eines großflächigen, um nicht zu sagen überdimensionierten Textileinzelhandels wird auch nicht besser dafür, dass sie jetzt an anderer Stelle neu aufgekocht wird, wo nicht für Parkplätze Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden.

Meinung: Eine Schnapsidee ist eine Schnapsidee und bleibt eine Schnapsidee!
uebrigens!Das Einkaufszentrum MultiCasa ist Mitte des vergangenen Jahrzehnts nach Jahren von Planungen und Luftschlössern gekippt worden: Zu dicht an der Innenstadt ohne eine ausreichende Anbindung an diese seien Einzelhandel und die Attraktivität dort gefährdet. Die Pläne für ein Factory Outlet Center in Hamborn haben der Innenstadt massiv geschadet, weil man das Pferd immer noch aufzäumen wollte, obwohl der Gaul längst tot war. Jetzt kommt der nächste Schuss vor Bug der Einzelhändler an und um die Königstraße: Direkt von den Toren der Stadt will man großflächig Konkurrenz errichten – und diese auch noch mit Wettbewerbsvorteilen ausstatten, mit denen keine Innenstadt mithalten kann.

Gerne wird hier Roermond als Beispiel genannt, welches von seinem Designer Outlet fraglos profitiert hat. Vom Parkplatz seitliche des Centers läuft man keine 500 Meter durch eine breite Unterführung mitten hinein in eine hübsche lebendige Kleinstadt mit holländischem Charme und vielen interessanten Geschäften und Gastronomie. Da kann man ja schon mal, vor allem, wenn man im Outlet selber vielleicht noch nicht das Richtige gefunden hat. Oder, man parkt gleich dort und geht in die Stadt. Frei parken lockt halt. Na, das passt doch – aber leider nicht in Duisburg! Zu groß sind die Entfernungen hier: Unter zwei Kilometern dürfte da nichts zu machen sein – je nach dem, wo der Investor die Parkplätze hinbauen will. Diese zwei Kilometer läuft keiner – schon gar nicht in eine Stadt, die an ihrer Optik und Attraktivität noch ein wenig feilen müsste.

Spiel mit gezinkten Karten

Gelände vom Alten Güterbahnhof. Foto: Petra Grünendahl.
Gelände vom Alten Güterbahnhof. Foto: Petra Grünendahl.
Wettbewerb belebt das Geschäft? Ja, wenn die Wettbewerber gleichen Bedingungen unterliegen. Tun sie hier aber nicht, denn am Designer Outlet würden große Parkplätze in unmittelbarer Nähe kostenlos zur Verfügung stehen; in der Innenstadt ist dies nicht möglich. Das lenkt Besucherströme – nicht nur von außerhalb! Denn: Auch Duisburger dürften am DOC für lau parken. Wer ohnehin mit dem Auto zum Einkaufen fährt, wird wohl kaum noch dort hin fahren, wo ihn Parken „was kost“. Dass sich die IHK und der Einzelhandelsverband gegen unfairen Wettbewerb zulasten ihrer Mitglieder wehren, ist nicht nur verständlich: Das muss so sein! Dazu sind diese Interessenvertretungen da.

Gewerbesteuern dürften an der Stadt vorbeifließen
Außer der Grundsteuer werden wohl kaum Steuern an die Stadt fließen. Die Hersteller verkaufen „direkt“, dass heißt: nicht über Inhabergeführte Geschäfte oder Filialgeschäfte mit Eintrag im hiesigen Handelsregister. Also fließen Gewerbesteuern am Hauptsitz des Herstellers ab – und der liegt NICHT in Duisburg. Wenn beim Bau das eine oder andere Duisburger Unternehmen beteiligt wird: Schön für deren Umsatz – und ein paar Tröpfchen Gewerbesteuern fließen zumindest in der Bauphase an die Stadt. Wenn überhaupt! Wer kann, zahlt seine Gewerbesteuern lieber woanders, sind die Hebesätze in Duisburg doch alles andere als verlockend. Profitieren wird Duisburg hier wohl eher nicht!

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Der Herstellerdirektverkauf schafft Arbeitsplätze? Büros bieten ja wohl Arbeitsplätze von ganz anderer Qualität an: Jobs, von denen man leben kann. Höherwertige Jobs stünden der Stadt besser zu Gesicht als überwiegend geringfügige Beschäftigung im Einzelhandel – sofern nicht ohnehin nur eine Verlagerung von Jobs aus der Innenstadt statt findet, denn dort braucht sich ja kein höherwertiger Textiler mehr ansiedeln und diejenigen, die dort schon sind (ja, die gibt es!), werden wohl ob der Konkurrenz auf der Grünen Wiese mit ihren Wettbewerbsvorteilen bald die Segel streichen (müssen).

Und: Was gerne vergessen wird!
Mehr Einkaufsmöglichkeiten schaffen ja nicht mehr Umsatz: Er verteilt sich nur anders. Sein Geld kann der Kunde nämlich nur einmal ausgeben!

Sondersitzung für Meinungsbild?
Eilige Sondersitzung zwecks Meinungsbildung hatte es im Vorfeld aus dem Rathaus geheißen. Dass man den Punkt „Designer Outlet“ in den nichtöffentlichen Teil der Tagesordnung zur Ratssitzung gepackt hat, spricht Bände: An einer öffentlichen Diskussion ist man nicht interessiert. Das Abstimmungsergebnis „Pro-DOC“ steht angesichts der Mehrheit von SPD und CDU – Fraktionszwang lässt grüßen – ohnehin fest. Die Meinung der kleine Fraktionen und Gruppen war bestenfalls mal von Interesse, als man sie noch für Mehrheiten brauchte. Und auch da waren sie nur dann gefragt, wenn sie eigene Interessen spiegelten.

© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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2 Kommentare "Duisburger Freiheit: Designer Outlet Center am alten Güterbahnhof?"

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