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Stolpersteinverlegung zur Erinnerung an den Homosexuellen Wilhelm Kühlen

Stolpersteinverlegung zur Würdigung von Wilhelm Kühlen, der als Homosexueller mehrfach nach §175 verurteilt wurde, unter reger Beteiligung am Flachsmarkt 7 / Ecke Poststraße. Foto: Jürgen Wenke.
Der Duisburger Oberbürgermeisters Sören Link, der auch die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat, erinnerte an die Verfolgung und Ermordung von Menschen, die im Nationalsozialismus nicht in das rassistische Weltbild der Nazi passten und machte deutlich, wie wichtig es ist, sich für die Gleichheit von Menschen einzusetzen, unabhängig von deren Religionszugehörigkeit, sexueller Orientierung, Geschlecht, Hautfarbe, usw. Insbesondere betonte er auch, dass in vielen Ländern Menschen aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung immer noch und zunehmend wieder verfolgt und unterdrückt werden. Im wörtlichen Sinne „Ich werde auch in Zukunft das Stolpersteinprojekt unterstützen. Es ist ein wichtiges Projekt, denn es macht deutlich: Hier, wo wir heute in Duisburg leben, sind Menschen verschwunden, die der Willkür ausgesetzt waren. Es ist auch für unsere Zukunft wichtig, daran zu erinnern und sich für Integration und gegen Ausgrenzung einzusetzen.“

Einen weiteren Redebeitrag zum Leben von Wilhelm Kühlen hielt Jürgen Wenke, der die Forschung zum Lebens- und Verfolgungsweg von Wilhelm Kühlen durchgeführt hatte und die Initiative zur Verlegung des Stolpersteins ergriffen hatte. Der Jugendring Duisburg hatte daraufhin die Verlegung geplant und mit dem örtlichen Tiefbauamt organisiert und gestern durchgeführt. Die Mitarbeiterin des Jugendringes, Laura Steyer, hatte zur Verlegung Rosen mitgebracht, die die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Veranstaltung am Stolperstein niederlegten, Jürgen Wenke hatte das vermutlich letzte Foto von Wilhelm Kühlen mitgebracht und bebilderte damit den Stolperstein.

Anwesend waren auch Verwandte von Wilhelm Kühlen: die Nichte von Wilhelm Kühlen und deren Tochter aus Mönchen-Gladbach sowie der Neffe von Wilhelm Kühlen mit Ehefrau, die aus der Nähe von Koblenz in Rheinland-Pfalz zum Verlegetermin nach Duisburg angereist waren. Die Verwandten hatten die Würdigung begrüßt und durch Bilder, Briefe und andere historische Dokumente die Forschung maßgeblich unterstützt.

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Lebens- und Verfolgungsweg von Wilhelm Kühlen: Kurzfassung
Wilhelm (Willi) Kühlen, geboren am 12. Juni 1912 in Mönchengladbach, evangelisch, ausgeübte Tätigkeiten: Verkäufer, später als Artist, dann als Magazinverwalter im Baugeschäft bezeichnet. Zweimal in Duisburg verurteilt wg. homosexueller Kontakte: Zunächst im Mai 1938 (6 Wochen Gefängnis). Der Mitangeklagte August Zgorzelski wurde zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Z. wurde am 8.1.1944 im KZ Buchenwald ermordet. Ein Stolperstein in Duisburg wurde bereits 2018 für Z. verlegt. Die zweite Verurteilung von Kühlen nach §175 erfolgte am 5. Oktober 1939 (2 Jahre Gefängnis!). Diese Haftstrafe verbüßte er im Moorlager Neusustrum/Papenburg (Emsland-Lager) und im Zuchthaus Celle. Bei Strafende am 5.10.1941 Entlassung. Er entging, obwohl „Wiederholungstäter“ aus unbekanntem Grund einer Deportation in ein Konzentrationslager. Der bis dahin Ledige kehrte nach Duisburg zurück, heiratete am 8. September 1942 die Kontoristin Elisabeth Susanna Mohr. Zum Zeitpunkt der Heirat war er „Soldat im Felde“. Scheidung der Ehe am 5. Juni 1944 in Berlin. Kühlen gilt als Wehrmachtsvermisster, genauer Todeszeitpunkt und Ort des Todes unbekannt, letzte Nachricht im März 1945. Er wurde mit großer Wahrscheinlichkeit nur 32 Jahren alt.
Mehr: https://www.stolpersteine-homosexuelle.de/wp-content/uploads/2021/05/Wir-erinnern-an-Wilhelm-Kuehlen-Otto-Kuehlen-und-August-Zgorzelski-aus-Duisburg-Stand-11.5.2021
Jürgen Wenke

 

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