Fahrbericht.
Kia ProCeed GT 1.6 T-GDI
Sportlicher Schick mit Nutzwert
Von Petra Grünendahl
Schick sieht er aus mit dem dynamischen Heck, das so ein bisschen an einem Lifestyle-Kombi erinnert. Ein Kombi kann er nicht sein, denn den gibt es in der Ceed-Baureihe schon: den Ceed SW (steht für Sportswagon). Seinen neuen Fünftürer in der Kompaktklasse bezeichnet Kia als „Shooting Brake“. Wer es lieber auf Deutsch mag, liegt mit der Bezeichnung Fließheck-Coupé wohl nicht daneben.
Die Ceed-Modellreihe der dritten Generation (ohne das Apostroph der beiden ersten Generationen, die sich noch Cee’d schrieben) wurde im Frühjahr 2018 auf dem Genfer Auto-Salon vorgestellt. Der Fünftürer kam im Juni auf den Markt, der Kombi (Ceed SW) folgte im September. Der ProCeed feierte im Oktober auf der Mondial de l’Automobil in Paris seine Premiere. Seit Januar ist das Modell in Deutschland auf dem Markt. Er tritt die Nachfolge des dreitürigen pro_cee’d der zweiten Generation an. Als sportlichstes Mitglied der neuen Ceed-Generation wird er nur als GT Line oder GT – und damit im höheren Preissegment – angeboten. Der ProCeed ist in Deutschland auf Basis des Hyundai i30 entwickelt worden und wird – wie alle Ceed-Modelle – im Werk in Zilina (Slowakei) gebaut.
Was von dem sportlich gestylten Fünftürer, der wie die beiden anderen Karosserievarianten der Baureihe bereits mehrere Design-Preise einheimsen konnte, zu halten ist, erfuhren wir auf einer kleinen Tour durch die Stadt, über Landstraßen und Autobahn. Frontschürze und Seitenschweller mit roter Zierleiste, Kühlergrill mit roten Wabeneinsätzen und GT-Logo sowie die Duplex-Klappenauspuffanlage verraten die Top-Motorisierung mit 204 PS.
Fahrzeug und Ausstattung
Hervorragenden Zugang zur 4,61 Meter langen Karosserie bieten fünf Türen. Dahinter verbirgt sich ein Innenraum, in dem Passagiere und Gepäck großzügige Platzverhältnisse vorfinden. Die Übersicht über die kompakte, 1,80 Meter breite und nur 1,42 Meter hohe Karosserie erhöhen serienmäßige Parksensoren hinten mit Rückfahrkamera (ab GT Line) sowie Parksensoren vorne (GT). Die straffen, gut konturierten Sportsitze sind langstreckentauglich und bieten exzellenten Seitenhalt. Der Laderaum fasst 594 Liter Gepäck. Durch Umklappen der Rückbanklehne lässt sich das Gepäckvolumen auf bis zu 1.545 Liter erweitern. Hohe Flexibilität verspricht die Rücksitzbank, die serienmäßig asymmetrisch geteilt (40:60) umklappbar, beim GT sogar zwei Mal geteilt (40:20:40) ist. Die Türverkleidung mit roten Kontrastnähten sowie Sportsitze mit roter Ziernaht und GT-Stickung verraten auch im qualitativ hochwertigen und sehr gut verarbeiteten Innenraum das sportliche Topmodell. Das Armaturenbrett ist gut sortiert, gibt keinerlei Rätsel auf und lässt sich problemlos handhaben.
Den Kia ProCeed gibt es als GT Line (mit dem 1.4 T-GDI und dem 1.6 CRDi) sowie als GT (mit dem 1.6 T-GDI). Folglich kommen die kleineren Motorisierungen serienmäßig unter anderem mit einem schlüssellosen Zugangs- und Start-System (Smart Key), elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern rundum, Bordcomputer, Audiosystem (Radio, Schnittstellen für AUX und USB, 7-Zoll-Touchscreen, Bluetooth-Freisprecheinrichtung), einem beheizten Multifunktions-Lederlenkrad, Licht- und Regensensor, adaptiver Geschwindigkeitsregelung mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Klimaautomatik, Sitzheizung vorne, Parksensoren hinten und Rückfahrkamera, Wärmeschutzverglasung rundum, Privacy Glass (getönte Scheiben ab der B-Säule) und 17-Zoll-Leichtmetallrädern sowie mit LED-Scheinwerfern und LED-Rückleuchten (inklusive LED-Tagfahrlicht). Fahrer- und Beifahrersitz sind mit einer elektrischen Lendenwirbelstütze bestückt.
Unser Top-Motor, den es ausschließlich als GT-Modell gibt, verfügt über Features wie Sportsitze mit Sitzbezügen in Leder-Velourleder, ein intelligentes Parksystem mit Einparkassistent und Parksensoren vorne, eine sensorgesteuerte elektrische Heckklappe und 18-Zoll-Leichtmetallräder. Die Instrumentenanzeige ist 4,2 Zoll groß (statt 3,5 Zoll). Frontscheibe und Wischwasserdüsen sind beheizbar. Unser Testwagen ist bestückt mit dem Komfort-Paket (elektrisch einstellbarer Fahrersitz mit Memory-Funktion, Sitzheizung hinten), Navigations-Paket und elektrischem Glasschiebedach.
Motor und Antrieb
Drei Vierzylinder-Reihenmotoren stehen für den ProCeed zur Wahl: vom 1,6-Liter-Turbodiesel-Direkteinspritzer mit Common-Rail-Einspritzung und 136 PS über den 1,4-Liter-Turbobenzin-Direkteinspritzer mit 140 PS bis zur Top-Motorisierung, dem 1,6-Liter-Turbobenzin-Direkteinspritzer mit 204 PS. Die beiden kleineren Motoren sind aus den Baureihen Ceed und Ceed Sportswagon bekannt. Alle (!) Motoren sind mit Partikelfilter bestückt, weil nicht nur Diesel-Direkteinspritzer Feinstaub ausstoßen, sondern auch Benzin-Direkteinspritzer.
Unser 1,6er Turbobenziner, der Top-Motor der Baureihe, läuft ruhig und vibrationsarm. Er hängt gut am Gas und dreht freudig hoch. Akustisch macht sich der Sportauspuff dann mit seinem sonoren Bass bemerkbar. Sehr flott ist der mit über 1,4 Tonnen nicht gerade leichtgewichtige Fünftürer im Antritt. Mehr als souverän sind Durchzug und Leistungsentfaltung. Leichtgängig und präzise arbeitet die manuelle Sechsgang-Schaltung. Obwohl die Getriebeübersetzung auf Kraftstoffökonomie optimiert ist: Das Top-Aggregat legt auch in höheren Gängen bei niedrigeren Drehzahlen noch einen drauf. Man merkt gar nicht, wie man schneller wird. Das maximale Drehmoment von 265 Newtonmetern liegt zwischen 1.500 und 4.500 Touren an, was jederzeit eine souveräne Leistungsausbeute zur Folge hat.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 reichen 7,6 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der 204-PS-ProCeed bei 230 km/h. Auf 100 Kilometern in der Stadt konsumiert der Turbobenziner 8,4 Liter Superkraftstoff, außerorts sind es 5,8 Liter und im gemischten Verbrauch nach EU-Norm 6,8 Liter (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Verbrauch ist natürlich höher als bei den anderen Motorisierungen der Baureihe oder als die Automatik-Variante, aber das ist nun mal der Preis für den Fahrspaß, den der Turbo-1.6er zu bieten hat. Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6d-Temp, der CO2-Ausstoß beträgt 155 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse C. Noch einen winzigen Tick druckvoller, aber auch sparsamer ist die Top-Motorisierung mit den 7-Stufen DCT-Automatikgetriebe (Schaltwippen am Lenkrad ermöglichen manuelles Schalten) mit einem Sprint von 7,5 Sekunden auf Tempo 100 und einem Durchschnittsverbrauch von 6,2 Litern (ebenfalls Effizienzklasse C).
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Der ProCeed hat im Vergleich zum Ceed Sportswagen ein um 10 Millimeter abgesenktes Fahrwerk. Für den GT hat Kia das Fahrwerk dann noch sportlicher abgestimmt (als die Variante GT Line), um Kurvenagilität, Traktion und Lenkungsrückmeldung zu optimieren. Der Fronttriebler bietet guten Geradeauslauf und eine sehr direkt ausgelegte elektronisch unterstützte Servolenkung. Mit McPherson-Federbeinachse vorne und Mehrlenkerachse hinten arbeitet er nach dem gleichen Konzept wie der Ceed.
Für den „Shooting Brake“ haben die Kia-Entwickler die Stoßdämpfer, Federn, Stabilisatoren und Lenkparameter speziell abgestimmt, um dem Fahrwerk eine betont sportliche Charakteristik (im Vergleich zu anderen Karosserieformen der Baureihe) zu geben. Im Handling wirkt er agil, aber mit seiner über 1,4 Tonnen schweren Karosserie nicht ganz leichtfüßig. Dafür liegt er solide auf dem Asphalt und folgt Lenkbefehlen auf den Fuß. In flott gefahrenen Kurven zeigt er nur ein minimales Untersteuern. Sicher und spurtreu absolviert er plötzliche einfache wie doppelte Ausweichmanöver und den flott gefahrenen Slalom. Das Fahrwerk ist sportlich-straff abgestimmt, bügelt aber kleine Unebenheiten klaglos glatt. Der Kia ProCeed steht in der Basisvariante auf 17-Zoll-Felgen mit 225/45er Reifen, mit Performance-Paket oder Top-Motorisierung sogar auf 18-Zöllern mit Reifen im Format 225/40 ZR 18. Exzellent verzögert die Bremsanlage mit groß dimensionierten Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet).
Dem Insassenschutz dienen in der hochstabilen Karosserie Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und Kopfstützen auf allen fünf Plätzen, Front- und Seitenairbags vorne, durchgehende Vorhangairbags für vorne und hinten sowie Isofix-Kindersitzhalterungen auf den Außenplätzen hinten. Im EuroNCAP erreichte der Ceed (der ProCeed wurde noch nicht getestet) im Jahr 2019 in der Standardausstattung vier Sterne, mit dem optionalen Sicherheitspaket (Advanced Driving Assistance Pack) fünf Sterne für seine Sicherheit. Das Bewertungssystem berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent, Elektronisches Stabilitätsprogramm (heißt hier ESC) mit Traktionskontrolle sind serienmäßig an Bord. Im Laufe der Jahre seit Einführung der aktuellen Regelung hat sich die Messlatte zum Erreichen der Höchstwertung immer wieder erhöht: So gelten seit 2016 höhere Anforderungen im Bereich Aufprallschutz und ergänzende Anforderungen bei der umfassenden Ausstattung mit praxisgerechter Unfallvermeidungstechnologie. Die hier für eine Top-Wertung wichtigen Fahrassistenz-Systeme sind in unserem Top-Modell serienmäßig an Bord: ein Frontkollisionswarner mit Bremseingriff und Fußgängererkennung sowie ein Querverkehrswarner zur Erkennung von Fahrzeugen im toten Winkel beim Querausparken. Dazu gibt es einen Müdigkeitswarner sowie einen Spurwechsel-Assistenen mit Totwinkelwarner. Ferner sind ein Reifendruckkontrollsystem und ein Reifenreparataurset an Bord.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Ab Preisen von 27.690 Euro steht der Kia ProCeed in den Preislisten der Händler: mit dem 1,4-Liter-Basismotor und 140 PS. Unsere Top-Version mit 1,6-Liter-Ottomotor und 204 PS, der einzig in der GT-Ausstattung verfügbar ist, ist zu Preisen ab 31.190 Euro zu haben. Extra kosten beispielsweise Metallic-Lackierungen (lediglich Carraraweiß für GT Line sowie Trackred für den GT sind ohne Aufpreis zu haben) sowie diverse Ausstattungspakete.
Kia Motors gibt eine Herstellergarantie von sieben Jahren (max. 150.000 Kilometer, in den ersten drei Jahren gilt diese Garantie ohne Kilometerbegrenzung). Hinzu kommen zwölf Jahre Garantie gegen Durchrostung ohne Kilometerbegrenzung sowie fünf Jahre Lackgarantie (max. 150.000 km) und zwei Jahre Mobilitätsgarantie. Alle Garantien setzen das Einhalten der Wartungsintervalle voraus. Die Wartungsintervalle betragen 30.000 Kilometer (oder 24 Monate), der Ölwechsel ist nach 15.000 Kilometern (oder 12 Monaten) fällig. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 13 / 25 / 23 (KH / VK / TK) ein.
© Januar 2020 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl (5), Kia Motors Deutschland GmbH (12)
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