Anzeige

Alter Güterbahnhof in Duisburg: Startschuss für den Abriss

Platz für die Zukunft machen:
Für ein neues Quartier mit Strahlkraft

Von Petra Grünendahl

Von links: Bruno Sagurna (SPD, stellv. Vorsitzender im Gebag-Aufsichtsrat), Rainer Enzweiler (CDU, Vorsitzender Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr), Andree Haack (Wirtschaftsdezernent), Oberbürgermeister Sören Link, Bernd Wortmeyer (Geschäftsführer Gebag), Martin Linne (Stadtplanungsdezernent). Foto: Petra Grünendahl.
Erste Arbeiten sind schon in den verfallenen Abfertigungshallen hinter den Baustellenzäunen zu beobachten. „Hier entsteht Zukunft“, erklärte Oberbürgermeister Sören Link zum Beginn der Abrissarbeiten am alten Güterbahnhof. Und: „Mit dem Abbruch wollen wir den Aufbruch einleiten.“ – „Die Hallen werden dem Sommer nicht überstehen. Wegen der Schadstoffbelastung muss man sie Stück für Stück abtragen. Dann werden Hunderte von Tonnen Betonfundament zurückgebaut“, erklärte Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der Gebag, die das Areal 2018 erworben hat und für die Stadt entwickeln wird: „nicht nur zu einem Quartier, sondern zu einem neuen Stück Duisburg.“ Die notwendige Digitalisierung des Ablaufs mache viel mehr Bürgerbeteiligung möglich, als im Vorfeld (vor Corona) geahnt. Für die Erstellung des städtebaulichen Rahmenplans startet Ende Juli ein zweistufiger Planungswettbewerb mit Teams (Architektur und Städtebau sowie Landschaftsarchitekten) aus ganz Europa: „Das Projekt ist sogar für Planer aus Amsterdam oder Wien attraktiv“, so Wortmann. „Dieser Ort ist einzigartig: so etwas finden Sie nirgends mehr.“

 

Von links: Bruno Sagurna (SPD, stellv. Vorsitzender im Gebag-Aufsichtsrat), Rainer Enzweiler (CDU, Vorsitzender Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr), Andree Haack (Wirtschaftsdezernent), Oberbürgermeister Sören Link, Bernd Wortmeyer (Geschäftsführer Gebag), Martin Linne (Stadtplanungsdezernent). Foto: Petra Grünendahl.
Oberbürgermeister Sören Link, Planungsdezernent Martin Linne und Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmann stellten neben dem abgezäunten und videoüberwachten Abrissbereich im Pressegespräch dar, mit welcher Entwicklung Duisburgs Bürger auf der Brachfläche von insgesamt gut 35 Hektar rechnen können. Der Rückbau der Hallen gibt den Startschuss für einen Neuanfang: „Die Duisburger Freiheit gibt es nicht mehr“, erklärte der Gebag-Geschäftsführer. Hier müsse ein neuer Name her für einen städtebaulichen Aufbruch. Die Fläche sei einzigartig in ihrer Qualität: „Hier ist nicht Schnelligkeit unser Thema, sondern Nachhaltigkeit und Strahlkraft.“ Eine Entscheidung über den städtebaulichen Rahmenplan erwarte er im Frühjahr 2022, sagte Planungsdezernent Martin Linne, und einen Bebauungsplan im Sommer 2022. Mit der Erschließung rechne er ab Ende 2023 nach Rechtskraft des B-Plans, mit dem Beginn des Hochbaus 2024. Nach vielen Jahren Brache und Stillstand erwarte er einen Schub für die Stadt: „Als wir vor 25 Jahren im Innenhafen angefangen haben, konnte man noch absehen, welchen Erfolg das Ganze haben würde“, sagte Linne. Und: „Eine solch erfolgreiche Entwicklung kann hier auch passieren!“

 

Anzeige

 
Die Geschichte des Areals

Oberbürgermeister Sören Link. Foto: Petra Grünendahl.
Das Gelände ist mit Grün zugewuchert, durchzogen von einem Schotterweg, der die kleine Rampe hinauf ungefähr dorthin führt, wo vor einigen Jahren noch eine Firma für Baumaschinen angesiedelt war. Die große Rampe, auf der sich bei der Loveparade 2010 die Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten ereignete, ist nicht mehr auszumachen. Die war zugeschüttet worden, als 2013 man die Gedenkstätte anlegte.

Stillgelegt wurde der alte Güterbahnhof im Dellviertel 1996. Viele Pläne und Initiativen hatte es seitdem gegeben, dieses Filet-Stück zu entwickeln: Die Verkehrsanbindungen sind hervorragend, das Areal liegt nah an der Innenstadt und vom Verkehr ist hier beim Pressetermin – ca. 70 Meter entfernt von den Gleisanlagen und gut 100 Meter von der Autobahn wenig zu hören, was zumindest teilweise den üppig wuchernden Bewuchs zuzuschreiben sein dürfte.

 

Anzeige

 

Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmann. Foto: Petra Grünendahl.
Von ersten Ideen einer neuen Fußball-Arena Ende der 1990er-Jahre hatte man an dieser Stelle schnell Abstand genommen: Gebaut wurde die neue MSV-Arena am alten Standort Wedau-Stadion. Dann kam das Multi Casa, das über viele Jahre die Gemüter erhitzte, bevor es nach der Wahl von Adolf Sauerland (CDU) zum Oberbürgermeister Geschichte wurde. Sir Norman Foster brachte dann Ideen für die „Duisburger Freiheit“ zu Papier, die Wohnen, Grün und Gewerbe (Arbeitsplätze) vorsahen. Die Bahn-Immobilientochter Aurelis verkaufte jedoch an Kurt Krieger, der nach der Loveparade 2010 Möbelhäuser errichten wollten. Lediglich die Gedenkstätte für die Opfer der Loveparade erinnern noch daran. Als Krieger das Interesse an dem Standort für seine Möbelhaus-Kette verloren hatte, wollte er auf seinem Grundstück Handel ansiedeln: Ein Designer Outlet Center (DOC) scheiterte aber an der Volksabstimmung 2018. Krieger verkaufte das Areal schließlich.

 

Anzeige

 
Entwicklung nun in Duisburger Hand

Alter Güterbahnhof in Duisburg. Quelle: Google Maps Luftbild.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag erwarb das Gelände, so dass nun endlich die Planungshoheit auch als Eigentümer in Duisburg liegt. Damit kann die Stadt unter Beteiligung der Bürger hier planend tätig werden: Ein Stück Duisburg solle hier entwickelt werden, mit dem sich die Bürger identifizierten, wünschen sich die Verantwortlichen. Mit Wohnen, Grün und Smartem Business, so ihre Vorstellung. Die Entscheidung zum Gewinner-Team des städtebaulichen Wettbewerbs soll im März 2021 durch eine Jury fallen.

Anzeige

 

Anzeige

 
Arbeitstitel: Am alten Güterbahnhof

Alter Güterbahnhof in Duisburg. Quelle: Google Maps Luftbild.
Unter www.am-alten-gueterbahnhof.de wird die Projektentwicklung veröffentlicht und Bürgerbeteiligung ermöglicht. Versammlungen kann es ja aktuell aufgrund der Corona-Krise nicht geben. Einzig gangbarer Weg ist der digitale, der aber mehr Bürgerbeteiligung möglich macht als analoge Ideen-Werkstätten. „Die Bürger sollen sich mit dem neuen Quartier identifizieren und es als neues Stück Duisburg annehmen“, so der Gebag-Geschäftsführer. Wenn klar ist, was hier entstehen soll, wird sich die Gebag auf die Suche nach einem geeigneten Namen für das Gelände machen. Bis dahin läuft die Fläche immer noch unter dem Arbeitstitel „Am alten Güterbahnhof“.

 
Impressionen vom alten Güterbahnhof. Fotos: Petra Grünendahl

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 
© 2020 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

 

Anzeige
Anzeige

Ein Kommentar "Alter Güterbahnhof in Duisburg: Startschuss für den Abriss"

  1. Pingback: Ratssitzung in Duisburg: Lange Tagesordung zügig abgearbeitet - Rundschau Duisburg

Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen