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IHK-Studie „Ruhrwirtschaft International“: Mehr ausländische Unternehmen im Ruhrgebiet

Positive Standortfaktoren locken Unternehmen und Investoren
Von Petra Grünendahl

Stellten heute die neue Studie vor (v.l.): Wulf-Christian Ehrich, stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, Dr. Georg Hüthwohl, Geschäftsführer der Albonair GmbH aus Dortmund, und IHK-Referatsleiter Dominik Stute. Foto: Oliver Schaper / IHK zu Dortmund.
„Das Ruhrgebiet als Europas viertgrößte Metropolregion ist im Herzen des Kontinents beheimatet und kann mit einer Einwohnerzahl von gut fünf Millionen Menschen und der hohen Wirtschaftskraft von 172 Milliarden Euro aufwarten. Dazu bietet das Ruhrgebiet zahlreiche Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen und hervorragende Verkehrsanbindungen. Diese Faktoren sind starke Pluspunkte im internationalen Wettbewerb“, erklärte Wulf-Christian Ehrich, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund und fachpolitischer Sprecher Außenwirtschaft von IHK NRW. Die Zahl der ausländischen Unternehmen im Handelregister stieg im Vergleich zur letzten Publikation 2016 um rund 20 Prozent auf 3.630 – mit über 200.000 Beschäftigten. Spitzenreiter sind die Niederlande mit fast 15 Prozent. Das Vereinigte Königreich rückte mit einer steigenden Zahl von Unternehmensansiedlungen mit 8,6 Prozent im Ruhrgebiet auf Platz 2 vor. An dritter Stelle liegen die USA mit 8 Prozent. Auch in Duisburg sind die Niederländer Spitzenreiter, gefolgt von China (plus 12 Plätze) und den USA. Das Vereinigte Königreich liegt hier (minus 1 Platz) auf Rang 5. Darüber hinaus stieg die Zahl der ausländischen Kleingewerbetreibenden (mit Gewerbeschein) um gute 23 Prozent: Hinter türkischen und polnischen Gewerbetreibenden haben seit der Fluchtwelle von 2015 mit einem stark gestiegenen Anteil Syrer als Selbstständige eine Existenz im Ruhrgebiet gegründet.

 
Stellvertretend für alle Ruhr-IHKs stellte die IHK zu Dortmund die aktuelle Studie „Ruhrwirtschaft International“ im Pressegespräch vor. Diese nach 2008 und 2016 dritte Untersuchung dieser Art ist im Wesentlichen im Rahmen des Ruhrlageberichts im vergangenen Jahr entstanden, als die IHK Dortmund federführend war. Gesprächspartner waren neben Wulf-Christian Ehrich Dr. Georg Hüthwohl, Geschäftsführer der Albonair GmbH aus Dortmund, und IHK-Referatsleiter Dominik Stute. Trotz Corona-Pandemie, gestörter Lieferketten und trotz (oder vielleicht gerade wegen) Brexit hat sich die Wirtschaft im Ruhrgebiet weiter internationalisiert. Im Ruhrgebiet sind nun mehr als 31.000 ausländische Firmen, Gewerbetreibende und Investoren aus 154 Ländern beheimatet: Gegenüber 2016 ist das ein deutliches Plus von 23 Prozent. Das macht deutlich, dass das Ruhrgebiet im internationalen Wettbewerb mit attraktiven Standortfaktoren punkten kann, aus denen sich Chancen für die Zukunft ergeben. Die insgesamt im Ruhrgebiet doch recht hohen Gewerbesteuersätze jedenfalls waren für kein Abschreckungsgrund. Die Entwicklung spricht eher dafür, dass hier andere Faktoren viel entscheidender waren.

 

 
Absatzmarkt, qualifizierte Fachkräfte und gute Erreichbarkeit sprechen für den Standort

Verteilung ausländischer Unternehmen auf die Kammerbezirke. Infografik: IHK zu Dortmund.
„Als die Inder Abgasnormen für Lkw nach europäischem Beispiel einführten, sahen sie sich nach dem nötigen Know-how um. Wir hatten hier im Ruhrgebiet die Ingenieure und das Wissen, Systeme zur Abgasreinigung von Dieselmotoren zu bauen, aber nicht das Kapital zur Unternehmensgründung“, erzählte Dr. Georg Hüthwohl. 2007 gründete er die Albonair GmbH, die seitdem zur indischen Hinduja-Gruppe gehört. Seinen Sitz hat das Unternehmen im Technologiepark Phoenix-West in Dortmund-Hörde. Neben dem Hauptsitz in Dortmund (mit der Produktion für Europa) gibt es weitere Standorte in China und Indien, die für die Märkte vor Ort produzieren. „Das Ruhrgebiet bietet nicht nur durch die vielen Universitäten und Fachhochschulen sehr gute Fachkräfte“, erzählte Hüthwohl, und: „Die Lebenshaltungskosten sind in Dortmund niedriger als in Automotive-Metropolen wie Stuttgart oder München.“

Neben etablierten Firmen und Schwergewichten aus Industrie, Handel und Logistik haben sich auch zahlreiche Unternehmen mit internationalen Beteiligungen hier etabliert: Vom Ruhrgebiet aus lenken sie ihr Europa- und Deutschlandgeschäft. Zu den Standortfaktoren zählen nach Ansicht der Wirtschaftsvertreter die verkehrsgünstige Lage der Metropolregion mit ihrem Absatzmarkt (Industrie wie Endverbraucher) und guter Erreichbarkeit, qualifizierte Arbeitskräfte, die Hochschulen und Forschungsinstitute sowie die weltweite Vernetzung. Vom Brexit hat neben den Niederlanden, Belgien und Frankreich mit ihrer direkten Verbindung auf die Insel auch das Ruhrgebiet profitiert, wenn britische Unternehmen Standorte ins EU-Gebiet verlagert haben.

Das Ruhrgebiet, das seit Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts von einer starken Zuwanderung profitierte, hat sich im Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte stark verändert und zahlreiche innovative Unternehmen angelockt. Neu entwickelt haben sich zukunftsträchtige Cluster und Leitmärkte in den Bereichen GreenTech, Ressourceneffizienz, Cybersecurity sowie Logistik und Gesundheitswesen. Im engen Austausch mit Wissenschaft und Wirtschaft ist überdies ein großes Startup-Ökosystem gewachsen.

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Internationale Unternehmen in den IHKs im Ruhrgebiet

Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet. Grafik: Ruhr-IHKs.
Auf knapp 30 Seiten bietet die Publikation „Ruhrwirtschaft International – Ausländische Unternehmen im Ruhrgebiet 2022/23“ der Ruhr-IHKs eine detaillierte Übersicht über die Zahl der ausländischen Firmen und Gewerbetreibenden im ganzen Ruhrgebiet. Spezifische Informationen zu den Besonderheiten der einzelnen IHK-Regionen sowie Interviews mit Unternehmern runden die Gesamtdarstellung ab. Die Publikation „Ruhrwirtschaft International – Ausländische Unternehmen im Ruhrgebiet 2022/23“ mit vielen weitergehenden Informationen findet man hier.

Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet haben hier nach 2008 und 2016 zum dritten Mal Ergebnisse für im Handelsregister (HR) eingetragenen Unternehmen und Kleingewerbetreibenden (KGT) publiziert. Als Basis für die HR-eingetragenen ausländischen Firmen dienten Datensätze der Firmen mit direkter Beteiligung und Firmen mit indirekter Beteiligung in der Markus-Datenbank der Creditreform, Neuss, sowie IHK-interne Datenbanken. Folgende Definition für ein ausländisches HR-Unternehmen wurde angewandt: Ein Unternehmen ist ausländisch, wenn die Muttergesellschaft / Konzernmutter nicht in Deutschland ansässig bzw. der (Haupt-)Gesellschafter kein deutscher Staatsangehöriger ist und dieser 50 Prozent oder mehr der Anteile am Unternehmen hält. Das maßgebliche Kriterium bei den Kleingewerbetreibenden war eine eingetragene nicht-deutsche Staatsangehörigkeit. Auch die Unternehmen im hiesigen IHK-Bezirk (Duisburg und Kreis Wesel, der Kreis Kleve gehört nicht zum Ruhrgebiet) sind in der Studie „Ruhrwirtschaft International“ enthalten. Zu den Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet zählen neben der Niederrheinischen IHK Duisburg, Wesel, Kleve zu Duisburg die IHK Mittleres Ruhrgebiet Bochum, die IHK zu Dortmund, die IHK für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen, die Südwestfälische IHK zu Hagen und die IHK Nord Westfalen (mit dem Standort Gelsenkirchen für die Emscher-Lippe-Region).

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Foto: Oliver Schaper / IHK zu Dortmund, Infografik: IHK zu Dortmund

 
 

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