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Heinz Josef Klaßen in der cubus kunsthalle in Duisburg: Ein Blick in die Ausstellung

Als das Farbfoto Kunst wurde:
Das Ruhrgebiet der 1970er- und 80er-Jahre

Von Petra Grünendahl

Aral-Tankstelle in Essen: Gemälde von Heinz Josef Klaßen 1971. Foto: Petra Grünendahl.
Viele Ansichten wirken fremd, wie aus einer anderen Welt: Sie stammen aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Tankstellen waren deutlich filigraner als die kolossalen Bauten, die heute die Zapfsäulen säumen. Die Autos ebenso wie die wenigen Menschen spiegeln ebenfalls diese Zeit. Knallbunte Werbeplakate vor öden Hinterhöfen: Der Fotograf spielt mit Farben, kontrastiert knallig bunte Objekte und Eye-Catcher im Vordergrund mit verblassen oder mal mehr, mal weniger gedeckten Farben im Hintergrund. Heinz Josef Klaßen (*1936 in Meppen) hat das Ruhrgebiet gemalt und im Bild festgehalten: Seit Anfang der 1970er-Jahre in Farbfotografien und mit Öl auf Leinwand in fotorealistischen Gemälden. Die vielfältige Bandbreite seiner Motive reicht von Tankstellen, Baustellen oder Fabriken über Straßenszenen, Parkplätze und Bahnübergänge bis hin zu Wohnquartieren, Hinterhöfen oder innerstädtischen Einöden. Manche Motive sehen fast immer noch so aus wie damals, andere sind im Zuge der Stadtentwicklung verschwunden.

 

Heinz Josef Klaßen zwei Gemälden der Hütte von DK Recycling und Roheisen, der ehemaligen Kupferhütte. Foto: Petra Grünendahl.
Die cubus kunsthalle im Kant-Park zeigt mit 57 Gemälden und über 100 Fotografien einen vielfältigen Querschnitt durch das Werk von Heinz Josef Klaßen, der auf ein langes künstlerisches Schaffen zurückblicken darf. Ausgehend von der fotorealistischen Malerei, mit Einflüssen der amerikanischen Pop Art der 1970er-Jahre, und der frühen Farbfotografie, die längst zu einer eigenständigen Kunstform geworden ist, zeigt die Ausstellung auch einige Holzskulpturen, die dabei aber eine eher flankierende Rolle spielen. Schon früh setzte sich Klaßen künstlerisch mit dem Leben im Ruhrgebiet auseinander, malte in seiner ganz eigenen Art und Weise Portraits von Tankstellen, Industrie und Häusern, Plätzen und Hinterhöfen sowie Straßenszenen und Unterführungen. Seine realistischen Darstellungen erinnern ein wenig an den amerikanischen Maler Edward Hopper (1882 – 1967), Motivwahl und Bildsprache seiner Fotografien an den amerikanischen Fotografen Stephen Shore. Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Oktober zu sehen (Öffnungszeiten siehe unten). An den Sonntagen wird Heinz Josef Klaßen in der cubus kunsthalle anwesend und für Besucher ansprechbar sein.

Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl

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Der Künstler

Die ehemalige Kupferhütte (heute DK Recycling und Roheisen) 1988 von Heinz Josef Klaßen. Foto: Petra Grünendahl.
Heinz Josef Klaßen wurde 1936 im Meppen (Ems) geboren. Er Klaßen studierte Kunsterziehung und Philosophie an der Kunstakademie Mainz und war 1966 bis 2000 neben seiner künstlerischen Tätigkeit Lehrer für Kunst und Philosophie am Alfred-Krupp-Gymnasium in Essen. Heinz Josef Klaßen fotografierte mit Farbpositiv (also Diafilm) – damals für die Kunst völlig verpönt: in Farbe statt der klassischen (künstlerischen) Schwarzweiß-Fotografie. Erste Farbfotografien sind bereits für 1959 belegt. Seine fotorealistischen Malerei basierte auf eigenen Farbdias im Kleinbildformat. Ab 1970 fotografierte in Essen, Duisburg und Umgebung. Seine Holzskulpturen entstehen ab 2001, seit 2014 widmet er sich der digitalen Fotobearbeitung seiner eigenen Fotografien (Farbdias).

 

Limbecker Platz im Gemälde von Heinz Josef Klaßen 1974/75. Foto: Petra Grünendahl.
Seine in den 1970er- und 1980er-Jahren aufgenommenen rund 500 Dias im Kleinbild und Mittelformat hat Klaßen 2015 wiederentdeckt, digital restauriert und in unterschiedlichen Formaten, zumeist in A4, A3 und A2 auf dem eigenen Drucker ausgedruckt. Dabei halfen ihm seine Malereien, die auf den längst verblassten Diapositiven basierten, die einstigen Farben der Dias konservieren. Anhand der Malereien gelingt es ihm heute, die Farben der eingescannten Dias im Fotoausdruck computergestützt zu rekonstruieren. Dies dürfte ein einmaliger Vorgang sein: Die Farbwiederherstellung des Original-Dias anhand der Malerei, für die das Dia einst Pate stand!

 
2019 übernimmt das Fotoarchiv des Ruhrmuseums rund 300 Kleinbild- und Mittelformat-Dias, um damit das Essen der 1970-er und 1980er-Jahre zu dokumentieren.

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Ehemalige Kupferhütte (heute: DK Recycling und Roheisen) in Fotos und gemalten Interpretationen. Fotos: Petra Grünendahl

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cubus kunsthalle

cubus kunsthalle im Kant-Park. Foto: Petra Grünendahl.
Die cubus kunsthalle liegt im Kant-Park in der Duisburger Innenstadt in der Nachbarschaft des Lehmbruck Museums, wo sie mit Ausstellungen zeitgenössischer Künstler und Konzerten, aber auch mit partizipativen Angeboten das Umfeld und die Duisburger Kunstlandschaft belebt. Gegründet hat die cubus kunsthalle die Duisburger Kunstwissenschaftlerin Dr. Claudia Schäfer 1987/88 als cubus galerie in Duissern, bevor sie 1994/95 mit Hilfe eines gemeinnützigen Fördervereins in das Gebäude des ehemaligen Niederrheinischen Museums der Stadt Duisburg in den Kant-Park zog. Die cubus kunsthalle finanziert sich durch Spenden zur Förderung von Kunst & Kultur, über Sponsorenleistungen und durch die Untervermietung des Café Museums. Neben Duisburger Künstlern zeigt die Kunsthalle internationale Künstler und stellt einmal jährlich eine Sammlung vor – und dies weitestgehend bei freiem Eintritt. Geöffnet hat die privat geführte Kunst- und Ausstellungshalle mittwochs bis sonntags zwischen 14 und 18 Uhr.
www.cubus-kunsthalle.de

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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