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Rheinpreußen Schacht IV in Moers: Virtueller Rundgang lockt Besucher

Digitales Lockmittel in die (analoge) Welt des Bergbaus
Von Petra Grünendahl

Visualisation: Karsten Schnölzer / Solidground Media.
Die komplette Anlage der Zeche Rheinpreußen Schacht IV im Überblick. Foto: Petra Grünendahl.
Wenn man die 3D-Simulation als Video durchlaufen lässt, schafft man das Fördermaschinenhaus mit Maschinenhalle und Umformerhalle sowie dem Untergeschoss mit Ausstellungsräumen und dem nachgebauten Streb in etwas unter 10 Minuten zu durchwandern. Diese Zeit lässt sich natürlich bei einer Führung nicht realisieren, lebt doch diese von den Erklärungen und Geschichten der ehemaligen Bergleute, die Interessierten das Leben im und mit dem Bergbau näher bringen. Dass man beim virtuellen Rundgang Markierungen (so genannte Hotspots) anklicken kann, um mehr Informationen zu bekommen, ist auch eher als Appetithäppchen gedacht, um den Besucher am Monitor zum Industriedenkmal zu locken: „Die 100-jährige Geschichte des Bergbaus hat Moers entscheidend geprägt“, so Horstmann. Dieses Wissen wolle der Verein in eine breitere Öffentlichkeit hineintragen: Mit der 3D-Simulation können Interessierte das Fördermaschinenhaus am Schacht IV der ehemaligen Zeche Rheinpreußen in Moers auf zwei Geschossebenen erkunden. „Wir wollen damit Leute neugierig machen, uns auch real zu besuchen“, sagte Grundmann.

Stellten den virtuellen Rundgang im Pressegespräch vor (v. l.): Karsten Schnölzer, André Thissen, Gaby Elmer und Horst Grundmann. Foto: Petra Grünendahl.
„Wir wollen unser Industriedenkmal und die Geschichte des Bergbaus auch jüngeren Menschen näher bringen“, erklärte Horst Grundmann, Vorstandsmitglied des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins, bei der Vorstellung des virtuellen Rundgangs durch das Industriedenkmal. Dieser lädt auf der Webseite des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins in Moers e. V. (GMGV) zum Entdecken des Industriedenkmals Schacht IV der Zeche Rheinpreußen ein. Horst Grundmann und Gaby Elmer vom Vorstand des GMGV stellten das Projekt vor: Unterstützt von Karsten Schnölzer, der mit seiner Firma Solidground Media für die technische Realisierung verantwortlich zeichnet, und von André Thissen, ehemaliger Bergmann und Arbeitskreisleiter Industriedenkmal im GMGV.

 
Vergangenheit erlebbar machen

Hat mit seiner Firma Solidground Media den virtuellen Rundgang erstellt: Karsten Schnölzer. Foto: Petra Grünendahl.
Der Moerser Karsten Schnölzer hat sich mit seiner Firma Solidground Media auf visuelles Marketing spezialisiert. Neben dem virtuellen 3D-Rundgang durch das Industriedenkmal gibt es auf der Webseite des GMGV auch ein Video vom Schacht IV: Einen Drohnenflug über die heutige Anlage, die heute nur noch einen kleineren Teil des ehemaligen Zechengeländes darstellt. Dieses Video hat Schnölzer für den Verein ebenso erstellt wie auch den virtuellen Rundgang durch das Grafschafter Museum im Schloss Moers.

Visualisation: Karsten Schnölzer / Solidground Media.
Für die Visualisierung des Industriedenkmals hat Karsten Schnölzer in knappen dreieinhalb Stunden das komplette Gebäude und seine zwei Stockwerke mit 178 Scans in 3D-Infrarot-Technik erfasst. Diese Scans hat er dann auf der 3D-Medien-Plattform von Matterport als Komplett-Visualisierung zusammen gesetzt, wo sie jetzt einer Puppenstube gleich im Internet betrachtet und näher erkundet werden kann. Die Matterport-Plattform wird bislang schwerpunktmäßig in den USA im Immobilien-Marketing verwendet. Sie ermöglicht, die Räume virtuell zu durchschreiten und sich zu ausgewählten „Hotspots“ mehr Informationen zu holen.

 
Virtueller Rundgang nur ein erster Schritt

Stellten den virtuellen Rundgang im Pressegespräch vor (v. l.): Gaby Elmer, Jürgen Stock und Horst Grundmann (alle vom Vorstand des GMGV). Foto: Petra Grünendahl.
„Wir hatten ja erst Angst, dass wir dadurch Besucher verlieren“, so Thissen. Angelockt durch den virtuellen Rundgang habe man aber Besucher gewonnen, die vor Ort wieder erkannten, was sie vorher in der 3D-Simulation gesehen hatten. Auch wer Schacht IV bereits kenne, sagte der ehemalige Bergmann, finde beim virtuellen Rundgang viele Details angedeutet, die zu einem erneuten Besuch anregen könnten. Denn so detailecht die virtuelle Darstellung des Industriedenkmals ist: Leben hauchen dem früheren Bergbau-Standort die Geschichten der ehemaligen Bergleute ein, die hier regelmäßig Führungen machen. Und nachhaken und in Details gehen kann man auch nur im direkten Gespräch mit denen, deren Leben der Bergbau über so viele Jahrzehnte war.

Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers-Hochstraß. Foto: Petra Grünendahl.
„Ich möchte das Bergwerk förderfähig erlebbar machen“, kann sich André Thissen vorstellen, die digitale Darstellung weiter zu treiben. Nicht nur den aktuellen Zustand darzustellen, sondern die Vergangenheit, den Bergbaubetrieb, zu visualisieren – und vielleicht mit virtuellen Führungen und Hologrammen der ehemaligen Bergleute, die ihre Geschichten erzählen. „Schließlich sind die meisten unserer Aktiven über 80 Jahre alt“, so Thissen. Aktuell versuche er in seinem Arbeitskreis, die Erzählungen dieser Männer aufzuzeichnen – in Einzelinterviews oder Gesprächsrunden mit vier, fünf Leuten: „Besser sind die Gesprächsrunden, denn hier spielen sie sich gegenseitig Anregungen für ihre Erzählungen zu“, sagte Thissen.

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Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.

Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers-Hochstraß. Foto: Petra Grünendahl.
Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers-Hochstraß. Foto: Petra Grünendahl.
Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e.V. hat es sich mit Gründung 1904 zur Aufgabe gemacht, Geschichte und Kultur der Grafschaft Moers zu schützen und zu erhalten. Neben dem Grafschafter Museum im Schloss Moers gehört auch das Industriedenkmals Rheinpreußen Schacht IV dazu, für das der GMGV erst Ende der 1990er-Jahre die Nutzungsrechte übertragen bekam. Das Nutzungsrecht für den Standort schließt den Erhalt des Industriedenkmals ebenso ein wie die Pflege der Vergangenheit, hat doch der Bergbau die Region massiv geprägt und Moers zu dem gemacht, was es heute ist. Ehrenamtlich führen Mitglieder des GMGV durch die Sammlung und erklären interessierten Besuchern Anlagen und Maschinen sowie die Bergbau-Sammlung, die Vereinsmitglieder hier zusammen getragen haben.
https://gmgv-moers.de/

Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers-Hochstraß. Foto: Petra Grünendahl.
Das Industriedenkmal ist von Mai bis Oktober jedem Sonntag von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Für Gruppen und Schulklassen gelten andere Zeiten nach Voranmeldung*. Der Eintritt ist frei. Auch während der Winterpause von November bis März wird die Anlage für Gruppen und Schulklassen nach Voranmeldung* geöffnet. Für Klassenfahrten von Schulklassen zum Schacht IV übernimmt die NRW-Stiftung einen Teil der Kosten: https://www.nrw-stiftung.de/projekte/heimattouren_nrw.php.
*) Unter Telefon 02841 / 889108 (nur mittwochs zwischen 9 und 12 Uhr) oder eMail schacht4@gmgv-moers.de

Schacht IV der Zeche Rheinpreußen in Moers-Hochstraß. Foto: Petra Grünendahl.
Den Schacht IV erreicht man über die A40, Abfahrt Moers-Ost / Duisburg-Rheinhausen, nach Norden Richtung Moers bis zur Kreuzung Franz-Haniel-Straße (4. Ampel), rechts abbiegen, nach ca. 100 Metern wieder rechts in die Duisburger Straße und sofort links in die Zechenstraße (für das Navi: Zechenstr. 50, 47443 Moers). Das Industriedenkmal Schacht IV ist auf den Zufahrtsstraßen mit den braunen Schildern der „Route Industriekultur: Zeche Rheinpreußen“ ausgeschildert. Weithin sichtbar weist den Weg auch das Doppelstreben-Fördergerüst, welches das älteste seiner Bauart im Ruhrgebiet ist. Seit 1989 stehen das Fördergerüst ebenso wie das benachbarte Fördermaschinenhaus und weitere Bauten der 1904/05 errichteten Tagesanlagen – Büro-, Kauen-, Werkstattgebäude – unter Denkmalschutz.

© 2019 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
 


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