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IHK-Initiative Rheinland stellt Verkehrsleitbild vor: Vielfältige Verkehrswege nachhaltig sichern

Wettbewerbsfähigkeit der Region braucht leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur
Von Petra Grünendahl

Verkehrsleitbild Rheinland 2023. Foto: Titelbild.
Das Rheinland ist eine zentrale Logistikdrehscheibe und benötigt eine für den zukünftigen Bedarf ausgebaute Verkehrsinfrastruktur: 1.130 km Autobahnen, 683 km Hochgeschwindigkeitsstrecke Schiene, 77,5 Millionen Tonnen Güterumschlag der Häfen von Wesel bis Bonn und fast 40 Millionen Passagiere an den Flughäfen Düsseldorf, Köln und Weeze pro Jahr. Das Rheinland ist als Hinterland der Zara-Häfen* ein Hotspot der Verkehrströme. Es besteht erheblicher Instandhaltungsbedarf, um den bundesweit so wichtigen Wirtschaftsstandort zu stärken. Dafür sind ausreichende Finanzmittel und Planungskapazitäten nötig. Im Kontext einer nachhaltigen Finanzierung von (allen) Verkehrswegen gilt es zudem, auch die steigenden Baukosten zu berücksichtigen. „Um den Verfall der Infrastruktur zu stoppen, müssen wir schneller planen, genehmigen und bauen“, erklärte Michael F. Bayer (Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen). Die großen Projekte (u. a. Leverkusener und Neuenkamper Rheinbrücken) waren vor Jahrzehnten geplant und gebaut worden: Viele dieser Bauten erreichten jetzt fast gleichzeitig das Ende ihrer Nutzungsdauer, so Bayer. „Dort, wo bestehende Infrastruktur in gleichem Rahmen ersetzt wird, sollten keine neuen Planfeststellungsverfahren nötig sein, sondern die alten Baugenehmigungen erneut genutzt werden können“, forderte Heinz-Johannes Hintzen von Hintzen Logistik GmbH, Eschweiler (IHK Aachen Verkehrsausschuss). Allerdings müssten vielerorts die Kapazitäten auf allen Verkehrsträgern – von der Straße über die Schiene und die Wasserwege bis hin zum ÖPNV – ausgeweitet und besser vernetzt werden, um heutigen wie künftigen Ansprüchen zu genügen.

 

Das Pressegespräch bei der IHK in Aachen fand hybrid statt. Foto: Screenshot.
Für den Initiativkreis der Industrie- und Handelskammern im Rheinland stellten Michael F. Bayer (Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen) und Gregor Berghausen (Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf) das Verkehrsleitbild 2023 vor. Damit positionieren sich die IHKs der Region zu Fragen, wie die Entwicklung der Infrastruktur aussehen muss, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu sichern, aber auch den wirtschaftlichen Anforderungen der Industrie- und Transitregion Rheinland Rechnung zu tragen. Das gemeinsam erarbeitete Verkehrsleitbild behandelt zehn Themengebiete, in denen die Industrievertreter Handlungsbedarf sehen, die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur angesichts der Herausforderungen – bis 2050 rechnet man mit einer Steigerung des Güterverkehrs um 54 Prozent – nachhaltig zu sichern. Das alles kostet natürlich viel Geld: „Wir hätten genug Geld dafür, wenn wir alle Einnahmen aus dem Verkehrssektor – Kfz-Steuer, Lkw-Maut und Mineralölssteuer – zweckgebunden für alle Verkehrsträger nutzen würden“, waren sich Unternehmer Hintzen und IHK-Mann Bayer einig.

 

 
 
Infraastruktur auskömmlich finanzieren und Planungskapazitäten wieder aufbauen

Das Pressegespräch bei der IHK in Aachen fand hybrid statt. Foto: Screenshot.
Die Baustellen sehen die IHK-Vertreter auf allen Verkehrsträgern vom Lkw-Verkehr auf den Straßen über die Verkehren auf der Schiene und den Wasserwegen bis hin zum ÖPNV und der Wasserstoff-Infrastruktur: Es hakt beim Planungsrecht – zu langsam – und es fehlen Planungskapazitäten bei den Behörden: Die wurden vor Jahren schon abgebaut, um Geld zu sparen. Jetzt fehlen sie und sind nur schwer wieder aufzubauen: „Diese Arbeitsplätze müssen wir attraktiver gestalten, um gegen die Wirtschaft als Arbeitgeber bestehen zu können“, so Bayer. Eine bessere Vernetzung der unterschiedlichen Verantwortlichkeiten für die Verkehrswege (Kommunen, Land und Bund) wäre nötig, um Baumaßnahmen besser zu koordinieren. Wichtig sei den Industrievertretern auch eine erweiterte Möglichkeit zur Ausweisung von Gewerbeflächen, die bisher eher siedlungsnah ausgewiesen würden, sagte Bayer: „Flächen an den Hauptverkehrsachsen sind hervorragend für die Ausweisung von Gewerbe- und Industriestandorten geeignet, denn insbesondere für den Güterverkehr mit seinen komplexen Logistikketten sind diese Flächen ein ausschlaggebendes Wettbewerbs- und Ansiedlungskriterium.“ Genau aus diesem Grund befinden sich auch viele Industriestandorte an Flüssen und Kanälen.

 

Das Pressegespräch bei der IHK in Aachen fand hybrid statt. Foto: Screenshot.
Nordrhein-Westfalen ist Binnenschiffsland Nr. 1 in Deutschland. 80 Prozent der Binnenschiffe fahren über den Rhein und mehr als die Hälfte des Güterumschlags auf der Wasserstraße findet in NRW statt. Das sind rund 110 Millionen Tonnen im Jahr, was der Ladekapazität von ca. 4,5 Millionen Lkw entspricht. „Neben der Tatsache, dass die Binnenschifffahrt wesentlich dazu beiträgt, den Transport von Gütern auf den Straßen zu reduzieren, ist das System Wasserstraße für die regionale Industrie ein wesentlicher Standortfaktor“, sagte Gregor Berghausen. Die Chemie-Industrie würde gerne mehr auf die Wasserwege setzen, erklärte Gerd Deimel von C2I Consulting to Infrastructure (IHK Aachen Verkehrsausschuss): „Schifffahrt muss planbar bleiben, denn die Betriebe liegen an Flüssen und Kanälen. Wir wollen mehr über Wasserstraßen transportieren, weil es dort noch freie Kapazitäten gibt.“ Das Rekordniedrigwasser im Sommer 2022 habe aber beispielsweise gezeigt, wie stark die Branche auf eine funktionierende Wasserstraßeninfrastruktur, leistungsfähige Häfen und trimodale Hinterlandanbindungen angewiesen sei. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Metropolregion Rheinland langfristig sicherstellen zu können, muss das System Wasserstraße gestärkt und sich gezielt für die Klima-Resilienz des Rheins fit gemacht werden. Ähnliches gelte für den Verkehrsträger Schiene. „Auch hier müssen die Kapazitäten gezielt erweitert werden, um Waren effizient in unserer Region transportieren zu können“, erklärte der Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf.

 
„Unsere Innenstädte müssen langfristig gut erreichbar sein, denn eine starke Wirtschaft in urbanen Räumen floriert, wo der Verkehr stadtverträglich und umweltfreundlich gedacht wird“, so Berghausen weiter. Ebenso wichtig sei es, neue (nachhaltige) Mobilitätsformen mit bewährten Verkehrsträgern in Einklang zu bringen und zu vernetzen. Das „Verkehrsleitbild Rheinland 2023“ adressiert auch das Zukunftsthema Wasserstoff. Der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft ist eine enorme technische, finanzielle und zeitliche Herausforderung – und emissionsfreier Wasserstoff wird dabei insbesondere für die Industrie eine Schlüsselrolle einnehmen. „Die enormen Mengen an Wasserstoff, die für die Transformation unserer Wirtschaft benötigt werden, können nicht nur im Rheinland produziert werden. Wichtige Partner werden Belgien und die Niederlande mit ihren Häfen Antwerpen und Rotterdam als Wasserstoffdrehscheiben für die Metropolregion Rheinland sein. Deshalb ist es notwendig, unser Wasserstoffnetz mit Anschluss an die beiden Nachbarländer schnell und unbürokratisch aufzubauen“, so Michael F. Bayer abschließend.

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*) Nordseehäfen in Belgien und den Niederlanden: Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam

 

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Die Niederrheinische IHK und die IHKs im Rheinland
Die Niederrheinische IHK vertritt das Gesamtinteresse von rund 70.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve. Sie versteht sich als zukunftsorientierter Dienstleister und engagiert sich als Wirtschaftsförderer und Motor im Strukturwandel. Zur Gruppe der IHK-Initiative Rheinland zählen neben Duisburg, Wesel und Kleve die Kammerbezirke Krefeld / Mittlerer Niederrhein, Düsseldorf, Wuppertal / Bergisches Land, Aachen, Köln und Bonn / Rhein-Sieg. Seit 18 Jahren arbeiten sie unter anderem auch gemeinsam am Konjunkturbarometer Rheinland, für die die Unternehmen in den IHK-Bezirken jeweils zum Jahresbeginn und im Spätsommer befragt werden.

 
Hier gibt es eine Stellungnahme der Niederrheinischen IHK mit weiterführenden Links zum Verkehrsleitbild der IHK-Initiative Rheinland (mit drei Dokumenten zum Download): https://www.ihk.de/niederrhein/topnavigation/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen20233/verkehrswege-fit-fuer-die-zukunft-machen-5876146. Hier ist die Broschüre zum https://www.ihk.de/niederrhein/grafiken/verkehr/verkehrsleitbild-rheinland-2023-5876348.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Screenshots, Titelbild der Broschüre

 
 

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