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FOC Obermarxloh: Duisburger Stadtrat beschließt Aufhebung der Bauleitplanung

Suche nach Alternativkonzepten beginntVon Petra Grünendahlbeschlussvorlage

Die Planung eines Factory Outlet Centers (FOC) ist für Duisburg erst einmal ad acta gelegt: Der Bebauungsplan Nr. 1179 Obermarxloh wurde aufgehoben, die Entwicklung einer Alternativplanung für die beiden städtischen Grundstücke (Rhein-Ruhr-Halle und ehemaliges Stadtbad Hamborn) angestoßen. Eine Mehrheit aus SPD, Grünen, Linken, Fraktion Piraten-SGU-BL und Einzelratsleuten setzte sich gegen Stimmen der CDU, FDP, Junges Duisburg/DAL, NPD/Bürger für Duisburg sowie die Ratsherren Malonn (Ex-ProNRW, jetzt Republikaner) und Lücht (Ex-AfD, jetzt parteilos) bei Enthaltung der AfD durch. Robin de Groot, der aktuelle Projektentwickler der als Investor auftretenden Douvil GmbH, hatte wohl bei sämtlichen Fraktionsvorsitzenden noch einmal Werbung für sein Vorhaben gemacht hatte und zumindest den Anschein erweckte, als hätte er alle städtischen Auflagen für eine Realisierung erfüllt – blumige Versprechungen von bis zu 1.000 Arbeitsplätzen inklusive.

Vor der Sitzung des Stadtrates. Foto: Petra Grünendahl.
Vor der Sitzung des Stadtrates. Foto: Petra Grünendahl.
„Die Verwaltung und der Rat haben das Recht, eine andere Planung auf den Weg zu bringen“, begründete Oberbürgmeister Sören Link in der Ratssitzung die Beschlussvorlage der Verwaltung, den seinerzeitigen Bebauungsplan Nr. 1179 aufzuheben, der die Errichtung eines Factory Outlet Centers (FOC) in Obermarxloh erlaubt hätte. Der Rat gab dieser Vorlage mehrheitlich statt, nachdem schon länger verschiedene Fraktionen im Rat der Stadt von einer solchen Planung Abstand hatten nehmen wollen. Was den Beobachter des Geschehens nach fünf Jahren Stillstand und diversen Wechseln von Gesellschaftern und Geschäftsführern beim potenziellen Investor Douvil GmbH (HRB 27380, AG Duisburg, Stammkapital 33.334 Euro) nicht verwundert. Schadenersatz könne er, bekräftigte Rechtsdezernentin Daniela Lesmeister auf Anfrage der Fraktion Piraten-SGU-BL, weder gegen die Stadt noch gegen den Rat geltend machen.

uebrigens!Kommentar: Es reicht!
Der Rat hat einen Schlussstrich gezogen – und das ist auch gut so! Fünf Jahre Stillstand reichen aus. Selbst wenn der Investor jetzt endlich alle Gutachten zusammen gehabt hätte: Wann hätte er gebaut? Denn eine Bautätigkeit ohne Vorverträge über künftige Mieter ist nur schwer vorstellbar. Ob diese potenziellen Mieter an einem FOC in Duisburg Interesse hätten, wenn sie schon in einem der bestehenden oder gerade entstehenden umliegenden FOC gebunden sind, ist die Frage. Zumal man mittlerweile auch von einer Übersättigung des Marktes ausgehen kann. Da werden die angepeilten bis zu 1.000 Arbeitsplätze schnell zum Luftschloss, denn ohne Ansiedlung von Händlern keine Arbeitsplätze. Ob die zusätzlich entstehen, ist dann aber eine andere Frage, denn potenzielle Einkäufer kommen ja nicht nur aus der Region, sondern auch aus Duisburg: Wo man kostenlos parken kann, kauft der Kunde schließlich umso lieber ein. Das ist zum Schaden bestehender Handelsstrukturen in den Ortskernen, wo zumeist ein Obolus fürs Parken verlangt wird. Wie man sich so Innenstädte kaputt machen kann, hat Oberhausen mit dem Centro sehr eindruckvoll vorgemacht. Leerstände in der Duisburger Innenstadt sogar in 1A-Lagen sollten eine Warnung sein. Auch Einzelhandelszonen in Marxloh oder Hamborn würden nicht profitieren. Schaden würde ein FOC aber stadtweit dort, wo es potenzielle Käufer abzieht. Sein Geld kann der Kunde schließlich nur einmal ausgeben. Und wo der Bekleidungs-Einzelhandel, die inhabergeführten Geschäfte mit persönlicher Bindung an den Ort, aufgeben müssen, folgen bald auch andere Branchen und die Gastronomie, denen auf lange Sicht ebenfalls die Kundschaft weg bleibt. Was dort an Arbeitsplätzen, Gewerbesteuern und Aufenthaltsqualität verloren geht, kann ein letztendlich gesichtsloses und austauschbares FOC nicht aufwiegen.

Diskussionen vor der Sitzung des Stadtrates. Foto: Petra Grünendahl.
Diskussionen vor der Sitzung des Stadtrates. Foto: Petra Grünendahl.
Das Areal von Rhein-Ruhr-Halle und ehemaligem Stadtbad mit denkmalgeschützter Fassade ist als Gewerbefläche mit Sicherheit kein Filetstück – das haben auch die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt: Schlange gestanden haben möglich Investoren dort nie. Ideal wäre ein Mittelständler, der sich mit Verwaltung, Forschung & Entwicklung sowie einer „sauberen“ Produktion dort ansiedelt – und damit Arbeitsplätze in die Stadt bringt. Besser ein solches Luftschloss als ein Luftschloss „FOC“, was mangels Nachfrage (bei Kunden wie bei Händlern, denn auch der Markt in dieser Region steht kurz vor der Übersättigung) möglicherweise ohnehin nie realisiert wird.

© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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