Grandiose Opulenz von Klängen und Stimmen,
von Farben und Gefühlen
Von Petra Grünendahl
In ihrem Schlafzimmer genießt die Feldmarschallin (Linda Watson), eine Dame mittleren Alters, die Avancen des jungen Octavian (Katarzyna Kuncio). Dass sich der 17-Jährige bald jüngeren Frauen zuwenden wird, ist ihr klar. Plötzlich erscheint ihr Cousin, Baron Ochs auf Lerchenau (Thorsten Grümbel), auf der Bildfläche. Octavian kann nur durch eine Verkleidung als Kammerzofe unerkannt bleiben. Der Baron sucht einen Rosenkavalier, der für ihn eine silberne Rose an die junge Sophie (Anna Virovlansky) als Brautwerbung übergibt. Obwohl er einerseits auf Brautschau ist, muss sich gleichzeitig die „Zofe“ gegen seine Aufdringlichkeiten wehren. Der nicht mehr ganz taufrische Baron jagt jedem Rock hinterher, der nicht flugs das Weite sucht, und prahlt mit seinen „amourösen Erfahrungen“.
Richard Strauss’ (1864 – 1949) „Der Rosenkavalier“ spielt im Wien des Jahres 1740. Zusammen mit Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929) hat Strauss eine Komödie mit Musik in drei Akten geschaffen, die musikalisch und szenisch den Glanz der Epoche widerspiegelt. Uraufgeführt wurde das Werk 1911 an der Semperoper in Dresden. Otto Schenk, der langjährige Hausregisseur der Wiener Staatsoper, hat 1981 den „Rosenkavalier“ an der Deutschen Oper am Rhein inszeniert. Seine Inszenierung in grandios-prunkvollem Ambiente, die der musikalischen und szenischen Opulenz der Oper gerecht werden, hat seitdem zu Recht ihren Platz im Rheinopern-Repertoire. Ein vollends begeistertes Publikum bei der Wiederaufführung im voll besetzten Theater Duisburg bestätigte dies eindrucksvoll. Kurzweilig und amüsant inszenierte viereinhalb Stunden (inklusive zwei Pausen) bieten schwungvolle heitere Unterhaltung, die einem variantenreichen Wiener Walzer gleicht, der der Oper ihr Lokalkolorit verleiht. Das Programmheft vermerkt „in deutscher Sprache mit Übertiteln“; sowohl Gesang als auch Übertitel sollten aber eher als „in österreichischer Sprache“ bezeichnet werden, der Muttersprache des Librettisten und Schriftstellers Hugo von Hugo von Hofmannsthal. Das gibt dem prunkvoll inszenierten Stück seine Authenzität und einen gewissen Charme. Dafür muss man auch nicht jedes einzelne Wort verstanden haben.
Heiteres Sittengemälde als Spiegel der Gesellschaft
Als Octavian Sophie die silberne Rose überreicht, verlieben sich die beiden in einander. An dem alternden Baron hat die junge Sophie keinerlei Interesse, seine Aufdringlichkeit schreckt sie eher ab. Mit einer List will Octavian auch Sophies Vater, den Herr von Faninal (Stefan Heidemann), überzeugen, dass Ochs auf Lerchenau kein Mann für seine Tochter ist. Hier kommt die „Kammerzofe“ wieder ins Spiel, die den Baron zu einem Rendezvous ins Gasthaus bittet. Das Ränkespiel des Lüstlings fliegt auf, Sophies Vater lässt vom Fast-Schwiegersohn ab. Die Feldmarschallin, die das Ganze durchschaut hat, klärt auf, verzichtet auf Octavian und überlässt ihn Sophie. Wundervolle Gesangspartien werden abgerundet durch überzeugendes Schauspiel, die die „runden“ Charaktere von Hofmannsthal leben und erleben lassen. Der Vorhang des glücklichen Endes schließt sich, der Zuschauer ist zurück im Hier und Jetzt: Nicht enden wollender tosender Applaus belohnte phantastische Sänger und Akteure auf und vor der Bühne.
Aus dem Vollen geschöpft
Die pompösen variantenreichen Klangwelten von Strauss’ Komposition meisterten glänzend aufgelegt Duisburger Philharmoniker unter den Leitung von DOR-Generalmusikdirektor Axel Kober. Die große Besetzung mit Ensemble-Solisten und Gastsängern für die vielen Gesangsrollen bekam stimmliche Unterstützung durch den Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Christoph Kurig und dem Kinderchor am Rhein unter der Leitung von Sabina López Miguez. Prunkvolle Bühnenlandschaften entführten die Zuschauer ins kaiserliche Wien: Für deren Gestaltung zeichnete Bert Kistner verantwortlich, die farbenprächtigen Kostüme entwarft Gabriele Frey.
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Sa | 21. Mai 2016 | 18:30 Uhr,
So | 29. Mai 2016 | 18:30 Uhr.
Eintrittskarten gibt es in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten wegen Überlänge zwischen 20,30 und 70,30 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.
© 2016 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Matthias Jung, Köln / Deutsche Oper am Rhein
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