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SV Rhenania Hamborn 1949 informierte zu Gewalt und Rassismus auf den Fußballplätzen

Infoveranstaltung der SV Rhenania Hamborn 1949 zu „Gewalt und Rassismus auf den Fußballplätzen“. Foto: SV Rhenania Hamborn 1949 e. V.
Zu einer Informationsveranstaltung über „Gewalt und Rassismus auf den Fußballplätzen“ hatte der SV Rhenania Hamborn 1949 e.V. Vertreter von Sport- und Fußballvereinen, Bezirkspolitiker, Vertreter der Polizei und des Kommunalen Integrationszentrums Duisburg eingeladen.

Mit seinem Vortrag „Rahmen setzen, intervenieren, aber auch sensibilisieren, informieren, wertschätzen! Erfahrungen aus der jahrelangen Arbeit auf Essener und Duisburger Fußballplätzen“ führte Prof. Dr. Ulf Gebken, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen, in das Thema ein. Sein Fazit: Die gesellschaftspolitischen und sozialen Herausforderungen im Duisburger Norden seien enorm und müssten deshalb auch in Duisburg ohne Vorbilder aus anderen Städten gelöst werden.

Es gebe aber auch Lichtblicke: Nirgendwo in Deutschland gibt es Spruchkammern, die in der Zusammensetzung einen 50-prozentigen Anteil mit Menschen mit Migrationshintergrund besitzen. In Duisburg haben Stadt, Stadtsportbund Duisburg und der Fußballkreis des Fußballverbandes Niederrhein es verstanden, dass die Probleme mit Gewalt auf den Fußballplätzen nur mit gestärkten und zufriedenen Vereinsvorsitzenden gelöst werden können. Vorsitzende kennen ihre Vereine besser als Vertreter der o. a. Institutionen, sind an ihren Mitgliedern nah dran, haben zum Teil richtig guten Draht zu ihnen und können diese so ansprechen, dass diese ihr Verhalten auch zum Teil versuchen zu ändern.

Die Stärken und Kompetenzen der Sportvereine und ihrer Funktionäre sollen mehr zum Thema werden. Diese können aber nur zur Geltung kommen, wenn es eine bessere Vernetzung im Duisburger Norden gibt, wenn diese Stärken in der Öffentlichkeit sichtbar werden.

Ein Hebel wird künftig auch eine bessere Ausstattung der Sportvereine mit pädagogischem Personal wie z. B. Sozialarbeiter in Vereinen sein.

Professor Gebken stellt fest, dass in den Vereinen sehr viele Kinder sind, die sozial gefördert werden müssen, weil diese Kinder und ihre Familien an der Armutsgrenze leben, die Familien aufgrund der Armut nicht in der Lage sind, ihre Kinder zeitgemäß zu fördern und auf die gesellschaftlichen Herausforderungen vorzubereiten. Sportvereine haben deshalb die Funktion eines Magneten, können aber alles nicht ehrenamtlich bewältigen. Sie brauchen vor allem im Duisburger Norden mehr professionelle und finanzielle Unterstützung, um diese Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Für diese tägliche, harte und einfühlsame Arbeit, die die Sportvereine erbringen, hat er sich im Namen dieser Kinder bedanken. Schon wegen diesem Engagement dürfen die Vereine von den Sportbünden, Politik und Verwaltung nicht allein gelassen werden.

Mit seinem Vortrag über „Psychologische Auswirkungen von Rassismus und Gewalt aus der Perspektive von Jugendlichen“ stellte Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan dar, welche Entwicklungen zum gewalttätigen Verhalten bei Kindern und Jugendlichen führen können und wie die Sportvereine bereits in der Jugendarbeit präventiv reagieren müssen, damit es nicht bei den Seniorenmannschaften zu Gewalttaten und Rassismus auf den Fußballplätzen kommt.

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Rassismus ist ein weitverbreitetes Phänomen in Deutschland und das ist nicht nur auf dem Sportplatz beschränkt. Hierzu stellte Professor Uslucan Studien des DEZIM zu Rassismus-Erfahrungen in der Bevölkerung mit einer Stichprobe von 5000 Personen sowie Studien der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung vor. Deutlich wird, dass Rassismus eine Vielzahl von Auswirkungen auf die Gesundheit hat, u. a. aber auch Bezüge zu Gewalt aufweist und zwar sowohl als Gewalt nach innen (Depressionen) als auch nach außen (Aggression).

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Der Vortrag machte deutlich, welchen besonderen Risiken vor allem Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte und Jugendliche, die in Armut leben, ausgesetzt sind. Dies zeigte am Ende auf, wie junge Menschen in ihrer Entwicklung so gestärkt werden können, dass sie nicht auf Gewalt als ein Mittel der Interessendurchsetzung zurückgreifen müssen.

In der Diskussionsrunde haben die Fachleute aus der Basis Ihrer Erfahrungen und Gedanken wie folgt eingebracht:

Infoveranstaltung der SV Rhenania Hamborn 1949 zu „Gewalt und Rassismus auf den Fußballplätzen“. Foto: SV Rhenania Hamborn 1949 e. V.
Ein Teilnehmer, der in den Sportgerichten mitgewirkt hat, berichtete, dass er bei der Anwendung der Sportgerichtsregeln und bei seiner Entscheidungsfindung sich an dem orientiert hat, wie sich die Jugendlichen selbst präsentieren, ob sie einsichtig waren, Reue zeigten und Beistand hatten, die diese Veränderung des Jugendlichen auch positiv begleiteten. Die Ethnie oder seine soziale Herkunft haben für ihn keine Rolle gespielt. Er habe beobachtet, dass die Migrantenjugendliche meistens ohne Beistand kamen und sich nicht einsichtig zeigten, was dann konsequent zu härteren Strafen führte. Für ihn war der ethnische Hintergrund nicht von Bedeutung, sondern ob eine Verhaltensänderung bei dem Jugendlichen zu erwarten war.
Solchen Entscheider werden auch von den Jugendlichen wegen ihrer Klarheit, Eindeutigkeit, Fairness und Gerechtigkeit viel Respekt gezollt. Jugendliche erkennen solche Personen und sprechen mit Respekt „Er war hart aber gerecht“. über Sie.
Ein anderer Teilnehmer berichtet, dass die Trainer und Spieler aller Sportvereine verinnerlichen müssten, dass sie Gegner und Konkurrenten sind und nicht Feinde. Ohne Konkurrenten kann dieser Sport nicht betrieben werden. Wir benötigen uns, damit wir weiter unsere Leidenschaft für den Fußball halten können.
Cafer Kaya als Vorsitzender des SV Rhenania Hamborn 1949 e.V. bedankt sich bei den Teilnehmen für ihre Mitwirkung und erfahrungsgesättigtem Wissen, welche sie in die Veranstaltung eingebracht haben und bittet die übergeordneten Organe des Fußballs, die Vereine im Duisburger Norden nicht abzuschreiben. Des Weiteren bedankt er sich beim Jugendring Duisburg, die mit ihrer Förderung dieser Veranstaltung aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ ermöglicht haben.

Fazit und Perspektive für die weitere Zusammenarbeit

  • Auf Anregung des Jugendausschussvorsitzenden des Fußballverbandes (Kreis 12) soll über die Einrichtung einer regelmäßigen Jugendleitersitzung im Duisburger Norden unter anderem für die Vereine in Meiderich, Beeck, Bruckhausen, Hamborn und Walsum nachgedacht werden.
  • Es wurde angeregt, dass der Beraterkreis einen „Pakt gegen Gewalt und Rassismus“ einrichtet, der dann regelmäßige Veranstaltungen und die Ausweitung der Vernetzung der Vereine mit sozialen Einrichtungen, KiTas`, Schulen forcieren könnte wie z.B. Sozialverbände, Polizei und den Vereinen, um präventive Ideen und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.
  • Es wurden folgende Forderungen an die Vertreter der Politik und Verwaltung gerichtet: Die ideelle und finanzielle Unterstützung der Vereine fortzuführen sowie zu prüfen, ob nicht die Sportvereine, die besonders von Armut bedrohten Stadteilen arbeiten nicht pädagogische bzw. sozialarbeiterische Unterstützung bekommen könnten.
  • Des Weiteren wird geprüft, ob nicht eine offene Erklärung der Vereine aus dieser Sitzung herausgegeben werden kann.

SV Rhenania Hamborn 1949 e.V.

 

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