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Als Kultur- und Kreativpilotin ausgezeichnet: Duisburger Mode-Designerin Faourouz Sadaoutchi-Adoyi

Mode-Design verbindet afrikanische und europäische Kultur
Von Petra Grünendahl

Avantgarde-Mode von der Duisburger Designerin Faourouz Sadaoutchi-Adoyi. Foto: Evangelos Rodoulis.
Ihr Auslandssemester im Mode-Design-Studium hatte Faourouz Sadaoutchi-Adoyi vor Augen geführt, was sie wollte: Frei und kreativ als Mode-Designerin arbeiten und nicht angestellt. Nach dem Studium musste sie aber erst einmal Geld zum Leben verdienen: „Das Geld zum selbstständig machen hatte ich gerade nicht“, erklärte Sadaoutchi-Adoyi. Also ging sie als Flugbegleiterin zur Lufthansa: „Für ein, zwei Jahre, dachte ich. Aber es wurde dann doch länger“, lachte sie.
Avantgarde-Mode von der Duisburger Designerin Faourouz Sadaoutchi-Adoyi. Foto: Evangelos Rodoulis.
Bei einem Familienurlaub in Togo lernte sie 2018 Samarou Adoyi kennen, der ein Modegeschäft führte. Als Flugbegleiterin konnte sie ihre Dienstpläne so legen, dass sie nun häufiger nach Togo kam, um ihn besser kennen zu lernen und zu gucken, ob es für mehr reicht. 2020 heirateten sie in Togo, so dass Adoyi zu ihr nach Duisburg ziehen konnte. Den Kontakt zur Mode-Welt hatte sie in ihrer Zeit als Flugbegleiterin ein wenig verloren, als ihr vor etwas über zwei Jahren Freunde eine Ausschreibung schickten, in der ein Projekt im Senegal (Baobab Creations) afrikanische Designer suchte, die im Deutschland (in der „Diaspora“) lebten. Mit ihren Entwürfen überzeugte sie die Jury, so dass sie sich mehrfach mit je zwei Designern aus Senegal und der Elfenbeinküste sowie einem weiteren Diaspora-Afrikaner traf, um eine gemeinsame Kollektion zu entwerfen, die afrikanische Mode sichtbar macht und Afrikanern zeigt, welch wertvolle Ressourcen an nachhaltigen Materialien sie hierfür besitzen.

 

Duisburger Mode-Designerin Faourouz Sadaoutchi-Adoyi. Foto: Petra Grünendahl.
Dieses Erfolgserlebnis habe sie ermutigt und ihr die nötige Motivation gegeben, sich schließlich doch in der Modewelt ihr eigenes Label „Sadaoutchi Design“ (der Name stammt noch aus Studienzeiten) aufbauen zu wollen, erzählte Designerin. Mit ihren Entwürfen und einem Business-Plan habe sie sich dann im vergangenen Jahr für die Auszeichnung als Kultur- und Kreativpiloten Deutschland beworben. „Ich war wohl der einzige Bewerber, der noch keine Firma gegründet hatte“, lachte sie. Dennoch schaffte sie es, als einer von 32 ausgezeichneten Gründern ausgewählt zu werden. Das Bundesprogramm, welches 2023/24 bereits zum 14. Mal stattfand, ehrte als Titelträger neben ihrem Model-Label fünf weitere Projekte in Nordrhein-Westfalen. Ziel ist die Förderung nachhaltiger Geschäftsmodelle: Die Titelträger erhalten Zugang zu fachkundiger Expertise und einem entsprechendem Netzwerk und profitieren von einem maßgeschneiderten einjährigen Mentoring-Programm, dass ihre unternehmerische Entwicklung begleitet und fördert. Mit dem Wissen aus dem Mentoring und Kontakten aus Netzwerken will sich die Deutsch-Togoerin nun um die Finanzierung kümmern, um noch in diesem Jahre ihr Unternehmen gründen zu können.

 

 
 
Sadaoutchi Design

Avantgarde-Mode von der Duisburger Designerin Faourouz Sadaoutchi-Adoyi. Foto: Evangelos Rodoulis.
Ihre Mode entwirft sie im Stil der Avantgarde. Die ausgefallenen und zuweilen gewagten Outfits dieser Stilrichtung, die man auf den Modeschauen der Welt zu sehen bekommt, sind in erster Linie Eye-Catcher, die zeigen sollten, was der Designer kann. Für ein Publikum gibt es angelehnt daran Modelle, die „ready-to-wear“ – also im Alltag tragbar – sind. Diese Modelle seien auch das, was schließlich in den Handel kommt, erzählte die Mode-Designerin. Zwei bis drei Kollektionen im Jahr für Frauen und für Männer sowie Taschen möchte sie entwerfen, nachhaltig und fair produzieren lassen und in Deutschland und in Afrika verkaufen.

 
Ihr Mode-Design spielt ein bisschen zwischen den Welten afrikanischer und westlicher Kultur: Dort, wo sich auch Sadaoutchi-Adoyi bewegt, die ihre eigene afrikanische Kultur und Muttersprache (Kotokoli, das in Togo, Ghana und Benin gesprochen wird) ebenso an ihre kleinen Töchter (3 Jahre und 18 Monate) weitergibt wie ihre deutsche Kultur, Sprache und Werte, mit denen sie aufgewachsen ist.

Avantgarde-Mode von der Duisburger Designerin Faourouz Sadaoutchi-Adoyi. Foto: Evangelos Rodoulis.
Produzieren will sie in Afrika, wo sie gute Arbeitsplätze mit fairer Bezahlung für Näherinnen schaffen und Aufträge an das lokale afrikanische Textilhandwerk vergeben will. Das Material für Taschen ebenso wie die afrikanischen Stoffe sollen ebenfalls – nachhaltig produziert – von dort stammen. Kontakte hat sie in Togo auch, zumal große Teile ihrer Familie (und die ihres Mannes) in Togo und Ghana leben: „Ich will Afrika etwas zurück geben!“

 
Für den Vertrieb schweben ihr neben dem Online-Verkauf Verträge mit Concept Stores vor, die Designer-Waren verkaufen, sowie der Verkauf auf Fashion Weeks und Modeschauen. Dazu kann sie sich zeitlich begrenzte Popup-Stores – auch in der Duisburger Innenstadt – vorstellen. Für ihr Geschäftsmodell sucht sie nun noch „Geldgeber“: Sei es über Investoren, Existenzgründerförderung oder einen KfW-Gründerkredit. „Möglichkeiten gibt es hier einige, man muss aber noch mögliche Geldgeber von seinem Konzept überzeugen.“ Mit ihren Entwürfen und Plänen hat sie schon an verschiedenen Stellen einen guten Eindruck hinterlassen, so dass wir ihr auch hier das nötige Glück wünschen.

 
Eine Auswahl ihrer Mode-Designs findet man auf ihren Instagram-Profil sadaoutchi.designn.

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Faourouz Sadaoutchi-Adoyi

Duisburger Mode-Designerin Faourouz Sadaoutchi-Adoyi. Foto: Petra Grünendahl.
Geboren wurde die Wahl-Duisburgerin 1992 in Togo, einem Vielvölkerstaat in Westafrika, wo sie mit ihren Geschwistern die ersten Jahren von ihren Großeltern großgezogen wurde: Ihr Vater war als politisch Verfolgter nach Deutschland gegangen, ihre Mutter folgte wenige Jahre später. Mit sieben Jahren kam sie selber nach Deutschland, wo sie dann mit ihren Eltern und fünf Geschwistern (zwei wurden in Deutschland geboren) in einem kleinen Ort in der Nähe von Würzburg aufwuchs. Nach Abschluss der Wirtschafts-Realschule lernte Faourouz Sadaoutchi zunächst Steuerfachangestellte, weil ihre Eltern auf einer soliden Ausbildung bestanden. Mehr Spaß als die trockenen Zahlen hatte ihr aber immer schon gemacht, Menschen schön zu machen: Egal, ob es das Zöpfe flechten bei ihren Schwestern war oder Kleider für ihre Puppen entwerfen und nähen. Auch gezeichnet hat sie schon immer gerne: Kunst war ihr Lieblingsfach. Nach ihrer ersten Ausbildung verließ sie Franken und ging an das Fashion Design Institut, einer staatlich anerkannten berufsbildenden Modeschule in Düsseldorf, wo sie Mode-Design mit seinen handwerklichen, technischen und historischen Grundlagen studierte.

 

Avantgarde-Mode von der Duisburger Designerin Faourouz Sadaoutchi-Adoyi. Foto: Evangelos Rodoulis.
Ein viermonatiges Praktikum (Auslandssemester) bei der Mode-Designerin Suzaan Hayns in Johannesburg (Südafrika) war ihre erster Besuch in Afrika, seit sie in Deutschland lebte: „Die Leute sahen so aus wie ich“, so die 31-Jährige, die in ihrem fränkischen Heimatdorf nur weiße Menschen kannte. In Südafrika habe sie aber auch erfahren, wie „deutsch“ sie eigentlich sei. Eine kulturelle Verbindung, die sie in ihrer Design-Sprache pflegt.

 
Duisburg ist ihr seit 2015 zur Heimat geworden: Hier lebt sie mit ihrem Mann, hier wurden die Töchter geboren und hier hat sie sich über die Jahre einen Freundeskreis aufgebaut. Zwei Brüder und zwei Schwestern leben heute über ganz Deutschland verteilt. Eine dritte Schwester ist zur Zeit für das Auswärtige Amt in Mali (Westafrika) tätig.

 
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (2), Evangelos Rodoulis (5)

 

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