Die schönen Facetten des jüdischen Lebens in DeutschlandVon Petra Grünendahl
„Das jüdische Leben besteht auch im deutschsprachigen Raum aus schönen Dingen“, betonte Alexander Drehmann, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg Mülheim Oberhausen. Tiefe Spuren haben Juden auch in der deutschen Kultur hinterlassen. In der Musik zählt neben vielen bekannten klassischen Komponisten hierzu auch der amerikanische Sänger und Songwriter Leonard Cohen (1934-2016). Mit einem „Halleluja“ auf Leonard Cohen wird ein musikalisch-literarisches Projekt im jüdischen Gemeindezentrum am Innenhafen seine Premiere feiern, bevor es auf deutschlandweite Tournee geht: „Wenn wir zum Abschluss ‚Halleluja’ singen, singt der Saal mit“, prophezeite Privatdozent (PD) Dr. phil. L. Joseph Heid, der diesen Programmpunkt moderiert und aus DEN literarischen Texten Cohens zitiert. Für den Gesangspart hatte Heid die in Düsseldorf lebende und in der jüdischen Gemeinde engagierte amerikanische Sängerin und Schauspielerin Susan Borofsky gewinnen können. Am Klavier begleitet der aus der Ukraine stammende Yaromyr Bozhenko die Aufführung. Dieses Programm-Highlight findet am Sonntag, 14. Oktober, um 16 Uhr im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde im Innenhafen statt.
Bereits zum zweiten Mal präsentiert sich die Jüdische Gemeinde, deren Einzugsgebiet über die Namens gebenden Städte hinaus bis nach Dinslaken und Wesel reicht, mit ihren Jüdischen Kulturtagen in der Öffentlichkeit. Alexander Drehmann und Privatdozent Dr. phil. L. Joseph Heid stellten das Programm in einem Pressegespräch vor. Die Jüdischen Kulturtage zeigten, so Drehmann, das Selbstverständnis von deutschen Juden und Juden in Deutschland: Deutsch-jüdische Geschichte geht Jahrhunderte zurück. Der Fall des Eisernen Vorhangs löste Ende der 1980er-Jahre ermöglichte (überwiegend deutsch-stämmigen) Juden, aus ehemaligen Sowjetunion in den Westen zu emigrieren. Auch die jüdische Gemeinde in Duisburg veränderte sich durch diese Zuwanderung.
Die Eröffnung der Jüdischen Kulturtage hatte bereits am vergangenen Wochenende mit dem 2. Profil-Konzert der Duisburger Philharmoniker im Opernfoyer statt gefunden. Das weitere Programm steht dem aber kaum nach. Der Programm-Schwerpunkt liegt in diesem Jahr ganz klar auf der klassischen Musik, zu der jüdische Komponisten viel beigetragen haben. Die Veranstaltungen finden in Duisburg, Mülheim, Oberhausen und Wesel statt.
Klassische Konzerte mit Musikern von Weltrang
„Alle Konzerte sind allererste Sahne“, warb Alexander Drehmann. Nach der Eröffnung durch die Duisburger Philharmoniker stehen noch drei Klavierkonzerte auf dem Programm, in deren Fokus unterschiedliche jüdische Komponisten stehen. Am Donnerstag, 11. Oktober, spielen Albert Mamriev und Elena Tarasova Werke von Grieg, Tschaikowsky und Ravel (18 Uhr im Gemeindezentrum am Springwall 16, Eintritt 10 Euro). Am Donnerstag, 18 Oktober spielen Albert Mamriev und Lezanti van Sittert Werke von Liszt, Brahms und Chopin (19 Uhr im Bürgersaal, Begegnungsstätte Kloster Saarn, Eintritt frei). Und am Montag, 29. Oktober spielen Solga Schnurova und Elelna Lebedeva Werke von Liszt, Saint-Saens, Mendelssohn-Bartholdy, Schwarz und Dunajeweski (19 Uhr in der Aula der Musik- und Kunstschule Wesel, An der Zitadelle 13, Eintritt frei).
Mehr als nur Klassik
„Für viele Programmpunkte konnten wir auf Gemeindemitglieder und Menschen zurückgreifen, die mit unserer Gemeinde verbunden sind“, erklärte Geschäftsführer Drehmann. Das Programm ist vielfältig: Konzerte, Lesungen, Theater und eine Kunstausstellung. Am Donnerstag, 11. Oktober, hält Privatdozent Dr. phil. L. Joseph Heid, der sich mit Veröffentlichungen zur deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte einen Namen gemacht hat, eine Lesung zum Thema „Die Jeckes – Deutsche Juden in Palestina/ Israel“ (18 Uhr im Haus der Stadtgeschichte, Mülheim, Eintritt frei). Mit einem Theaterstück in russischer Sprache ehren die Kulturtage zum 75. Geburtstag den russischen Schriftsteller Sergei Donatowitsch Dowlatow (1941-1990) am Donnerstag, 18. Oktober, um 18.30 Uhr (Gemeindezentrum am Springwall 16). Dieses Stück spricht primäre ältere Gemeindemitglieder an, die mit der russischen Sprache groß geworden sind. „Ihre Kinder und Enkel sprechen untereinander Deutsch, nur mit Eltern oder Großeltern Russisch“, verriet Alexander Drehmann. Bis zum Abschluss der Jüdischen Kulturtage am 31. Oktober dauert die Ausstellung „Was für eine wundervolle Welt“ mit Bildern der Gemeindemitglieder Ludmila und Boris Korzh (im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde).
Hier gibt es das komplette Programm zum Download. Die eine oder andere Veranstaltung ist kostenfrei zugänglich. Der Blick hinein lohnt sich auf jeden Fall …
Für Veranstaltungen im Jüdischen Gemeindezentrum am Springwall 16 ist es aus Sicherheitsgründen für den Einlass unbedingt nötig, seinen Personalausweis bereit zu halten.
© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (3), privat (2)
Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen