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Krupp in Rheinhausen: Foto-Ausstellung von Arbeitskampf und Demontage

Ikonische Dokumentation der Zeitgeschichte
in der Erlöserkirche

Von Petra Grünendahl

Arbeitskampf 1987/88: Fotos von Manfred Vollmer in der Erlöserkirche. Foto: Petra Grünendahl.
Die Brücke der Solidarität voll mit streikenden Stahlarbeitern oder die demonstrierende Frau mit ihrem Kind auf dem Arm: Diese Fotografien sind Ikonen des Arbeitskampfes, der am 26. November 1987 in Rheinhausen begann und mit 160 Tagen zum längsten in der deutschen Geschichte wurde. Die Fotografien sind Dokumentation der Zeitgeschichte. Im Buch der Geschichte sollten hier neue Seiten geschrieben werden: Vom Kampf der Stahlarbeiter um ihr Werk.
Arbeitskampf 1987/88: Fotos von Manfred Vollmer in der Erlöserkirche. Foto: Petra Grünendahl.
Dazu hatte Betriebsleiter Helmut Laakmann damals in einer fulminanten Rede seine Kollegen aufgerufen, die um ihre Existenz bangten. Manfred Vollmer und Michael Kerstgens hatten damals als Fotografen den Arbeitskampf in Rheinhausen begleitet und mit ihren Bildern die Berichterstattung geprägt. Der Arbeitskampf brachte jedoch nur einen Aufschub, konnte die Schließung letztendlich nicht verhindern: Am 15. August 1993 wurde der letzte Stahl in Rheinhausen gekocht, am 16. August die Hütte dicht gemacht. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre wurden die alten Anlagen abgerissen, Stahlwerke und Hochöfen gesprengt (der letzte am 23. September 2000). Auch diesem traurigen Kapitel sind Aufnahmen in der Ausstellung gewidmet. Heute liegt auf dem ehemaligen Krupp-Areal der Logistikpark logport I, der mehr Menschen beschäftigt als es zuletzt die Hütte tat, bei der in den 1960er-Jahren über 16.000 Menschen beschäftigt waren.

 

Foto-Ausstellung Krupp Rheinhausen in der Erlöserkirche an der Beethovenstraße. Foto: Petra Grünendahl.
Anlässlich des 30. Jahrestages der Schließung der Kruppschen Hüttenwerke in Rheinhausen stellt der Verein Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen in der Erlöserkirche Rheinhausen sechzig Fotos aus: Vom Arbeitskampf und von der Demontage der Anlagen sowie den Anfängen des logport. Im ersten Teil der Ausstellung werden Bilder des Oberhausener Fotografen Michael Kerstgens und des Essener Fotografen Manfred Vollmer zum Arbeitskampf 1987/88 gezeigt.
Der Abriss: Werksfotografien von Volker, Brigitte und Hubert Wendt. Foto: Petra Grünendahl.
Beide Fotografen haben sich dem Thema auf sehr unterschiedliche Weise genähert, was die Gegenüberstellung der Bilder reizvoll macht. Arbeiten des Industrie- und Werksfotografen Frank Plück, von Werner Schleser sowie Brigitte, Hubert und Volker Wendt sind im zweiten Teil der Ausstellung zu sehen. Sie zeigen die letzten Tage des Hüttenwerks während seiner Demontage und den Übergang des Werksgeländes zur Nutzung als Logistikstandort. Unterstützt wird die Ausstellung durch die „Sparkasse Duisburg-Stiftung“ und die Emmauskirchengemeinde, Bereich Christus-Erlöserkirche in Duisburg-Rheinhausen. Zu sehen sind die Fotos noch bis zum 1. uOktober zu den Öffnungszeiten donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Ein Mitglied des Freien Archivs führt vor Ort durch die Ausstellung.

 

 
Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl

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Krupp in Rheinhausen

Arbeitskampf 1987/88: Fotos von Michael Kerstgens in der Erlöserkirche. Foto: Petra Grünendahl.
Auf Initiative von Friedrich Alfred Krupp wurden im Jahre 1893 die Planungen für ein neues Hüttenwerk aufgenommen. Es trug ab 1904 den Namen Friedrich-Alfred-Hütte und ab 1947 bis Mitte der sechziger Jahre als selbständiges Unternehmen den Namen „Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG (HWR)“. Zur AG gehörte auch das Bergwerk Rossenray in Kamp-Lintfort und die Zeche Amalie in Essen.
Arbeitskampf 1987/88: Fotos von Michael Kerstgens in der Erlöserkirche. Foto: Petra Grünendahl.
Der Stolz und das Selbstbewusstsein aus dieser Zeit wurden als Erfahrungsschatz weitergegeben und waren noch im Arbeitskampf um den Erhalt des Werkes 1987/88 spürbar. Ein solcher Arbeitskampf, auf den die Rheinhauser immer noch und zu Recht stolz sind, wäre heute nicht mehr möglich, waren sich Besucher der Foto-Ausstellung einig.

 

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Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen e. V.

Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Der Verein Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen ist institutionell nicht gebunden und kann so seine Schwerpunkte frei wählen. Ziel ist es, möglichst umfassend die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten und ihrer Familien zu dokumentieren und wissenschaftlich zu erforschen – und zwar von der Gründung des Werkes 1896 bis zu seiner Stilllegung 1993. Dazu gehört auch die Geschichte der 1934 zur Stadt erklärten Gemeinde Rheinhausen, ohne die sich die Geschichte des Werkes nicht verstehen lässt.

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Die Sprengung des Oxygenstahlwerks LD II 1999 im Foto von Werner Schleser. Foto: Petra Grünendahl.
Das Archiv des Vereins umfasst zahlreiche Dokumente aus der Geschichte des Hüttenwerks Rheinhausen, insbesondere auch aus den Zeiten des Arbeitskampfes, sowie Videomaterial (u. a. rund 1.600 Stunden Archivmaterial von Erich Speh), Dokumentarfilme und Reportagen (zur Werksgeschichte und zum Arbeitskampf).

Das Archiv befindet sich in der Bezirksbibliothek Rheinhausen, Händelstr. 6, 47226 Duisburg (Rheinhausen). Das Archiv wird von ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern betreut und ist jeden Dienstag von 14:00 bis 17:00 Uhr (außer an Feiertagen) sowie nach Vereinbarung geöffnet.
www.fahr-du.de

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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