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Universität Duisburg-Essen: Bessere Vereinbarkeit im Homeoffice?

Neue Studie analysiert Chancen und Risiken

Home Office. Foto: xps / unsplash.
Wie lassen sich Beruf und Familie (besser) vereinbaren? Und bringt die Arbeit im Homeoffice wirklich Entlastung? Die Soziologin Anja Mallat von der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat in 30 Interviews mit erwerbstätigen Eltern auch Aspekte des Arbeitens im Homeoffice wie unbezahlte Mehrarbeit, erweiterte Erreichbarkeiten und das Verschwimmen der Grenze zwischen Beruflichem und Privatem untersucht. Sie stieß dabei auf unterschiedliche „Vereinbarkeitsideale“.

„Ob die Arbeit im Homeoffice als positiv für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wahrgenommen wird, hängt erheblich mit den betrieblichen Rahmenbedingungen zusammen“, sagt Anja Mallat, die für ihre Doktorarbeit 30 qualitative Interviews mit erwerbstätigen Müttern und Vätern geführt und ausgewertet hat. „Darüber hinaus zählen aber auch verinnerlichte berufliche und familiäre Leitbilder, welche zu spezifischen Vereinbarkeitsidealen und entsprechenden Grenzziehungsstrategien führen“.

Die Arbeit im Homeoffice, das heißt die zeitlich und räumlich unabhängige Arbeit, kann demnach eine Chance für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sein. Sie birgt aber auch Risiken. Diese hat die Soziologin in ihrer Studie am Beispiel von erweiterten Erreichbarkeiten in den Blick genommen. Die zu ihren Erfahrungen befragte Stella arbeitet in der Marktforschung und ist Mutter eines zweijährigen Sohnes. Lange Zeit hatte sie das Gefühl, auch außerhalb ihrer eigentlichen Arbeitszeiten für berufliche Fragen erreichbar sein zu müssen. Für den ebenfalls interviewten Simon, Vater eines Sohnes und als Personalmanager tätig, gehört das punktuelle Arbeiten am Abend zu einer gelungenen Vereinbarkeit dazu – unter der Voraussetzung, dass dies in seinen (Familien-)Alltag passt und er selbst über die Aufnahme der Arbeit entscheiden kann. Anders als Stella bestimmt er aktiv über seine Arbeitszeit und begrenzt Kontaktanfragen auch, etwa indem er zu festgelegten Zeiten seine E-Mails liest.

Wichtig für das Erleben von Vereinbarkeit ist laut Mallats Ergebnissen, ob sich die interviewten Personen frei entscheiden konnten, Mehrarbeit zu untypischen Zeiten zu leisten. Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu verbessern, sollten insbesondere Führungskräfte die Problematik kennen und entsprechend geschult werden. Ihnen kommt in der Aushandlung der tatsächlich gelebten Erreichbarkeitskultur eine zentrale Rolle zu. Den Arbeitnehmer*innen empfiehlt Anja Mallat, ihre familiären und beruflichen Leitbilder immer wieder zu hinterfragen. Gerade während der Corona-Pandemie sei es hier bei vielen Interviewten zu einer Reflexion und Neujustierung gekommen. Zudem müssten Beschäftigte lernen, wie sie die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem aktiv mitgestalten können, zum Beispiel durch die transparente Kommunikation von Nicht-Erreichbarkeiten.

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Weitere Informationen:
IAQ-Report 2023-08 unter https://www.uni-due.de/iaq/iaq-report-info.php?nr=2023-08

 
Universität Duisburg-Essen (UDE)

Keksdosen am Campus Duisburg der Universität Duisburg-Essen (UDE). Foto: Petra Grünendahl.
Die Universität Duisburg-Essen wurde am 1. Januar 2003 durch die Fusion der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und der Universität-Gesamthochschule Essen (beide 1972) gegründet. Sie gehört mit rund 40.000 Studenten aus 130 Nationen zu den – nach Studentenzahlen – zehn größten deutschen Universitäten. Sie verfügt über ein breites, international ausgerichtetes Fächerspektrum. Sie ist ein Zentrum der nanowissenschaftlichen und biomedizinischen Forschung sowie der Lehrerausbildung in NRW und bietet mehr als 240 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Nach dem Times Higher Education (THE) Ranking belegt die Universität Duisburg-Essen unter den Hochschulen 2020 den 194. Platz weltweit.
www.uni-due.de
Universität Duisburg-Essen (UDE)
Fotos: xps / unsplash (1), Petra Grünendahl (1)

 

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