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Gewerkschaft NGG: Allein 47.000 Gastro-Überstunden – auch wegen fehlender Fachkräfte

Der „Fleiß-Pegel“ des Jahres für Duisburg: 4,5 Mio. Überstunden – 2,5 Mio. für „umsonst“

Mal eben eine Stunde dranhängen – oder auch zwei oder drei …: Der Überstunden-Berg ist enorm. „Gerade auch Gastro-Beschäftigte leisten ein strammes Pensum an Plus-Stunden in der Küche und im Service, aber auch rund um Theke, Rezeption und Hotelbar“, so die Gastro-Gewerkschaft NGG. Foto: Nils Hillebrand / NGG.
Es ist der „Fleiß-Pegel“ von Duisburg: Rund 4,5 Millionen Überstunden haben die Menschen in Duisburg im vergangenen Jahr am Arbeitsplatz zusätzlich geleistet. Davon 2,46 Millionen Arbeitsstunden zum Nulltarif – ohne Bezahlung. Das geht aus dem „Überstunden-Monitor“ vom Pestel-Institut hervor. Die Wissenschaftler haben dabei die „Plus-Stunden im Job“ im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) untersucht.

Ein pikantes Ergebnis aus dem „Überstunden-Monitor“: „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen in Duisburg durch unbezahlte Mehrarbeit rund 35,38 Millionen Euro quasi ‚geschenkt‘. Und das ist schon äußerst sparsam – nämlich nur auf Mindestlohn-Basis – gerechnet“, sagt Karim Peters von der NGG Nordrhein. Außerdem sei der Überstunden-Berg auch ein Gradmesser für den „massiven Fachkräftemangel“.

„Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten leisteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr in Duisburg rund 47.000 Überstunden. 19.000 davon ohne Bezahlung – quasi für umsonst“, so das Pestel-Institut. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur von Duisburg.

Mit Blick auf die Überstunden warnt die NGG Nordrhein: Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die „Goodwill-Überstunden“ ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen“, sagt Karim Peters. Konkret peilt er dabei für die Zukunft einen „Gastro-Start-Lohn“ von 3.000 Euro brutto pro Monat für alle an, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in einem Vollzeit-Job weiterarbeiten. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen und Gastro-Beschäftigte nach ihrer Ausbildung in der Branche zu halten.

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Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen“, berichtet der Geschäftsführer der NGG Nordrhein. Mittlerweile seien 53 Prozent der Gastro-Beschäftigten in Duisburg Mini-Jobber.

Der Fachkräfte-Mangel und eine faire Bezahlung in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und in der Ernährungsindustrie werden auch ein Schwerpunktthema auf dem Gewerkschaftstag der NGG Mitte November in Bremen sein, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird.
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Region Nordrhein
Foto: Nils Hillebrand / NGG

 

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