Wie aus einem Guss: Erweiterung als KontinuitätVon Petra Grünendahl
„Das neue Museum Küppersmühle hat eine Strahlkraft über Nordrhein-Westfalen hinaus“, lobte Museumsdirektor Prof. Dr. h. c. Walter Smerling die Eröffnung als großen Tag für Deutschland und die Kunst. „Schon bislang war die Küppersmühle eines der schönsten Museen in Deutschland“, ergänzte Oberbürgermeister Sören Link. Und: „So eine Sammlung gibt es kein zweites Mal. Wer bislang meinte, das ginge nicht mehr zu toppen, sollte sich den Erweiterungsbau ansehen!“ Wer ihn gesehen hat mit seinem Ambiente und den neu gestalteten Ausstellungsflächen, kann dem OB nur Recht geben! „Deutsche Kunst der Nachkriegs-Moderne finden Sie nirgends sonst in dieser Dichte“, stellte Museumsdirektor Prof. Dr. h. c. Walter Smerling klar. Es lassen sich Schaffensphasen der jeweiligen Künstler nachvollziehen. Schüler hängen unweit ihrer Lehrer, so dass auch hier kunstgeschichtlich Entwicklungen deutlich werden. Die private Kunstsammlung des Darmstädter Ehepaars Ströher ist mit dem Erweiterungsbau umfassender als bisher in der Dauerausstellung zugänglich. Insgesamt hat das Museum 36 Räume völlig neu eingerichtet und strukturiert. Das Präsentationskonzept sieht auch eine wiederkehrende Neuhängung von Räumen und Vorstellung weiterer Werke der Sammlung vor. Mehr als früher zeigt das Museum neben der Malerei in vielen Räumlichkeiten der Dauerausstellung auch plastische Werke.
Im Pressegespräch stellte Walter Smerling zusammen mit dem Architekten Jacques Herzog und OB Link den Erweiterungsbau vor, bevor sie einen ersten Blick in die neuen Räumlichkeiten ermöglichten. Von der Getreidekammer des Ruhrgebiets, an der die Küppersmühle seit ihrer Errichtung im 19. Jahrhundert bis zu ihrer Stilllegung 1972 ihren Anteil hatte, bis zum heutigen „Tempel“ für deutsche Nachkriegskunst war es ein weiter Weg, den die Basler Architekten Herzog & de Meuron schon einmal begleitet hatten: Sie zeichneten bereits für den Umbau des Mühlenbetrieb zum Museum Ende der 1990er-Jahre verantwortlich. Das Konzept der hohen Räume mit einer Mischung aus Tages- und Kunstlicht haben sie ebenso in den Neubau übernommen wie die Formensprache des Treppenhauses aus terrakotta-farbenem Beton, welches schon im Altbau ein Kunstwerk für sich ist. Passend zum Altbau in rotem Backstein, aber neu und modern interpretiert, präsentiert sich der Neubau von außen. Man bräuchte gar nicht die Silos zwischen den Gebäudeteilen, um die Nahtstelle zu erkennen, haben die Architekten doch für den Neubau den Backstein von innen nach außen gedreht für eine fast schon textile Oberflächenstruktur. Schon das Gebäude des Museums Küppersmühle lädt ein, sich ihm und seinen Inhalten anzunähern. Die offizielle Eröffnung findet am Samstag, 25. September, statt.
Das Museum Küppersmühle als Kunstwerk um die Moderne Kunst
Im Jahr 2008 sollte auf den Silotürmen der Küppersmühle ein Erweiterungsbau in Form eines Kubus („Schuhkarton“) erfolgen. Nachdem das Projekt wegen mangelhafter Bauausführung gescheitert war, verfolgte das Sammlerehepaar Sylvia und Ulrich Ströher die Erweiterung ihrer Ausstellungsräume in Duisburg weiter. Für einen Neubeginn beauftragten sie das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron 2013, den Erweiterungsbau als Gesamtwerk zu planen, während der mittlerweile vor sich hin rostende Kubus demontiert und verschrottet wurde. Seit dem eigentlichen Baubeginn vor fünf Jahren haben rund 1.000 Menschen an dem Erweiterungsbau gearbeitet. Zu den 3.600 Quadratmetern Ausstellungsflächen auf drei Etagen im Altbau kommen jetzt weitere 2.500 Quadratmeter auf vier Geschossebenen. Die Anbauverbotszone zwischen Baukörper und dem Berliner Brückenzug der A59 wurde begrünt: 35 neu angepflanzte Platanen und ein Kunstwerk – „Ohne Titel. Drei Polyeder“ (2006) von Ansgar Nierhoff – verleihen dem Park Aufenthaltsqualität. Pandemie-bedingt verschob sich die Eröffnung der Museumserweiterung um ein Jahr. Als oberen Abschluss wird das Silo noch einen Aufbau erhalten, der extern von der Innenhafenpromenade zugänglich als Aussichtsplattform für Besucher hergerichtet werden soll.
Impressionen vom Erweiterungsbau des MKM Museum Küppermühle. Fotos: Petra Grünendahl
Museum Küppersmühle:
Duisburger haben donnerstags freien Eintritt
Das Museum Küppersmühle findet man im Innenhafen am Philosophenweg 55 (Haupteingang, der Parkplatz befindet sich auf der anderen Straßenseite). Mittwochs ist das Museum von 14 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr. Montags und dienstags ist Ruhetag. Der Eintritt kostet nur für die Wechselausstellungen 6 Euro (ermäßigt 3 Euro), für das gesamte Haus (inkl. Wechselausstellung) 12 Euro (ermäßigt 6 Euro). Familien (2 Erwachsene plus Kinder) zahlen 18 Euro für das ganze Haus, 10 Euro für Wechselausstellungen. Kinder bis 16 Jahren haben freien Eintritt. Kindergruppen (Schule, Kita, Kinderfreizeit) zahlen 2 Euro pro Kind und Betreuer. Donnerstags haben alle Duisburger (gegen Vorlage des Personalausweises) freien Eintritt. Das MKM ist Partner der Ruhrkultur.Card. Alle Ausstellungsräume des Museums sind auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich. Informationen gibt es unter https://www.museum-kueppersmuehle.de).
© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
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