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cubus kunsthalle in Duisburg zeigt fotorealistische Malerei und Fotografien von Heinz Josef Klaßen

„Vom Tanken und Leben im Ruhrgebiet“:
Eine farbige Zeitreise in die 1970er-Jahre

Von Petra Grünendahl

AREG-Imbiss in Essen. Foto: Heinz Josef Klaßen.
Heinz Josef Klassen (*1936 in Meppen) inszenierte den Alltag des Ruhrgebiets der 1970er Jahre, ohne die industrielle Arbeit zu thematisieren. Ihn interessieren vielmehr Sonntagsspaziergänge, Straßenszenen, Reklame, bunte Schaufenster und Nachtszenen, Bahnübergänge, Baustellen, Abbruch und Umbruch, freie Flächen, Brachen, Tankstellen und innerstädtische Einöden. Vieles erinnert an Filme mit US-amerikanischen Großstädten. In seinem Werk leben die 1970 Jahre wieder auf: Als das Benzin kaum mehr als 50 Pfennige pro Liter gekostet hat und Straßenbahnen als bewegte Werbeflächen die Straßen querten. Viele seiner ausgewählten Orte gibt es nicht mehr: Sie sind im Zuge der urbanen Entwicklung der Stadtplanung zum Opfer gefallen. Vor diesem Hintergrund haben seine Fotografien heute auch einen außergewöhnlichen dokumentarischen Wert. Andere Motive von Häuserkulissen, Parkplätzen, Unterführungen und Bahnübergängen existieren noch und haben sich kaum verändert. Lediglich die wenigen auf den Bildern vorkommenden Menschen verraten durch Kleidung und Aussehen das Alter der Aufnahmen.

 

Heinz Josef Klaßen: Vom Tanken und Leben im Ruhrgebiet. Foto: Plakat zur Ausstellung.
Die cubus kunsthalle im Kant-Park zeigt unterschiedliche Themen des 87-jährigen, der auf ein langes künstlerisches Schaffen zurückblicken darf. Ausgehend von der fotorealistischen Malerei, die auf der amerikanischen Pop Art der 1970er Jahre basiert, und der frühen Farbfotografie, die längst zu einer eigenständigen Kunstform geworden ist, zeigt die Ausstellung auch einige Holzskulpturen, die dabei aber eine eher flankierende Rolle spielen. Schon früh setzte sich Klassen künstlerisch mit dem Leben im Ruhrgebiet auseinander, malt in seiner ganz eigenen Art und Weise Portraits von Tankstellen und Häusern, Plätzen und Hinterhöfen sowie Unterführungen. Seine realistischen Darstellungen erinnern ein wenig an den amerikanischen Maler Edward Hopper (1882 – 1967). Heute begegnen wir in Klaßens Bildern auch dieser eigenartigen Atmosphäre wieder: Der Dunstglocke über dem Ruhrgebiet in den 1970ern. Die Ausstellung in der cubus kunsthalle wird am Sonntag, 13. August, um 16 Uhr offiziell eröffnet. Sie ist bis zum 8. Oktober zu sehen (Öffnungszeiten siehe unten).

 

 
 
Der Künstler

Hochofenanlage der heutigen DK Recycling und Roheisen in Hochfeld. Foto: Heinz Josef Klaßen.
Heinz Josef Klassen wurde 1936 im Meppen (Ems) geboren. Er Klaßen studierte Kunsterziehung und Philosophie an der Kunstakademie Mainz und war 1966 bis 2000 neben seiner künstlerischen Tätigkeit Lehrer für Kunst und Philosophie am Alfred-Krupp-Gymnasium in Essen. Heinz Josef Klassen fotografierte mit Farbpositiv (also Diafilm) – damals für die Kunst völlig verpönt: in Farbe statt der klassischen (künstlerischen) Schwarzweiß-Fotografie. Erste Farbfotografien sind bereits für 1959 belegt. Seine fotorealistischen Malerei basierte auf eigenen Farbdias im Kleinbildformat. Ab 1970 fotografierte in Essen, Duisburg und Umgebung. Seine Holzskulpturen entstehen ab 2001, seit 2014 widmet er sich der digitalen Fotobearbeitung seiner eigenen Fotografien (Farbdias).

 

Bahnübergang in Essen-Carnap. Foto: Heinz Josef Klaßen.
Seine in den 1970er- und 1980er-Jahren aufgenommenen rund 500 Dias im Kleinbild und Mittelformat hat Klaßen 2015 wiederentdeckt, digital restauriert und in unterschiedlichen Formaten, zumeist in A4, A3 und A2 auf dem eigenen Drucker ausgedruckt. Dabei halfen ihm seine Malereien, die auf den längst verblassten Diapositiven basierten, die einstigen Farben der Dias konservieren. Anhand der Malereien gelingt es ihm heute, die Farben der eingescannten Dias im Fotoausdruck computergestützt zu rekonstruieren. Dies dürfte ein einmaliger Vorgang sein: Die Farbwiederherstellung des Original-Dias anhand der Malerei, für die das Dia einst Pate stand!

 
2019 übernimmt das Fotoarchiv des Ruhrmuseums rund 300 Kleinbild- und Mittelformat-Dias, um damit das Essen der 1970-er und 1980er-Jahre zu dokumentieren.

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cubus kunsthalle

Wahlplakat aus den 1970er-Jahren. Foto: Heinz Josef Klaßen.
Die cubus kunsthalle liegt im Kant-Park in der Duisburger Innenstadt in der Nachbarschaft des Lehmbruck Museums, wo sie mit Ausstellungen zeitgenössischer Künstler und Konzerten, aber auch mit partizipativen Angeboten das Umfeld und die Duisburger Kunstlandschaft belebt. Gegründet hat die cubus kunsthalle die Duisburger Kunstwissenschaftlerin Dr. Claudia Schäfer 1987/88 als cubus galerie in Duissern, bevor sie 1994/95 mit Hilfe eines gemeinnützigen Fördervereins in das Gebäude des ehemaligen Niederrheinischen Museums der Stadt Duisburg in den Kant-Park zog. Die cubus kunsthalle finanziert sich durch Spenden zur Förderung von Kunst & Kultur, über Sponsorenleistungen und durch die Untervermietung des Café Museums. Neben Duisburger Künstlern zeigt die Kunsthalle internationale Künstler und stellt einmal jährlich eine Sammlung vor – und dies weitestgehend bei freiem Eintritt. Geöffnet hat die privat geführte Kunst- und Ausstellungshalle mittwochs bis sonntags zwischen 14 und 18 Uhr.
www.cubus-kunsthalle.de

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Heinz Josef Klassen, cubus kunsthalle (Ausstellungsplakat)

 
 

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