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EU-Exportverbot für Abfall: Wie viele Abfälle landen dennoch illegal in Importländern?

Das Jahr 2021 brachte gleich am Anfang ein wunderbares Gesetz hervor. Leider wird es noch nicht so beachtet und umgesetzt, wie es beabsichtigt war. Das Exportverbot bezieht sich auf unsortierte und verschmutzte Plastikartikel. Sortenreines Plastik darf weiterhin exportiert werden. Was in der Wertstofftonne landen soll und was nicht, ist eine schwierige Entscheidung, da nach wie vor nur ein sehr geringer Prozentsatz dieses Abfalls tatsächlich recycelt wird.

Aber von Anfang:

 
Was ist Plastik?

Plastikmüll. Foto: Ariungoo Batzorig / unsplash.
Viele der derzeit sich in Umlauf befindenden Konsumgüter sind entweder aus Plastik oder in Plastik verpackt. Dabei kann man Plastik nach verschiedenen Kriterien in PE, PP, PVC, PET und andere unterscheiden. Der Ausgangsstoff für jedes Plastik ist Erdöl, aber auch alle anderen kohlenstoffhaltigen Rohstoffe (Erdgas, Kohle, Melasse …) sind geeignet als Grundsubstanz für die Plastikherstellung. Das Erdöl wird destilliert, wobei Diesel, Gas, Rohbenzin und anderes anfällt. Aus dem Rohbenzin werden durch Cracking Kohlenwasserstoffverbindungen gewonnen (Ethylen, Propylen, usw.). In Synthese mit anderen Stoffen entstehen Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere, die verschiedene Charakteristika aufweisen. Heute haben wir über 200 verschiedene Plastikarten im Umlauf.

 
Plastik erfüllt viele verschiedene Anforderungen und kann hitzebeständig, säurebeständig, elastisch und vieles andere sein, deshalb ist es so beliebt.

Vielen Menschen ist bewusst, dass Plastik nicht biologisch abbaubar ist. Es bleibt nach der Verbrennung in unserer Luft und es zersetzt sich über Jahre zu Mikroplastik, welches über das Wasser und den Konsum von Wasserlebewesen in uns anreichert.

 
Plastik ist ein Nebenprodukt, dessen Grundsubstanz (Erdöl) anfällt, weil wir unsere Fahrzeuge mit Benzin und Diesel betanken. Es gibt längst umweltfreundliche Alternativen, die aber aufgrund der wirtschaftlichen Übermacht der ölfördernden und ölverarbeitenden Industrie nicht auf den Markt kommen. Weil es Vorkommen an Schiefergas gibt, die gefördert werden sollen (Fracking), muss in Form von mehr Konsumgütern aus Plastik für Absatz gesorgt werden.

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Plastik in der Verpackungsindustrie

Verpackung. Foto: Wander Fleur / unsplash.
Lebensmittel müssen in einer anderen Art Plastik verpackt werden, als es für Steckdosen verwendet wird. Bei der Verpackung von Gütern kommen vor allem PE, PP und PET zum Einsatz. Das VerpackG sieht seit Anfang 2023 für bestimmte Einweg-Lebensmittelverpackungen mit Kunststoffanteil die Mehrwegangebotspflicht vor. Ein Lizenzentgelt und eine Sonderabgabe an das Umweltbundesamt sollen 2024 folgen. Verschiedene Verbände haben jetzt einen Leitfaden veröffentlicht, der Klarheit darüber schaffen möchte, welche Verpackungen in diese Kategorie fallen. Dies ist jedoch ein schier unmögliches Unterfangen, wie es im Leitfaden selbst zugegeben wird, da ‘unklare Vorgaben’ und ‘unzureichende Leitlinien der Kommission’ die Zuordnung der einzelnen Produkte erschweren. Der Leitfaden kommt zu dem Schluss, dass ‘eine abschließende Klärung des Anwendungsbereichs der Vorgaben allerdings voraussichtlich den Gerichten überlassen bleiben (wird).’

Papiermüll wird zum Teil in Müll-importierende Länder verschifft. Manche Firmen schmuggeln in diesen Containern Plastikmüll und auch Sondermüll, denn Plastikprodukte, die nur eine Plastikart aufweisen, lassen sich recyceln. Bei den meisten Folien, Flaschen und Containern sind aber mehrere Plastiksorten im Spiel, was dazu führt, dass Recycling nicht möglich ist. Nur 15,6% dessen, was wir in den gelben Sack/die Wertstofftonne geben, wird in Deutschland recycelt. Der Rest wird von europäischen Unternehmen nach wie vor mit dem recycelbaren Abfall, der nicht in Deutschland weiterverarbeitet wird ins außereuropäische Ausland verschifft, wo die Sortierung per Hand stattfindet, was hierzulande sehr viel teurer wäre. Das Zielland bleibt dann auf dem nicht recycelfähigen Müll sitzen (obwohl laut Gesetz nur reines Plastik exportiert werden darf s.o.) und entledigt sich dessen via Verbrennung oder Entsorgung in den Ozean. Manchmal wird mit dieser Energie (durch die Verbrennung generiert) eine Anlage betrieben, meistens aber nicht. Die giftigen Dämpfe gelangen ungefiltert in die Luft. Dort wie auch hierzulande mag es Vorschriften geben, diese werden jedoch weder hier noch im Importland ausreichend kontrolliert.

 
Was ist zu tun?

Plastikmüll. Foto: OCG Saving The Ocean / unsplash.
Die goldene Regel im Umgang mit Plastik, wie sie von der Zero-Waste-Ikone Bea Johnson postuliert wird, lautet: “Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot”. Besonders wichtig ist dabei das erste Wort: Refuse/Verweigern. Wo auch immer es möglich ist, können wir alle die Alternative wählen, die kein Plastik beinhaltet.

 

  • Statt Zahnpasta aus der Tube: Zahnputztabs aus dem Glas oder der Papiertüte.
  • Statt in Plastik eingewickeltes Gemüse und Obst: Obst und Gemüse vom Markt oder Bauern im mitgebrachten Korb transportieren.
  • Glas mag im Herstellungsprozess und in Sachen CO2 Abdruck eine schlechtere Umweltbilanz haben als Plastik, sammelt sich aber nicht als Schadstoff in der Umwelt an.
  • Kosmetika gibt es in Glastiegeln und Flaschen. Vorsicht ist bei Aluminium geboten, welches als Alternative zu Plastik bei Tuben im Einsatz ist.
  • Nachwachsende Rohstoffe in der Herstellung für Kleidung sind sehr viel angenehmer auf der Haut. Die Rede ist hier von Baumwolle, Hanf, Leinen und anderen. Gerade bei Sportbekleidung ist die Schweiß ableitende Eigenschaft von Kunststoffmaterialien sehr beliebt, aber auch ohne Plastik am Körper muss man nicht frieren, wenn man intelligent layered.

 
Die Ära der Nutzung fossiler Brennstoffe muss zur Neige gehen – schlaue Köpfe arbeiten an Alternativen und haben diese auf einigen Gebieten schon gefunden. Der Verbraucher hat wie immer die Macht, durch seine Entscheidung für umweltfreundlichere Produkte das Angebot zu verändern.
cms
Fotos: Ariungoo Batzorig / unsplash (1), Wander Fleur / unsplash (1) , OCG Saving The Ocean / unsplash (1)

 

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