Konzepte einer zukunftsfesten maritimen LogistikVon Petra Grünendahl
„Wir stellen und selbst ein Bein“, mahnte Uwe Arndt, Logistikleiter der Covestro Deutschland AG (ehemalige Kunststoffsparte von Bayer), in der Podiumsdiskussion. Vor einer fortschreitenden Deindustrialisierung warnte auch Jan Sönke Eckel, Geschäftsführer der Köln-Düsseldorfer Hafengesellschaft RheinCargo GmbH & Co. KG: „Das muss man den Leuten sagen: Wir würden tausende Arbeitsplätze verlieren, wenn wir nicht gegensteuern.“ Inflation und Zinsen bremsen Konsum und Investitionen. Zähe Genehmigungsverfahren für Bauvorhaben, sanierungsbedürftige Infrastruktur oder auch die hohen Energiepreise ließen so manche Unternehmen darüber nachdenken, zumindest Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. „Die Verkehrsinfrastruktur in den Niederlanden ist eine andere Welt“, machte auch Jürgen Albersmann, Geschäftsführer der Logistik-Holding Contargo GmbH & Co. KG, klar. Dabei stellen die Wirtschaftsvertreter weder die Nachhaltigkeitsstrategien noch eine Verkehrswende in Frage, aber: Das alles kostet Geld! Und hier sind insbesondere auch Bund und Länder gefordert.
Bereits zum 15. Mal hatte das Kompetenznetz Logistik.NRW zum NetzwerkForum SchifffahrtHafenLogistik zur Niederrheinischen IHK in Duisburg eingeladen, wo sich mehr als 70 Fachleute und Entscheider aus Schifffahrt, Häfen, Logistik und der Industrie austauschten. Die Veranstaltung wird getragen vom LOG-IT Club e. V. und dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW (VVWL) und befasste sich als Leitgedanken mit den Konzepten einer zukunftsfesten maritimen Logistik. Covestro-Logistikleiter Uwe Arndt stellte zum Thema „Standortfaktoren der Industrie für NRW und Erwartungen an die maritime Logistik“ die Positionen der Industrie vor. Und Contargo-Geschäftführer Jürgen Albersmann stellte zum Thema „Angebote und Forderungen der maritimen Logistik für eine erfolgreiche Zukunft“ die Seite der Logistikwirtschaft dar. Nach den Impulsvorträgen als Eingangsstatements folgte eine Podiumsdiskussion mit weiteren Diskussionspartnern und dem Publikum.
Investitionen in Wasserstraßen nötig
Über Konzepte einer zukunftsfesten maritimen Logistik diskutierten die beiden Referenten der Eingangsstatements zusammen mit Jan Sönke Eckel, Geschäftsführer RheinCargo GmbH & Co. KG, Thorsten Peters, stv. Seefrachtleiter EMO-Trans GmbH und Marcus Voelker, Referatsleiter VII D6, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, unter der Moderation von Sebastian Reinmann (Chefredakteur der Deutschen Verkehrszeitung DVZ).
Die Diskutanten waren sich einig, dass Deutschland als Industrie- und Logistikstandort in den letzten Jahren ins Mittelmaß abgerutscht sei und bestätigten das derzeit moderate bis schlechte Niveau auf den Logistik- und Güterverkehrsmärkten, welches mit Rückgängen der Nachfrage für Industrie und Handel einhergehe. Als Gründe wurden insbesondere die Unsicherheiten in den Lieferketten, die marode Infrastruktur, der fehlende oder schleppende Ausbau der Verkehrswege, Überregulierung und eine wenig verlässliche Politik in Transformationsfragen (Verkehrswende) genannt.
Dabei plädierten die Diskutanten selber für eine nachhaltige Güterverkehrentwicklung. Aber: Zur Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger wie Schiene und Binnenschiff seien Investitionen insbesondere in die Wasserwegen nötig. Dazu zählt zum Beispiel eine Stabilisierung der Fahrrinne auf dem Rhein zum Beispiel, die bei Niedrigwasser größere Gütermengen erlaubt. Oder eine Anhebung von Brücken im Kanalnetz, die eine dritte Lage Container auf den Güterschiffen erlauben würde. Oder die Sanierung der Schleusen. Und da müssen auch Bund und Länder investieren: Deutschlandweit sind hier Milliarden-Invests nötig, die dieses Forum schon seit 2009 (damals als „Duisburger Erklärung“, später „Düsseldorfer Liste“) einfordert.
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
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