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Ballett am Rhein: „I am a Problem“ begeisterte mit zwei Stücken im Theater Duisburg

Zwei starke Charaktere, die
ihrem Schicksal nicht entkommen

Von Petra Grünendahl

Roland Petit „Carmen”: Gustavo Carvalho (Don José), Futaba Ishizaki (Carmen), Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel
Nach der Schicht in der Tabakfabrik warten die Männer schon auf die Arbeiterinnen: Es wird sich amüsiert und geflirtet. Die selbstbewusste Carmen (Paula Alves), der so mancher Mann zu Füßen liegt, gerät in einen Streit mit einer anderen Arbeiterin. Der Soldat Don José (Damián Torrio) soll für Ordnung sorgen und verliebt sich in Carmen, die dieses für sich ausnutzt. Vor den Toren der Stierkampf-Arena scheinen Carmen und der Toreador (Niklas Jendrics) eindeutige Blicke auszutauschen, was Carmens Schicksal besiegelt:
Roland Petit „Carmen”: Futaba Ishizaki (Carmen), Gustavo Carvalho (Don José). Foto: Daniel Senzek.
Voller Eifersucht ersticht Don José seine Geliebte und zerbricht selber daran. Statt Opern-Gesang ist das Spiel der Charaktere eingebettet in feurige Tanzszenen, die Energie, Leidenschaft und Intensität der Handlung spiegeln. Mit „Carmen“ hatte Bizet eine „spanische“ Oper für ein französisches Publikum geschrieben. Der französische Choreograph Roland Petit hatte den Stoff der „Carmen“ 1949 in ein Ballett verwandelt, arrangiert von David Garforth.
Roland Petit „Carmen”: Daniele Bonelli (Toreador), Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek.
Die Handlung der gut zweieinhalbstündigen Oper ist komprimiert auf fünf Bilder (ca. 50 Minuten), die natürlich die bekanntesten Stücke Bizets beinhalten: Herausragend in Ballettszenen transformiert und ganz fantastisch umgesetzt von den Tänzern des Ballett am Rhein. Für das wandlungsfähige Bühnenbild, welches die gesamte Handlung ohne große Umbauten begleitete, ebenso wie für die Kostüme zeichnetu Antoni Clavé verantwortlich. Bühne und Geschehen ins rechte Licht taucht das Licht-Design von Jean-Michel Désiré.

 

Aszure Barton „Baal“: Wun Sze Chan (Baal), Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek.
Der neue Ballettabend des Ballett am Rhein stellt in zwei Stücken starke Persönlichkeiten der Literatur gegenüber: Georges Bizets „Carmen“ (nach einer Novelle von Prosper Mérimée) und Berthold Brechts „Baal“. Für das zweite Stück hatte Aszure Barton zu einer Auftragskomposition der russischen Komponistin Nastasia Khrustcheva ihre Interpretation von „Baal“ in sechzehn Bildern choreografiert: Ein frühes Schauspiel von Berthold Brecht liefert die Geschichte zur Choreografie, dessen Uraufführung am 28. Januar 2022 mit dem Ballett am Rhein in Düsseldorf stattfand. Mit viel Applaus dankte das begeisterte Publikum dem Ballett am Rhein und den Duisburger Philharmonikern für die fantastische Aufführung. Der ca. 2-stündige Ballettabend (inkl. einer Pause) ist empfohlen ab 14 Jahren.

 

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Baal: Egozentrisch und übergriffig

Aszure Barton „Baal“: Wun Sze Chan (Baal), Mariana Dias (Luise), Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek.
Der Dichter und Lyriker Baal (Tänzerin Wun Sze Chan) wird hofiert: Ein Verleger will seine Lyrik veröffentlichen, jede Gesellschaft ist von ihm angetan. Egal, ob High Society oder Fuhrleute in der Brandweinschenke: Sie alle erliegen seiner Anziehungskraft. Baal flirtet mit jeder Frau, die ihm begegnet und lässt nichts anbrennen. Das beeindruckt die Menschen. Auch Johannes (Jack Bruce), der sich Tipps für seinen Umgang mit seiner noch unerfahrenen Freundin Johanna (Sara Giovanelli) erhofft. Baal brüstet sich ihm gegenüber allerdings nur mit seiner eigenen Sexualität – und stellt dann Johanna nach.
Aszure Barton „Baal“: Wun Sze Chan (Baal), Simone Messmer (Sophie). Foto: Daniel Senzek.
Erst in Sophie (Simone Messmer) lernt er eine selbstbewusste Frau kennen, der er auf Augenhöhe begegnen muss. Baal muss sich und seine Kunst verkaufen, um die gemeinsame Existenz zu sichern. Er hat Arbeit bei einer Gruppe Holzfäller gefunden und beklagt sich bei seinem Freund, dem Komponisten Ekart (Daniele Bonelli), über seinen geschwächten Zustand. Statt mit der mittlerweile schwangeren Sophie verbringt er seine Zeit lieber mit Ekart. Sophie bleibt zurück, während Baal und Ekart gemeinsam unterwegs sind. Zurück in der Schenke erlebt Baal Menschen aus seiner Vergangenheit – und dass seine Anziehungskraft nicht mehr wirkt. Als Ekart sich mit der Kellnerin vergnügt, ersticht Baal diesen. Er flieht in den Wald und stirbt. Die Holzfäller erinnern sich an ihn und fahren ansonsten ungerührt mit ihrer Arbeit fort.

 
Für die Bühnengestaltung, die unkomplizierte „Ortswechsel“ ermöglichte, und die Licht-Szenerie in „Baal“ zeichnet Burke Brown verantwortlich, für die Kostüme Michelle Jank. Musikalisch begleitet haben beide Stücke glänzend aufspielende Duisburger Philharmoniker, beim „Baal“ mit Unterstützung von Alexandr Ivanov am Klavier, unter der musikalischen Gesamtleitung von Martin Braun.

 
Ein kleiner Vorgeschmack:

 

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Weitere Termine im Theater Duisburg:
Fr | 10. November 2023 | 19:30 Uhr,
Mi | 15. November 2023 | 19:30 Uhr,
Mi | 29. November 2023 | 19:30 Uhr und
Fr | 1. Dezember 2023 | 19:30 Uhr.

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Deutsche Oper am Rhein

Roland Petit „Carmen”: Gustavo Carvalho (Don José), Futaba Ishizaki (Carmen). Foto: Daniel Senzek.
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

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Aszure Barton „Baal“: Kauan Soares (Ekart), Wun Sze Chan (Baal). Foto: Daniel Senzek.
Tickets kosten samstags zwischen 17,00 und 69,00 Euro. Mit der Familienkarte zahlen eingetragene Familienmitglieder jeweils 10 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Daniel Senzek

 

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