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MKM Museum Küppersmühle: Sigmar Polke trifft auf Blinky Palermo

Das Museum Küppersmühle zeigt im Oberlichtsaal im Erweiterungsbau den Zyklus Original + Fälschung von Sigmar Polke zum ersten Mal gemeinsam mit einer konzentrierten Werkübersicht von Blinky Palermo. Foto: MKM.
Das Museum Küppersmühle zeigt im Oberlichtsaal im Erweiterungsbau den Zyklus Original + Fälschung von Sigmar Polke zum ersten Mal gemeinsam mit einer konzentrierten Werkübersicht von Blinky Palermo.

Sigmar Polke und Blinky Palermo trafen sich 1962 an der Düsseldorfer Kunstakademie und wurden Freunde. Polke studierte bei Gerhard Hoehme, und Palermo war Meisterschüler von Joseph Beuys. Die Präsentation im Museum Küppersmühle ist eine konzentrierte Gegenüberstellung größerer Werkgruppen der beiden damals jungen Künstler aus der Sammlung Ströher.

Sigmar Polkes „Original + Fälschung“ im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst. Foto: Petra Grünendahl.
Mit der 38-teiligen Serie Original + Fälschung (entstanden unter Mitwirkung von Achim Duchow) fragt Sigmar Polke mit untergründigem Humor nach der Wahrheit und Glaubwürdigkeit von Bildern und schafft ein Werk höchster Vielschichtigkeit und Doppeldeutigkeit – ein ebenso kluger wie ironisch bissiger Beitrag zu einer Geschichte des Sehens und Verstehens. Es geht nicht nur um das Thema Kunstdiebstahl, sondern darüber hinaus auch um die Frage der Urheberschaft, der Autorschaft, um die Rolle der Medien und der Betrachter – Themen, die heute angesichts lebhafter Diskussionen über kollektive und individuelle Verantwortung sehr aktuell sind. Fragen, die uns im alltäglichen Umgang mit den Medien jeden Tag beschäftigen, hat Sigmar Polke bereits vor 50 Jahren aufgegriffen, lange vor dem Einsatz künstlicher Intelligenz im Bereich bildgebender Mittel. Original + Fälschung hat mit seinem Witz, den zahlreichen alchimistisch verschmolzenen Bildideen und Gedankenmontagen und ihrer ebenso rotzigen wie präzisen Ausführung bis heute nichts von seiner Kraft eingebüßt.

Blinky Palermos Schaffen verfolgte keine gesellschaftlichen Themen wie Polkes Werk, sondern offenbart die Auseinandersetzung mit ästhetischen Debatten seiner Zeit; zum Beispiel ein Kunstwerk auch als Konzept und nicht nur als Objekt an der Wand zu begreifen. Sein Interesse konzentrierte sich auf elementare Farben und Formen wie Quadrate oder Dreiecke, mit denen er die Verhältnisse zwischen Fläche, Raum und Zeit erprobte. Später verzichtete Palermo ganz auf Ölfarbe und verwendete farbige Stoffe aus dem Kaufhaus. Die Übernahme von Materialien aus Massenproduktionen und Techniken der Werbeindustrie, wie dem Siebdruck, verbinden Palermos und Polkes sonst so verschiedenen Praktiken Diese auch aus der US-Amerikanischen Pop und Minimal Art bekannten Strategien wurden als radikal und provozierend empfunden. Auf Polke wie auf Palermo richtete sich sehr rasch die internationale Aufmerksamkeit. Persönlich war Blinky Palermo auf sympathische Weise umtriebig und gleichzeitig sehr bescheiden. Manche sahen in ihm den James Dean der Malerei, erste Ausstellungen waren Flops. Im Alter von nur 33 Jahren kam er auf den Malediven ums Leben, die Umstände seines plötzlichen Todes blieben bis heute ungeklärt. Anders als sein Lehrmeister Joseph Beuys mied Palermo die große Geste. Er erklärte seine Werke nicht, sondern konstatierte: „Ich habe kein Programm“. Sein Schaffen widersetzt sich einer kunsthistorischen Einordnung im Sinne klassischer Gattungen und Methoden. Er gilt als Frühvollendeter, dessen Werk zusammen mit dem von Imi Knoebel Maßstäbe setzte, die bis heute von großem Einfluss auf jüngere Künstlerinnen und Künstler ist.

Noch nie wurden Sigmar Polke und Blinky Palermo in einem Raum präsentiert– zwei Freunde, ohne die die deutsche Kunstentwicklung ganz anders verlaufen wäre. Die Frische und Unmittelbarkeit ihrer Werke halten bis heute an.

 
Museum Küppersmühle:
Duisburger haben donnerstags freien Eintritt

MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst. Foto: Petra Grünendahl.
In den Wechselausstellungsräumen im Erdgeschoss ist noch bis zum bis zum 5. Mai 2024 die Sammlung Haniel zu sehen. Das Museum Küppersmühle findet man im Innenhafen am Philosophenweg 55 (Haupteingang, der Parkplatz befindet sich auf der anderen Straßenseite). Mittwochs ist das Museum von 14 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr. Montags und dienstags ist Ruhetag. Der Eintritt kostet nur für die Wechselausstellungen 6 Euro (ermäßigt 3 Euro), für das gesamte Haus (inkl. Wechselausstellung) 12 Euro (ermäßigt 6 Euro). Familien (2 Erwachsene plus Kinder) zahlen 18 Euro für das ganze Haus, 10 Euro für Wechselausstellungen. Kinder bis 16 Jahren haben freien Eintritt. Kindergruppen (Schule, Kita, Kinderfreizeit) zahlen 2 Euro pro Kind und Betreuer. Donnerstags haben alle Duisburger (gegen Vorlage des Personalausweises) freien Eintritt. Das MKM ist Partner der Ruhrkultur.Card. Alle Ausstellungsräume des Museums sind auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich.

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Offene Führungen durch die Sammlung sowie durch laufende Ausstellungen gibt es jeden Sonntag um 15 Uhr, aber auch nach Vereinbarung. Durch die Wechselausstellung gibt es mittwochs zwischen 15 und 16 Uhr die Führung „KunstMittwoch“. Beide Führungen sind im Eintritt enthalten. Zu den Ausstellungen bietet das MKM zudem immer wieder Themenführungen, Künstlergespräche oder Sonderformate an. Informationen zu Führungen und dem Begleitprogramm zu Ausstellungen gibt es unter www.museum-kueppersmuehle.de). Hier findet man zu Corona-Maßnahmen.

 

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Das Museum Küppersmühle als Kunstwerk um die Moderne Kunst

MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst. Foto: Petra Grünendahl.
Das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst wurde im Jahre 1999 in einem ehemaligen Getreidespeicher im Innenhafen eröffnet. Er wurde nach Plänen der Basler Architekten Herzog & de Meuron zum Museum umgebaut. Initiator des Museumsprojekts war der Duisburger Kunstsammler Hans Grothe (1930–2019). Grothes Sammlung umfasste über 800 Werke von mehr als 40 deutschen Künstlern. Seit der Übernahme seiner Sammlung durch das Darmstädter Sammlerpaar Sylvia und Ulrich Ströher 2004/2005 stieg die Anzahl der Ausstellungsstücke und der vertretenen Künstler noch erheblich an. Insgesamt handelt es sich um eine der wichtigsten und umfangreichsten Sammlungen deutscher Kunst seit 1945. Zur Präsentation der ständigen Sammlung kommen immer wieder Wechselausstellungen hinzu. Seit 2008 war ein Erweiterungsbau geplant: Zunächst als ein „Schuhkarton“ auf den Silotürmen, der 2011 wegen Baumängeln scheiterte. Bei einem neuen Anlauf beauftragten die Ströhers 2014 das Architektenbüro Herzog & de Meuron erneut mit der Planung (Baubeginn war 2016): Der Erweiterungsbau wurde im September 2021 eröffnet. Seitdem sind im MKM in 42 Räumen auf gut 5.000 Quadratmetern etwas 320 Werke als Highlights aus der Sammlung Ströher in der Dauerausstellung zu sehen. Die Sammlung ist um ein mehrfaches größer: Schließlich sammelt das Darmstädter Ehepaar ja schon seit Mitte der 1980er-Jahre – und immer noch weiter. Der Fokus liegt auf Malerei, aber auch Skulptur, Installation und Fotografie sind vertreten. Die Sammlung umfasst zentrale Positionen der Kunstentwicklung in Deutschland, von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.

 
Das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst als Standort der Sammlung Grothe wird seit seiner Gründung von der Stiftung für Kunst und Kultur e. V. Bonn betrieben. Die Stiftung konzipiert und organisiert die Ausstellungen und betreut die umfangreiche Sammlung, die heute dem Kunstsammler-Ehepaar Ströher aus Darmstadt gehört, im MKM. Direktor ist seit 1999 Walter Smerling.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: MKM (1), Petra Grünendahl (3)

 

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